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meine Reise nach Tunesien

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Beitrag von Ceres So März 12, 2017 10:51 am

Meine Reise nach Tunesien (aber Vorsicht, ist ein langer Reisebericht!)

Abends klingelte das Telefon. Einer meiner besten Freundinnen hatte sich gemeldet, die nach dem Mauerfall von Thale nach Hildesheim übergesiedelt war. Mein Mann und ich kennen sie schon viele Jahre; denn auch sie war Auslandskader und auf dem gleichen Standort wie wir. Wir telefonieren noch öfters, das so nebenbei.

"Ich habe 2 Flüge", berichtete Babette, kurz Babsy. "doch meine Bekannte ist krank geworden und kann nicht mitfliegen. Hast du Lust mitzukommen?"
Sie erzählte mir noch einige Einzelheiten des Ablaufs. Ich war begeistert! Aber zuerst wollte ich doch mit meinem Mann darüber sprechen, ob er überhaupt damit einverstanden wäre. Das war mir wichtig.
Ein wenig besorgt blickte er mich an, aber dann meinte er schmunzelnd: "Mach mir dort nur keinen Kummer und komme heil wieder zurück".
"Du bist damit einverstanden, mir ihr zu reisen?"
"Soviel Vertrauen habe ich zu dir.. und das Mädel ist auch nicht Risiko-freudig, so wie ich sie einschätze."
"Nein, das ist die nicht. Sie ist eher schüchtern".
„Du bist wirklich damit einverstanden?“
„Ja, wenn du dir keinen anderen Kerl suchst...“, scherzte er.
„Na, das ganz bestimmt nicht!“, erwiderte ich entschieden.
„Du kannst mit Babsy reisen, wenn du so gerne möchtest?“
„Das Land würde mich schon sehr interessieren“.
„Fliege mit ihr“, meinte er.
Also konnte ich Babsy am nächsten Tag zurückrufen und zusagen.

Inzwischen fuhr ich nach Magdeburg zur Tropenklinik. Dort bekam ich von dem Arzt eine Schluckinfung gegen Typhus und weiteres Zeug. Weiterhin wurde Tetanus aufgefrischt. So fühlte ich mich doch geschützt in dem mir fremden Land.

Wenige Tage später kam sie zu mir mit ihrem Gepäck; denn wir hatten vor gemeinsam von Magdeburg nach Berlin zum Flughafen zu fahren.
Der Zug hielt am Bahnhof Zoo um Mitternacht. Schon in der Bahnhofshalle stießen wir auf Drogenabhängige, die sich anscheinend zuvor eine Ladung gespritzt hatten. Ein junger Mann, der nicht gerade einen gepflegten Eindruck machte, lag in einer Ecke, total high, er schien sich bis zur Halskrause vollgepumpt zu haben. Der ganze Anblick vom Bahnhof Zoo von den Fixern, Strichern und Prostituierten in der Halle sowie auch außerhalb, bereitete mir ein unangenehmes Gefühl .
Bloß weg von hier!

Von dem Bahnhof ging es mit den Schuttle weiter zum Flughafen Tegel. Dieser gleicht fast dem Baustil des Pentagon. Das Flughafengelände war einst ein Teil der Jungfernheide und hatte den Preußen-Königen als Jagdgebiet gedient. Später wurde das Gelände als preußischen Militär und Artillerie-Bataillon genutzt. Dort wurden auch Experimente von unterschiedlichen Luftschiff-Konstruktionen durchgeführt. Seit 1906 existierte die erste Luftschiffhalle. Während des I. WK wurde dieses Bataillon zur Luftschiffer-Ersatzabteilung umgestaltet. Von 1968 an zogen alle Charterfluggesellschaften von Tempelhof nach Tegel um, um Überlastungen zu umgehen; denn Tempelhof konnte das Passagieraufkommen nicht mehr bewältigen. Das erste Terminalgebäude entstand zur gleichen Zeit und entwickelte sich rasant in Hinsicht Aus- und Umbauten und zeigt somit ihre Präsenz, besonders nach dem Mauerfall. Heutzutage ist dieser Flughafen Tegel der Knotenpunkt Berlins, so dass für neue Flugverbindungen oder die Stationierung neuer Flugzeuge kaum noch freie Slots vorhanden sind; denn im Laufe der Jahre ist ein immer höheres Passagieraufkommen zu verzeichnen, als die offiziellen Kapazitäten für die Abfertigungsgebäude ausweisen. Eine Zahl wird mit 11,5 Mio Fluggäste pro Jahr angegeben.

Nach Mitternacht erreichten wir den Flughafen. Unser Flug ging in den frühen Morgenstunden los nach Monastir.
Wir hatten noch einige Stunden Zeit und durchstreiften die Abflughalle. Doch waren alle Läden geschlossen, nur aus einem Kaffeeautomaten bedienten wir uns mit einem Becher Kaffee, schwatzten noch eine Weile und dösten vor uns hin.

Jemand stieß mich in die Seite. Es war meine Freundin. „He, wach auf“, Ich muss wohl eingepennt sein. Langsam füllte sich die Halle. Im Morgengrauen ging es los mit dem Einchecken am Schalter der Lufthansa.
Mattes Licht empfing uns im Inneren des Fliegers Boing 747 mit den drei Sitzreihen. Unsere Plätze fanden wir in der Mitte der rechten Reihe. Langsam füllte sich der Innenraum. Aber alle Plätze schienen nicht belegt zu sein.

Unser Flug dauerte ca. 4,5 Stunden. Der Flug war ruhig und gut. Die Verpflegung war nicht schlecht. Es gab eine warme Mahlzeit, Kaffee und Gebäck. Zu unserer Überraschung reichte uns die Flugbegleiterin auch noch eine kleine Flasche (Piccolo) Wein, der aber recht herb war und wir unsere Witzeleien nicht unterdrücken konnten. Wir lachten leise mit vor gehaltender Hand. „Wie Essig..“ Babsy verzog ihr Gesicht. „noch mehr davon und du wirst zum Sauerpampel“.
„Oder zum Miesepeter“,
Wir schwatzten und lachten noch eine Weile.
Das Morgenrot drang schon durch die kleinen Fenster.

Ankunft in Monastir

Flughafen Monastir Habib Bourguiba. Dieser Flughafen wurde nach dem Staatsgründer und langjährigen Präsidenten benannt. Bourguiba wurde 1903 in Monastir geboren. Er war der Sohn einer mittelständigen Familie. Sein Vater war Armeeoffizier. Habib war der jüngste von acht Geschwistern. In Tunis studierte er Politik und Rechtswissenschaft. Habib Bourguiba hatte sich immer für die Unabhängigkeit eingesetzt.

In der Halle war es kühl und angenehm.
Die Abfertigung ging auch ziemlich reibungslos vonstatten. Passkontrolle, auch mit dem Visum gab es keine Probleme. Pass auf, Stempel rein und ab ging es zu den Bändern des Koffertransportes. Es ging relativ fix und sobald konnten wir unsere Gepäckstücke von Laufband nehmen. Aber vielleicht hatten wir nur Glück, das unsere Koffer einen mit der Ersten auf das Band gelegt worden waren?
Als wir ins Freie traten, empfing uns schon am Morgen eine brütende Hitze. Die wenigen Palmen vor dem Gebäude spendeten kaum Schatten. Noch waren wir nicht am Ziel; denn irgendwie mussten wir noch nach Hammamet zu unserem Hotel Sahbi.
Wir erreichten einen Bus der in Kürze nach Hammamet fuhr. Der Bus füllte sich allmählich und kurz darauf bekamen wir einen Teil der Stadt zu sehen. Monastir machte auf uns einen hellen freundlichen Eindruck mit ihre weiß getünchten Häusern und Palmenhainen. Diese helle, sonnige Stadt gehört neben Kairuan und Sousse (komme ich noch später dazu) zu den ersten in Ifrygia (mittelalterliche arabische Bezeichnung) gegründeten arabischen Siedlungen. Monastir wurde auf den Ruinen der alten phönizisch-römischen Stadt Ruspina erbaut Die Festung (Ribat) ließ der Abbasiden-Kalif Harun ar-Raschid im Jahr 796 zum Schutz gegen Angriffe der byzantinischen Flotten errichten.
Lt. historischen Quellen (die mir aber unbekannt sind) war aus dem frühen 10. Jh. der Aufenthalt im Ribat besonders verdienstvoll, denn es hieß, ein dreitägiger Postendienst garantierte jeden einen Platz im Paradies. Diese Festung diente als ein Wallfahrtsort und auch Meditationsort in religiöser Hinsicht.
Heute ist Monastir eine wichtige Universitätsstadt mit einer hoch angesehenen Medizinische Fakultät. Eine Vielzahl von Studenten sind hier anzutreffen. Auch blüht hier der Olivenhandel neben Sousse und Sfax.
Zwischen den beiden Städten war die Wüste noch noch so sichtbar. Die Landschaft war teilweise bewachsen mir den unterschiedlichen Pflanzenarten, kleine Palmenhaine, verstreut stehenden Korkeichen, Aleppokiefern und sogar Erdbeerbäume (die eher zu der Gattung der Heidekrautgewächse zugeordnet werden).

Während der Fahrt entdeckten wir in Abständen kleine Häuser, weiß getüncht, umgeben mit Palmen, Büschen und farbenprächtige Blumen. Diese kleinen Oasen machten einen friedlichen Eindruck. Wir erreichen Sousse (zu dieser Stadt komme ich später noch), die sich zwischen Monastir und Hammamet befindet.
Wir fuhren schon ca. über eine gute Stunde, und bald mussten wir wohl Hammamet erreichen. Der Busfahrer war auch nicht gerade der Schnellste, obwohl er mit uns auf eine gut ausgebaute Straße fuhr, die sich teilweise durch ein Steppengelände schlängelte. Die Strecke hatte eine Länge von ca. 110 Kilometer, also keine Riesenentfernung!
Die ersten Häuser kamen in Sicht. Wir freuten uns schon, sobald erst mal im Hotel zu sein, sich den verschwitzten Kleidung zu entledigen und eine kalte Dusche zu genießen.
Das Hotel „Sahbi“ befand sich in einer Nebenstraße, aber mitten im Herzen der Stadt. Es schien mir ein kleines gemütliches Familienhotel zu sein. Man empfing uns recht freundlich und boten uns etwas zu Essen an. Zu unserem Glück sprach die Frau in mittleren Jahren Deutsch – zwar nicht perfekt, aber wir kamen mit ihr ganz gut klar. „Hier Ihren Schlüssel“, sie reichte ihn über den kunstvoll mit orientalischen Ornamenten gestalteten Tresen. „Bitte die Treppe hinauf und das linke Zimmer. Wenn Sie dann beide etwas essen mögen, kommen Sie“.
Wir bedankten uns ebenso freundlich, nahmen den Schlüssel und stiegen die Treppe hinauf. Es war zwar kein Luxushotel, aber wir gewannen den Eindruck, es ist recht ordentlich und gepflegt.
Uns empfing ein echt sauberes und geräumiges Zimmer welches auch hier mit einem bunt gewebten Teppich ausgelegt war wie im Foyer und Flur.
Die beiden Betten machten einen gepflegten Eindruck. Perfekt waren die weißen Tücher zusammengelegt. Uns gefiel das Zimmer mit dem orientalisch filigranen Türen des begehbaren Schrankes, welches sehr geräumig war und die halbe Wand einnahm. Angenehme Kühle herrschte in dem Zimmer mit den zwei weiß bezogenen Betten und einen Tisch mit zwei Stühlen. Alles in diesem Raum hatte eine orientalische Ambiente.
Das Fenster war geschlossen und die baumwollartigen Vorhänge in einer bräunlichen Farbe schützte das Zimmer vor der heißen Sonne.
„Na, ist das Zimmer gut?“, wollte Babsy wissen.
„Mir gefällt es. Ich möchte das Bett am Fenster nehmen, ist es dir recht?“.
„Klar, wie du möchtest“, sie lacht.

Nachdem wir uns eingerichtet haben und nach einer kühlen Dusche und frischer Kleidung fühlten wir beide uns wohl. Wir gingen hinunter zum Speiseraum, der nicht sehr groß war mit nicht allzu vielen Tischen. Uns empfing ein junger Kellner (ich nahm an, das er der Sohn der Familie war). Er war ein etwas dunkelhäutiger Typ mit pechschwarzen Haar und mit hübschen Gesicht. Seine dunklen Augen blickten uns freundlich an. Er sprach etwas von Fisch, den er für uns braten wollte. Es würde nicht lange dauern mit dem Essen, versicherte er und bat uns zu setzen.
„Ein echt hübscher Mann...“, meinte Babsy.
„Du wirst doch wohl nicht...“, ich hob mahnend den Finger und scherzte.
Sie lachte nur.

Der frisch gebratenen Fisch mit ein wenig Salat und Kartoffeln schmeckte recht gut. Auch wurde uns Wasser in Flaschen und Gläser gereicht . Dazu gab es etwas Fladenbrot.
Das Essen war reichlich.
Nach dem Essen erkundeten wir die Stadt.
In der Antike war das Gebiet eine römische Siedlung mit Namen Pupput. (Seit 2004 wurde bei archäologischen Grabungen eine umfangreiche Nekropole des antiken Pupput entdeckt). Im allgemeinen gibt es nur wenige Überlieferungen. Soviel ist aber historisch belegbar, dass im 13. Jh. eine Festung gebaut wurde. Die Stadt selbst entstand wohl erst im 15. Jh. Hammamet (Europäer nannten sie Mahomette) und war ein Stützpunkt der Korsaren. Sie wurde mehrmals von den Spaniern angegriffen. Aus dem einstigen Fischerdorf entwickelte sich Hammamet zu einer blühenden Stadt.
Doch hatte Hammamet eine traurige Vergangenheit: Zu Beginn des Jahres 1943 wurde die Villa Sebastian zum Hauptquartier des Generals Erwin Rommel. Der Nachfolger Hans von Armin mitsamt seinen Stab kapitulierte. 130.000 deutsche und 120.000 italienische Soldaten gerieten in tunesischer Gefangenschaft. Diese bitteren Niederlage war von entscheidender Bedeutung für den weiteren Verlauf des II. WK

Erkundung der Stadt

Am nächsten Morgen weckte uns früh der Muezin, der 5 mal am Tag zum Gebet aufruft. Nach dem Frühstück entdeckten wir gleich neben dem Hotel eine Teppichweberei. Schon am Morgen brennt die Sonne und wir kamen ins Schwitzen. Wir blieben stehen und mit Neugier versuchten wir einen Einblick in die Halle zu nehmen, in die einige junge Frauen an ihren Webstühlen saßen und herrliche, farbige Teppiche webten. Ein Mann mittleren Alters, der an einem Tisch saß, lud uns ein näher zu treten. Sobald folgten wir ihn. Es war ein nicht sehr großer Raum.
Wir bestaunten die Fingerfertigkeiten der Frauen, die halbfertigen Teppiche mit orientalischen Mustern. Zu unserer Überraschung sprachen einige Frauen Deutsch und erzählten uns von ihren Arbeiten. Das taten sie so umfangreich, das wir uns eine geraume Zeit mit ihnen unterhielten. Wir kämen aus Deutschland und verbringen unseren Urlaub hier in Tunesien. Der Mann gesellte sich wieder zu uns und meinte, wir könnten einen Teppich kaufen. Er ging zu einem Stapel fertig gewebter Teppiche und breitete einige vor uns aus. Zugegeben: Einer war noch schöner als der Andere...
Immer wieder drängte er uns fast zum Kauf; aber um ihn nicht womöglich zu konfrontieren, entgegneten Babsy und ich, das wir es uns noch überlegen wollen...
Ein ganz besonders schönes orientalisches Muster eines noch halbfertigen Teppichs zog mich magisch an. Die junge Frau blickte freundlich auf und ich kam mit ihr ins Gespräch. Sie lebt mit ihren Mann hier in der Stadt. Ihr Haus sei nicht weit von hier entfernt. Ich erzählte, das ich mich sehr freue über ihre Freundlichkeit und das wir bei ihren Arbeiten zusehen dürfen.
Während des Gespräches lernte ich diese junge Frau näher kennen. Am Nachmittag sei ihre Arbeit zu ende und wir könnten uns weiterhin unterhalten. Erfreut stimmte ich zu.

Der Mann, so habe ich erfahren, war auch der Besitzer von unserem Hotel. „Sie haben eine sehr schöne Kette. Sie ist aus Gold? Würden Sie Saida (die junge Frau, mit der ich ins Gespräch kam) schenken?“
„Das kann ich nicht, es ist ein Geschenk meines Mannes. Er wäre darüber sehr böse...“, antwortete ich freundlich, aber bestimmt.
(Auch an den folgenden Tagen bat er mich, meine Kette Saida zu schenken, das ich aber nicht tat. Da wurde mir klar, das ich in orientalischen Ländern besser kein Gold mit mir tragen sollte, was ich auch dann nie wieder tat).
Noch geraumer Zeit verabschieden wir uns von den Frauen und dem Hotelbesitzer und streiften weiter durch die Stadt. Männer in ihren hellen Gewändern und Turban hockten vor einem „Teehaus“, umgeben von einer Schar von Fliegen. Sie schienen mächtige Geduld zu haben, da sie diese Insekten nicht vertrieben, die über die Gesichter der Männer krochen, an den Ohren und Hals.
Frauen erblickten wir dort keine. Es schien wohl, als hätten sie unter der Männerwelt nichts zu suchen...

Wir liefen zur Festung Kasbah, von dem wir einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und das Meer erhofften. Die Altstadt (Medina) hat auch hier ein orientalisches Ambiente mit ihren kleinen Gassen. Die Festung mit ihren Türmen erstreckt sich auf einer Feldzunge weit ins Meer. Beeindruckend ist die gewaltige Stadtmauer aus dem 12. Jh., und der Kasbah (15. Jh.), die einst den kleinen Fischereihafen schützte, ist schon ein imposanter Anblick!
Die Festung selbst entstand schon im 9. Jh., in die sich die Wohnung des Befehlshabers dieses Quasr-Ribats befand. Gleichzeitig auch die Verwaltung der Morabitun-Güter.
Während der Zeit des Hafsidenherrschers Othman im Jahr 1463 wurde die Kasbah erweitert und als Residenz des Statthalters eingerichtet.
Uns reizt es sehr, diese Festung zu erkunden. Schmale Gänge, Treppen und wir gelangten auf einer freien Fläche. Noch heutzutage kann der Besucher die gewaltigen Kanonen bewundern, die auf gewaltigen Steinblöcken ruhen und auf das Meer gerichtet sind, die wir auf dem Weg ins Innere der Festung sahen. Als wir nach ganz oben gelangten, waren wir überrascht eine kleine Teestube zu finden, vor den sich einige kleine Tische mit darunter geschobenen Stühle befanden. Der Anblick war spartanisch, wirkte aber einladend. Der Inhaber der kleinen Teestube, bekleidet mit einem hellen Gewand und Turban begrüßte uns freundlich und bot uns Tee.
Wenige Augenblicke später servierte er uns Pfefferminztee in kleinen Gläsern, sehr stark und süß. Der Tee soll besonders Kräfte spendend sein in der Hitze ab 35 Grad im Schatten. Zu dem Tee gab es noch für jeden ein Makroud (kleine runde in Honig getränkte Grießgebäckstücke, gefüllt mit Dattelpaste), die ebenfalls sehr süß schmeckten.
„Wir müssen aufpassen, das wir keinen Zuckerschock kriegen“, meinte Babsy.
„Oder das Ganze bringt uns noch um, dazu kommt noch die wahnsinnige Hitze“, wir lachten fröhlich und witzelten noch eine Weile. Den Preis für das fast übersüße Zeug weiß ich mit den Jahren nicht mehr; aber auf jeden Fall kostete uns diese Leckerei nicht viel Geld.
Die Tage vergingen wie nichts! Entweder lagen am Strand unter einen Sonnenschirm aus Palmwedel oder erkundeten die Stadt.

Nicht zu vergessen den alten guten Abdul, ein Mann in mittleren Jahren, der für uns ein traditionelles Gericht servierte, immer wenn wir vom Strand oder aus der Stadt kamen.
Brick, eine Teigtasche, gefüllt mit Parmesan und verschiedene Kräuter mit Zwiebeln,
welche er in Olivenöl gesiedet hatte – eine kleine Leckerei! So oft wir auch ihn begegneten, hatte er immer diese Teigtaschen uns serviert mit einer herzlichen Geste.
Er führte uns durch sein Haus und begann mit mir zu flirten; doch sobald ich es bemerkte, meinte ich, das ich schon verheiratet bin und mein Mann, den ich sehr liebe, schon auf mich wartete.
Aber meine Freundin sei noch frei. Sofort begann er mit ihr zu flirten, doch Babsy zeigte keine Interesse. Es schien ihr unangenehm zu werden, so meinte ich, dass sie auch in Deutschland einen Freund habe...Er hatte verstanden und lies von uns ab, aber seine Herzlichkeit blieb uns erhalten..
Ich muss zugeben, das wir uns einen kleinen Scherz erlaubt hatten mit dem armen Abdul, der älter schien als er tatsächlich war.

In einem Händlerviertel beobachteten wir die Herstellung der Teller aus Messing, die kunstfertig und mit Geschick bearbeitet wurden. Es waren richtig kleine Kunstwerke! Hier hieß es Handeln – und wenn man es nicht tat – galt man als dumm. Ich muss dazu sagen, dass ich in Hinsicht des Handelns dort auf Basaren den letzten Schliff gekommen habe! Einige Teller (runde und ovale) erstand ich für einen guten Preis, die sich noch immer in unserem Besitz befinden und einen Platz an der Wand im Korridor gefunden haben. Auch erhandelte ich eine wunderbare Handtasche, schön verziert, aus Kamelleder, die ich noch heute habe und manchmal benutze.

Die Sahara

Am nächsten Tag startete unsere Fahrt in die Wüste. Mit dem Bus sollte es über den Schott El Djerid bis Douz – eine der letzten Oasen in der Sahara gehen. Dann weiter mit einer Karawane weit in die Wüste. Wir versprachen uns ein unvergessliches Abenteuer...
So ging es am frühen Morgen los. Unsere Reisegruppe war ziemlich gut gemischt: Deutsche, Engländer, Schweizer, Österreicher unterschiedlichen Alters. In ihren Gesichtern spiegelte sich große Erwartungen, vermischt mit Neugier und Abenteuer...Im klimatisierten Bus waren fast alle Plätze belegt.

Unser erstes Ziel war die Stadt Sousse, die im 9. Jh. v. Chr. Von den Phönizern mit dem Namen „Hadrumitum“ gegründet wurde. Im 3. Jh. n. Chr. Von den Römern zerstört wurde. Aber rasch erholte sich die Stadt und erlebte eine wirtschaftliche Blütezeit, da die Römer Macht über die Einwohner gewannen.. Im 7. Jh. erfolgte die arabische Eroberung .
Im 12. Jh. besetzten die Normannen die Stadt. Während der Türkischen Herrschaft war die Hafenstadt Stützpunkt der Korsaren..
Soviel kurz zur Geschichte...

Der Fremde bekommt einen vielseitigen Eindruck von den Moscheen, von dem Ribat (Festung) und den Koranschulen. Es sind imposante Bauwerke, die den Fremden höchst beeindrucken. Die Medina von Sousse aus dem 9. Jh. ist von einer kilometerlangen Mauer umgeben und gehört seit 1988 zum Unesco Weltkulturerbe...

Wie in allen Städten und größeren Oasen herrscht ein vielseitiges unermüdliches Treiben. Durch kleinen Gassen drängen sich eine Schar von Menschen.. Schon am Morgen brennt unbarmherzig die Sonne herab und man ist bestrebt, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen..

Wir stießen auf Häuser aus Lehm, typisch für das orientalische Land. Geht man aber zum Hafen hinunter, gelangt man in die Slums.

Nach einer Pause ging es dann weiter nach über Monastir nach der heiligen Stadt Kairouan, die vergleichbar mit Mekka ist. Wir bekommen die berühmte Hauptmoschee „al-Dschämi'al-kabir“ zu Gesicht. Leider konnten wir nur bis auf dem Innenhof; denn für Fremde schien diese im Augenblick nicht betretbar zu sein. Es ist ein wundervolles Gebäude mit den Arkadengängen und Mosaikbildern.
Es gibt noch eine weitere Vielzahl von Moscheen mit ihren Miniretten, aber diese Hauptmoschee muss ein Fremder unbedingt gesehen haben wenn er diese heilige Stadt aufsucht!

Viele Märkte bestimmen ebenfalls die Stadt. Auch hier herrscht reges Treiben, wie in der riesigen Markthalle. Hier gibt es alles, was sich der Fremde erträumt! Von Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch bis hin zur Kleidung und Schmuck. Hier wird alles feilgeboten und gehandelt. Handeln ist hier Pflicht, das gilt allgemein in den Medinas und Märkte. Handelst du nicht, dann giltst du für dumm..

Weiter ging es nach einigen Stunden nach „EL Djem“ - ein riesiges Amphitheater. Das Bauwerk gleicht dem Kolosseum in Rom. Jedoch geht es hier bei diesem Bau nicht so sehr in die Tiefe wie beim Kolosseum.
In der auf eine punische Gründung zurück gehende Stadt siedelte Julius Caesar 45. v. Chr. Veteranen an. Unter Kaiser Hadrian erlebte die Stadt aufgrund der Ölproduktion einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Der römische Kaiser Septimus Severus erhob sie später in den Rang eines Municpiums (unabhängige Stadt, aber wie in Rom abgabenpflichtig).
In der Zeit des Prokonsuls Gordianus wurde das drittgrößte Amphitheater des Römischen Reiches erbaut. Gordianus wurde zum Imperator ausgerufen und vom Römischen Senat bestätigt. Doch folgten daraufhin einsetzende Auseinandersetzungen, wobei sein Sohn Gordianus II. Den Tod fand. Gordian wählte den Freitod. Die Stadt selbst wurde von loyalen Truppen des Maximis Trax zerstört und erholte sich nicht mehr. Das Amphitheater blieb unvollendet.

Heutzutage erstrahlt die Stadt im lichten Glanz, aufgebaut auf den Ruinen der antiken Stadt Thysdrus. Die mächtige Ruine des Amphitheaters macht die Stadt berühmt. Viele Fremde, die Tunesien bereisen, besuchen – wie wir es taten – diesen Ort.

(Beende ich erstmal den Teil)

Teil II folgt
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Beitrag von Ceres So März 12, 2017 10:59 am

Wie in allen Städten und größeren Oasen herrscht ein vielseitiges unermüdliches Treiben. Durch kleinen Gassen drängen sich eine Schar von Menschen.. Schon am Morgen brennt unbarmherzig die Sonne herab und man ist bestrebt, ein schattiges Plätzchen aufzusuchen..

Wir stießen auf Häuser aus Lehm, typisch für das orientalische Land. Geht man aber zum Hafen hinunter, gelangt man in die Slums.

Nach einer Pause ging es dann weiter nach über Monastir nach der heiligen Stadt Kairouan, die vergleichbar mit Mekka ist. Wir bekommen die berühmte Hauptmoschee „al-Dschämi'al-kabir“ zu Gesicht. Leider konnten wir nur bis auf dem Innenhof; denn für Fremde schien diese im Augenblick nicht betretbar zu sein. Es ist ein wundervolles Gebäude mit den Arkadengängen und Mosaikbildern.
Es gibt noch eine weitere Vielzahl von Moscheen mit ihren Miniretten, aber diese Hauptmoschee muss ein Fremder unbedingt gesehen haben wenn er diese heilige Stadt aufsucht!
Viele Märkte bestimmen ebenfalls die Stadt. Auch hier herrscht reges Treiben, wie in der riesigen Markthalle. Hier gibt es alles, was sich der Fremde erträumt! Von Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch bis hin zur Kleidung und Schmuck. Hier wird alles feilgeboten und gehandelt. Handeln ist hier Pflicht, das gilt allgemein in den Medinas und Märkte. Handelst du nicht, dann giltst du für dumm..

Weiter ging es nach einigen Stunden nach „EL Djem“ - ein riesiges Amphitheater. Das Bauwerk gleicht dem Kolosseum in Rom. Jedoch geht es hier bei diesem Bau nicht so sehr in die Tiefe wie beim Kolosseum.
In der auf eine punische Gründung zurück gehende Stadt siedelte Julius Caesar 45. v. Chr. Veteranen an. Unter Kaiser Hadrian erlebte die Stadt aufgrund der Ölproduktion einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Der römische Kaiser Septimus Severus erhob sie später in den Rang eines Municpiums (unabhängige Stadt, aber wie in Rom abgabenpflichtig).
In der Zeit des Prokonsuls Gordianus wurde das drittgrößte Amphitheater des Römischen Reiches erbaut. Gordianus wurde zum Imperator ausgerufen und vom Römischen Senat bestätigt. Doch folgten daraufhin einsetzende Auseinandersetzungen, wobei sein Sohn Gordianus II. Den Tod fand. Gordian wählte den Freitod. Die Stadt selbst wurde von loyalen Truppen des Maximis Trax zerstört und erholte sich nicht mehr. Das Amphitheater blieb unvollendet.

Bevor wir Tozeur erreichen, erwartet uns noch ein ganz besonderes Abenteuer mit der berühmten Phosphat-Bergbahn, die sogenannte „Rote Eidechse“, die von der winzigen Oase Tabeditt startete und zwischen Redeyef und Matlaoui, (eine Oase, die sich kurz vor dem Chott El Djerid befindet). Fuhr.
Bevor unser Abenteuer startete, wurde uns ein warmes Essen gereicht (weiß aber nicht mehr was) Danach ging es durch die imposante Seldja-Schlucht (Atlasgebirge) bis fast zur Grenze Algeriens. Zu unserer Überraschung ähnelte der Zug an Westernfilme. Die Wände waren tapeziert mit Ornamenten verzierten Tapete, gepolsterte, reich verzierte Sitze. Von der Decke hingen dekorative Lampenschirme. Der Zug quoll fast über von den vielen Touristen. Einige Jungs rissen ihre Witze „Chilo Ranch“, „Rauchende Colds“ und ähnliches. Der Anblick war so lustig, das die umstehenden Leute in lautes Lachen ausbrach, als sie noch mit typischen Handbewegungen ihre Witze unterstrichen. Auch Babsy und ich konnten uns das Lachen nicht verkneifen.
Das war einfach zu lustig und witzig!
Der Zug zog sich fast quälend durch die Landschaft geprägt wie Canyons, vorbei an Dattelplantagen und den typischen kleinen Häusern aus Lehm. Je weiter der Zug dampfend in den Canyon eindrang, je verlassener schien uns die Welt, als befänden wir uns auf einen fernen Planeten. Hier befanden wir uns an einem Ort, der am abenteuerlichsten von ganz Tunesien ausschaut. Diese gewaltige zerklüftete Landschaft mit den steil aufragenden, roten Felswänden liegt weit ab von den Touristenzentren. Kein Mensch würde sich wundern, käme John Wayne um die Ecke. Es ist unmöglich mit dem Auto hierher zu kommen.
Diese abenteuerliche und lustige Fahrt mit dem Lezard Rouge (wie der Zug auch genannt wird) dauerte rd. 2 Stunden.

Tozeur

Am Nachmittag erreichen wir die südlich gelegene Stadt mit der Palmenoase. Dieser Ort war schon bei den alten Römern unter den Namen Thusuros bekannt. Ihren Reichtum und die Bedeutung verdanken die Menschen dem Karawanenhandel. Die Dattelernten bilden schon immer eine Lebensgrundlage der Bevölkerung. Hinzu kommt noch der Tourismus, der auch eine wesentliche Rolle in Hinsicht Wirtschaftsfaktor spielt.
Einzelne Bauwerke, die heute noch bewundert werden können, stammen aus dem 14. Jh. - und besonders beeindruckend ist das Altstadtviertel mit ihren verwinkelten Gassen, überdachten Tunnelwegen, die mit ihren typischen Lehmziegelarchitektur mit ihren ornamentalen Verzierungen beeindruckten nicht nur mich. In der Stadt selbst findet der Fremde auch moderne Gebäude neben der typisch orientalischen Architektur.
Tozeur befindet sich oberhalb nahe dem Schott El Djerid (später mehr dazu).
Das Besondere ist, dass diese Stadt fast umgeben ist mit der großen Oase von Dattelpalmen, die eine Fläche von ca. 10 km² hat. Hier herrschen extreme klimatische Bedingungen und es ist nicht ausgeschlossen, das es hier bis zu 50 ° C werden kann. Ein längerer Aufenthalt in dieser Oase könnte für einen Europäer echt zum Problem werden.
Wir erreichten die Hauptstraße. Der Bus bog in einer Nebenstraße ein – genug Platz für einen Stop. So wurde uns eine geraume Zeit zugestanden, den Kern der Stadt zu erkunden. Babsy rekelte sich auf. Während der Fahrt hatte sie vor sich hin gedöst.
Unser Weg führte in die große über dachte Markthalle, die uns wie ein Füllhorn schien. Hier wurde auch mit vielseitigen Angeboten gehandelt. Händler boten laut ihre Waren an, ob Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch bis hin zu viele Bekleidung bis hin zum Schmuck war alles vertreten. Doch kauften wir dort nichts. Aber auf der gegenüber liegenden Seite bildete sich eine Traube aus Touristen. Was gab es wohl dort zu kaufen?
Das zu erkunden liefen wir über die breite Straße und blickten neugierig über die Schulter der Anwesenden. Ein Händler bot seine Bananen und Datteln an. Der Tisch war derart voll mit den Früchten, dass er fast überquoll. Ich konnte nicht widerstehen und kaufte einige Bananen; jedoch ohne zu wissen, was ich mir mit diesen Früchten eingehandelt hatte! Sie ließ sich auch schwer schälen. Als wir diese probierten, schüttelte es mich geradezu. Keine Spur von Süße, hatte eher den Geschmack einer rohen Kartoffel. Es waren Kochbananen!

Der nächste Mülleimer war nicht weit entfernt. Babsy bemerkte meine Absicht, diese einfach wegzuwerfen. Sie nahm mir die Tüte aus der Hand. „Wenn du sie nicht willst – ich esse sie“.
„Sie schmecken doch gar nicht. Da kannst du gleich eine rohe Kartoffel essen“, entgegnete ich. „Ähh.. mir schmecken diese nicht. Ich werde noch andere Bananen kaufen“.

Wir lachten und witzelten noch über diese Früchte, während wir noch durch kleine schattige Gassen laufen und Tozeur erkunden. So „landeten“ wir in die Medina – eine ruhige Gegend mit wundervollen Häusern, die Lehnziegelschmuckstücken gleichen. Die Fassaden der Häuser bestehen aus vielseitigen Ornamenten, auch mit dem filigranen orientalischen Muster.
Unter den kunstvollen Torbögen im geometrischen Ziegelsteindekor stehen einige Händler und bieten Souvenirs: Ansichtskarten, Perlenketten, kleine mit Perlen bestickten Taschen und mehr anbieten.

„Komm, lasse uns zurück zum Bus gehen. Es ist nicht mehr viel Zeit, denn wir wollen ja noch zur großen Oase“.
„Recht hast du! Wie schnell ist die Zeit hier vergangen.. !“
Rasch liefen wir rechtzeitig zum Bus zurück. Der Bus füllte sich allmählich wieder mit unserer Reisegruppe. Nun ging es zur großen Oase, die außerhalb der Stadt liegt.

Mit Kutschen ging es in die Oase. Babsy und ich erwischten eine mit einem schwatzhaften Kutschenfahrer. Er schien ein lustiger Mensch zu sein und sang seine Lieder in arabischer Sprache. Selbst das Pferd – wie auch die anderen Pferde der zahlreichen Kutschen – waren mit bunten Schleifenband geschmückt. Zu unserer Überraschung sprach der Kutscher Deutsch, zwar gebrochen, aber wir verstanden ihn ganz gut.
„Ihr beiden Urlaub hier machen?“ hob er an und wendete sich kurz zu uns. „Wie lange bleiben ihr?“
„Hier nur ganz kurz“, gab ich zur Antwort.
„Du hierbleiben in Afrika“. Er lächelte mich an.
„Nein“.
„Du hierbleiben in Afrika und heiraten Afrika Mann“.
Unwillkürlich mussten wir doch lachen..
„Nein, wir bleiben nicht hier. Ich bin schon verheiratet. Wir machen hier Urlaub und dann fliegen wir wieder nach Hause“.
Im gemütlichen Gang trabte unser Pferd hinter den anderen Kutschen her, noch gefolgt von weiteren Kutschen. Es schien uns, als ob die Sonne noch erbarmungsloser schien, denn der kleine nahe Fluss war bis auf dem Bett ausgedörrt.
Die Wege waren sandig und die hohen Dattelpalmen, schätze so ca. 15 – 20 m hoch, warfen kaum Schatten. Auf einem großen Platz hielten die Gefährte und uns wurde ausführlich die Ernte der Früchte erklärt. Flink wie ein Wiesel erklomm ein junger Bursche die Palme und löste das Netz von den Früchten. Dann lies er eine Blütenstab zu Boden fallen. Die Früchte bekamen die Fremden - wir. „Es sind Deglet Nour Datteln – bitte probieren“, bat er mit freundlicher Geste.

Es waren so viele süße Wüstenfrüchte, das sich jeder aus unserer Gruppe daran satt essen konnte.
Dattelpalmen benötigen i8n der Wüste viel Sonne und besonders in den Sommermonaten viel Wasser. Das sind die Ansprüche, die eine Dattelpalme so stellt; denn ansonsten sind sie anspruchslos und der Boden selbst braucht nicht nährstoffreich zu sein. Er erfahren, das die Pflanzen eine Nutzzeit von 80 – 100 Jahre haben. Nur alle 2 Jahre entstehen die Früchte aus befruchteten Blüten. So werden die Palmen-Gärten in den Oasen auf ca. 100 weibliche Pflanzen 2 oder 3 männliche Pflanzen gepflanzt. Die Fruchtbildung findet bei einer Temperatur von 30 – 35 Grad statt. Ein Ertrag pro Baum beträgt im Durchschnitt ca. 100 kg Früchte – eine beträchtliche Anzahl! Dattelpalmen brauchen viel Wasser oder sie haben einen Zugang zum Grundwasser.


Schott El Djerid

Es ist eine abflusslose Senke, die sich im späten Tertier sich gebildet hatte. Es ist ein Salzsee, der durch Wasserläufe aus den nördlichen Bergen die heraus gespülte Salze mit sich führt, gespeist wird. Wenn es hier sehr heiß wird ca. bis zu 50 Grad, kann der See austrocknen und bilden sich Salzkristalle (die sogenannten Sandrosen).
Dieses Gebiet ist ein so „Totes Stück Land“, das sich kein Leben hier bewegt, nicht mal ein Vogel überfliegt diesen Salzsee.
Wir haben eine Stopp. Einige Händler bieten uns Sandrosen zum Verkauf an., die in Vielzahl und in unterschiedlichen Größen auf einer Art Tisch ausgebreitet sind. Ich fange zu Handeln an. Der Händler zeigt auf meine Zigarettenschachtel. Ein Tausch – einige Zigaretten gegen einige kleine Sandrosen.
Plötzlich ein gellender Aufschrei. Ich fuhr herum und blickte zu einem hohen aufgebauten Zelt, indem sich Kleidungsstücke befanden. Eine Frau mittleren Alters hatte sich wohl mächtig erschrocken. Ich lief zu ihr und fragte was sie so erschreckt haben mag: An einem hellen Gewand aus Baumwolle hatte sie in Form einer Spinne eine Brosche vermutet. Doch war es eine lebende Schwarze Witwe, die sich eilig verkroch.

Über eine einigermaßen befestigte Straße ging es dann weiter bis zur Oase Douz. Sie ist eine der letzten Oasen, die sich schon in der offenen Sahara befindet. Es ist schon später Nachmittag – und soviel ich schon mitbekommen habe, geht der Wechsel vom Tageslicht zur Nacht sehr schnell, als ob jemand das Licht ausschaltet.

Oase Kibili/Douz/Sahara

Am Sonnenuntergang erreichten wir die Oase Kibili. Kebili, eine der ältesten Oasen Tunesiens und Nordafrika mit ca. 100.000 Dattelpalmen. Neben Arabern und Berbern leben auch viele Schwarzafrikaner in der Oase. Kebili war einst ein Zentrum des Sklavenhandels nach Europa, der über den Hafen von Gabes lief. In den Sommermonaten kann es auch hier sehr heiß werden. Es wurden schon um die 50 und mehr Grad hier gemessen.. Wir erfahren, das diese Oase eine der heißesten Stellen der Erde ist. Diese malerische Oase befindet sich im Wege des Scirocco Windes, der sich im Zentrum der Sahara bildet und die heiße Luft zu den nördlichen Bezirken der Wüste bringt.

Ein großes Eingangstor in orientalischen Stil führte uns in die Oase. Hinter dem Tor erstreckte sich ein riesiges Palmenhain. An Seiten der breiten Straße befanden sich Wohnhäuser aus Lehm, bevor wir ins Zentrum gelangen. Hier auf dem Marktplatz erblicken wir moderne Bauten mit schönen orientalischen Arkaden.

Während der Fahrt erzählte der Reiseleiter, das unser Hotel neu erbaut wurde und wir die ersten Gäste wären und sicher werden wir uns dort wohlfühlen. Unser Hotel (Name fällt mir nicht mehr ein – und mit den Jahren wurden weitere Hotels gebaut), war exklusiv. Im eleganten Stil gebauten Foyer erhielten wir unsere Schlüssel. Zu unserer Überraschung hatte das Hotelzimmer eine Klimaanlage und sehr geräumig und sauber. Unser Zimmer lag Parterre. Eine große Terrasse lockte uns kurz hinaus; denn viel Zeit blieb uns nicht weil das Abendessen auf uns wartete.
Im Wasser des Swimmingpools spiegelte sich das Licht der Abendsonne und hinterließ ihre goldenen Punkte auf dem Wasser.

Der Speiseraum war geräumig. Das Büfett lockte mit vielseitigen Angeboten. Alles sah recht lecker aus. Doch was sagte mein Gesundheitsbüchlein? Keine Salate, ungeschältes Obst essen wenn man sich in orientalischen Ländern aufhält?
Sollte ich nicht doch von dem schön angerichteten Zeug essen? Ich hatte durch Impfungen gegen alles Mögliche vorgesorgt! Ob ich doch etwas davon esse?
„'Blümchen' auf das Gesundheitsbüchlein! Ich hole mir doch etwas davon. Die Salate und das Obst sieht echt lecker aus“, meinte ich. Babsy tat es mir nach und mit unseren gefüllten Tellern wanderten wir wieder zu unseren Tisch zurück. (Ich möchte noch erwähnen, das ich nach dem Verzehr keine Probleme hatte).
Nach dem reichlichen Abendessen blieben wir noch auf die Terrasse und schwatzten eine Weile über unsere Erlebnisse, blickten hinauf zu dem mit Sternen übersäten Himmel. Es herrschte eine gemütliche Ruhe. Nur einige Touristen, die auf einigen Stühlen Platz genommen hatten, unterhielten sich mit gedämpfter Stimme.

Nach dem reichlichen Frühstück ging es los. Wir erreichten mit den anderen Leuten aus unserer Gruppe einen freien Platz in Douz, wo die Führung mit den Kamelen schon auf uns warteten. Nach und nach wurden wir mit einem langen Gewand (ein leichter Baumwollstoff) eingekleidet. Danach einen Turban gebunden (ich weiß heute noch wie er gebunden wird). Es verging doch eine geraume Zeit, ehe alle Fremden damit „versorgt“ wurden. Es wurden kleine Gruppen gebildet. Jede Gruppe hatte einen Führer.
Ich fand es gar nicht so einfach auf mein Kamel zu reiten. Zuerst rutschte ich immer zur Seite...
Allmählich gewöhnte ich mich an das Tier. Gemächlich zog sich die Karawane dahin. Die Oase rückte immer mehr aus unserer Sicht – bis wir sie nicht mehr wahrnehmen konnten. Das ging so wenige Stunden – nur Sand, kein Baum, kein Strauch.
Hat jemand schon einmal diese Stille der Wüste gehört? Diese berauschende Stille, die in die Ohren dringt, nur das gemächliche Gehen und einige Laute der Kamele gehört?
Soweit wir auch vorgedrungen sind, je mehr bekam ich das Gefühl des Unwirklichen der Stille, der Sand, der wie Puder ist. Sanddünen in der Ferne – all das war eine unglaubliche Erfahrung, verbunden mit höchster Faszination. Was mich überraschte, war ein Sandvulkan, der sich in diesem Moment bewegte. Der Sand brodelte von innen nach außen, gleich einer kleinen Wasserquelle. Kaum konnte ich meinen Blick von diesem Bild lösen.

Nach einer geraumen Zeit legten wir eine Pause ein. Es gab als kleine Snack Wasser und ein Stück Fladenbrot.
Der freundliche Führer, ein ziemlich dunkelhäutiger junger Mann, sprach gut Deutsch. Er erzählte uns über die Wüste, wie gefährlich es sein könnte bei einem Sandsturm; abgesehen davon sollte man auch nicht allein in die Wüste gehen. Man könnte schnell die Orientierung verlieren, sich verirren und sterben. So schön wie die Sahara auch sei, sie ist trotzdem gefährlich.
„Meint ihr beiden, das die Wüste tot ist?“ Er schaut uns beiden mit ernstem Gesicht an.
„Ich weiß nicht...“
„Hier ist Leben... Skorpione, Sandvipern, Sandwürmer... Zieh deine Schuhe lieber wieder an. Die Tiere könnten unter dem Sand sein“, mahnte er mich freundlich. Mich hatte es sehr gereizt, den Sand, der wie Staub ist, unter meinen nackten Füßen zu spüren. Mir schien, als laufe ich für einige Augenblicke über Wattepolster.

Wir brechen wieder auf. Die Kamele erhoben sich mit uns. Dann drangen wir noch weiter in die Wüste vor. Die Führer gingen zu Fuß und nahmen wieder die Leittiere an die Leine. So ging es immer weiter. Mir kam es vor, als seien wir schon ewig unterwegs. Zu unserer Überraschung erblickte ich in der Ferne eine einsame Lehmhütte zwischen den Dünen. Wieder eine Fata Morgana??
Ich erinnerte mich an die Wüste Karakum, in der ich glaubte, Schnee gesehen zu haben...Natürlich war dort nichts! Es war eine Fata Morgana...
Nein, diese Hütte war aber keine! Sie rückte immer näher, bis die Karawane vor eine Umzäunung stehenblieb. Ein Mann, gekleidet in einem reich verzierten Gewand und Turban, kam uns entgegen und begrüßte uns. Er war sofort bereit, uns Skorpione, die er in seiner Hand hielt zu zeigen. Eine Sandviper trug er um seinen Hals. Alle Fremden bildeten einen Kreis um ihn. Er hantierte mit der Schlange und den Skorpionen. Scherzend hielt er uns das Reptil entgegen. Einige Leute wichen angstvoll zurück. Er reichte mir einen Skorpion, den ich natürlich nicht annahm.
Er lachte nur und sagte etwas scherzend in seiner Sprache.
Ein Junge, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, hielt einen Fennek (ist ein Wüstenfuchs aus der Gattung Vulpes und ist der kleinste aller Wildhunde) in seinen Armen. Auch er sprach etwas in seiner Sprache. Seine Gesten waren aber eindeutig: Wenn wir ihn mit dem Tier fotografierten, möchte er gerne dafür einen Denar haben.
Ich war dabei und gab ihn das Geld. Andere Touristen taten es mir gleich. Anscheinend hatte sich der Junge über ein paar Denare sehr gefreut.
Auch den Mann mit den Schlangen und Skorpionen gaben wir einige Denars. Er verneigte sich mit dankbarer Geste und zeigte uns noch sein Kamel, den er eine geöffnete Cola reichte. Das Tier nahm die Flasche ins Maul, hob den Kopf und trank die Flasche bis zum letzten Tropfen leer – ein lustiger Anblick!

Als wir wieder in Kebili zu unserem Hotel zurück fuhren und wir in unser Zimmer waren, rissen wir unsere mit Schweiß bedeckte Kleidung vom Leibe und es ging rasch unter die Dusche, bevor wir zum Speiseraum zum Essen gingen. Was für eine Erfrischung!! Den feinen Sand von sich zu spülen tat uns unglaublich gut!
Der feine Pudersand hatte sich trotz Turban an den Haaransätzen festgesetzt, der Staub war überall: zwischen den Klamotten, sogar zwischen den Zähnen. Mir klebte die Kleidung am Körper und war echt geschafft von dem langen Kamelritt in der Wüste. Aber wir hatten was einzigartiges erlebt und waren glücklich, dies erlebt zu haben!
„Nach dem Essen haue ich mich bald hin. Ich bin müde wie ein Hund und bin geschafft“, meinte Babsy.
„Ich werde heute auch nicht mehr alt“.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück geht unsere Fahrt weiter nach Matmata. Über 120 km liegen vor uns, und der Fahrer ist auch nicht der Schnellste. Er scheint die Ruhe gepachtet zu haben. Doch schätze ich, das wir gegen Mittag diese Stadt erreichen werden.

Die Straße war auch gerade nicht die Beste. Zwar war diese einigermaßen fest und befahrbar, aber mir Schlaglöchern und teilweise Verwehungen durch den Wüstensand. Eine schnurgerade Strecke, die sich durch die karge Landschaft zieht. Während der Fahrt konnten wir einige niedrige Sträucher entdecken, einige flache Bauten, die aber scheinbar unbewohnt waren.
Die Fahrt war ziemlich langweilig und Babsy begann vor sich hin zu dösen.
Nach einer Weile kündigte der Fahrer die Stadt Matmata an.
Ich blickte aus dem Fenster und erwartete eine Anzahl von weißgetünchten Häusern; aber zu meiner Enttäuschung konnte ich keine ausfindig machen. „Hast du das gehört? Wir sind anscheinend fast da. Aber wo, zum Teufel, soll die Stadt wohl sein? Will der Fahrer uns veralbern?“
Babsy reckt sich hoch. „Was? Wir sind da? Wo...“
„In Matmata!“
„Ich sehe kein Matmata“, murmelte sie und lehnte sich wieder zurück.
Doch nach einer kleine Kurve sehen wir weiße Dächer aus dem Sand hervorragen.

Dann halten wir vor einem Tor. Rasch füllte sich von den Touristen der Innenraum. Die Einheimischen machten einen mürrischen Eindruck auf uns. Sie schienen uns nicht gerade willkommen zu heißen.
Eine alte Frau saß mürrisch vor einem Mühlstein und mahlte Korn – zur Ansicht der Fremden. Neben dem Mühlstein befand sich eine kleine Schale aus Ton mit der Hoffnung, die Fremden würden einige Denare rein werfen. Eine Frau neben mir meinte wenn sie einen Denar reinlegt, würde es reichen für 3 Personen. Das sie zu dieser Ansicht gelangte, konnte ich nachvollziehen, denn wir hatten fast alle Leute unserer Gruppe das Gefühl. Das wir nicht gerade willkommen sind.
Babsy und ich liefen noch über den kleinen Platz. Einige Türen standen offen, so dass wir einen Blick in die Zimmer, die spartanisch eingerichtet waren, hatten. Ein Bett, ein Tisch und Stuhl... Doch waren die Wände mit Teppichen verziert. Auf den Simsen befanden ich einige Krüge und Schalen aus Messing und Ton. Nach einer Besichtigung nahmen wir an langen Holztischen Platz.
Uns wurde Cuscus gereicht, der mir überhaupt nicht schmecken wollte. Der Hirsebrei war total verklebt. Dazu gab es das fetteste, knorpeligste Fleisch vom Lamm.
Nein, mir ist der Hunger vergangen! Ich hatte die Schnauze voll. Nicht sehnlicher wünschte ich mir, diesen Ort wieder den Rücken zu kehren.

Eine mündliche Überlieferung sagt aus, das in der Römischen Zeit östliche Stämme in der Gegend Matmata angesiedelt waren, vor denen sich die Berber in Felsspalten und Gruben versteckten. Die Männer arbeitete in Olivenhainen des Nordens und wurden auch mit Olivenöl entlohnt, welches sie aber gegen Güter und Nahrungsmittel eintauschten.
Bis zum 16. oder auch 17. Jh. als die heutige Bevölkerung diese Höhlenwohnungen errichteten, bestand eine Festung. Die Überreste sind heute noch zu sehen.
Die Wohnungen sind rd. 400 Jahre alt.Es wurden ca. 7 m Gruben mit einem Durchmesser von 10 m ausgehoben. So entstand ein zentraler Platz. Ebenerdig wurden senkrechte Wände gegraben, so dass Zimmer entstehen konnten. Auch wurden Zisternen zur Vorräte von Lebensmitteln und Korn angelegt.

Soviel zur Geschichte...
Gott sei dank ging es bald wieder weiter. Das nächste Ziel war Gabes, eine Stadt an der Mittelmeerküste. So lag die Sahara so gut wie hinter uns. Als wir diese Stadt erreichen, waren wir höchst verwundert, weil fast keine historischen Gebäude zu sehen waren, da diese im II. Weltkrieg und danach von den alliierten Truppen zerstört wurden.
Doch hat Gabes eine bemerkenswerte Geschichte:
Bereits die Phönizer hatten hier schon ihren Handelsplatz. Unter den Römern wurde der Ort Tacapae genannt und gehörte zu Tripolitanien. Eine erste Erwähnung des Ortes soll wohl von Apuleus (antiker Dichter) stammen (was aber umstritten ist).
Kommt man in diese Stadt, trifft man noch auf die typischen Häuser aus Lehm. Doch je näher wir dem Zentrum kamen, umso moderner waren die Bauten mit den kunstvollen Arkaden, breite Straßen und Plätze, Moscheen mit vergoldeten Kuppeldächern und kunstvoll gestalteten Minarett. Besonders eindrucksvoll ist der Platz am Museum Naturel du Sad Tunesia. Blumenrabatte, umfasst aus Stein, wurden um ein Denkmal, angelegt. Was aber mit dem zum Ausdruck gebracht werden sollte, hatte ich nicht durch die arabischen Schriftzeichen herausfinden können.
Hier legten wir eine größere Pause ein. Uns empfing das gleiche wie auf den Märkten in den anderen Städten und Oasen.

Was sollten wir auch unternehmen? Also ging es in die Altstadt und in den Souks. Einige unserer Gruppe schlenderten durch die Souks (der Ausdruck kommt aus den Französischen durch die Besetzung), blieben ab und zu bei einem Händler stehen und betrachteten die Waren, Schmuck, Klamotten etc...
Wir beide hatten keine Lust mehr herum zulaufen. „Komm, lass uns irgendwo hinsetzen und was Kaltes trinken“, bat Babsy. Das war eine gute Idee! Lange brauchten wir nicht suchen, denn ein kleines Kaffee war schnell ausfindig. Wir setzten uns ins Freie unter einer Palme, die einigermaßen Schatten warf und tranken kühlen frisch gepressten Orangensaft, den wir auch sofort bezahlten.
Es ging weiter nach Sfax und Monastir. Die beiden Städte ähnelten sich den anderen Städten mit ihren orientalischen Ambiente. In diesen beiden Orten besuchten wir ebenfalls den Stadtkern und die Souks. Dann fuhr der Bus mit uns nach Hammamet zurück. Am Nachmittag waren wir dann in unserem Hotel.
Nach dieser Tour saßen Babsy und ich am Nachmittag noch im Foyer. Wir machten uns im Sessel bequem mit einer kleinen Tasse Kaffee, der süß und stark war. Wir streckten unsere Beine aus und ließen den Nachmittag gut sein..
Ein Mann betrat das Foyer, kam direkt auf uns zu und bot uns die Tageszeit. Er blickte uns an und sprach meinen Namen.
Überrascht sah ich auf. Er stellte sich uns vor und wies sich aus. (Den Namen des Mitarbeiters weiß ich aber nicht mehr).
„Ich bin Mitarbeiter von TUI. Bei Ihrem Rückflugschein stimmt die Abflugzeit nicht. Wir müssen es korrigieren. Dazu muss ich diesen mitnehmen und umtauschen. Morgen früh werden Sie einen neuen in Ihrem Hotelfach finden“, meinte er mit ernstem Gesicht.
„Bei meinem Rückflugschein stimmt die Zeit nicht? Kann doch gar nicht sein..“,
„Sie könnten Probleme beim Rückflug bekommen. Sicher möchten Sie mit Ihrer Begleitung wieder heim fliegen?“
Mein Herz begann zu pochen. Und wenn ich keinen neuen bekomme, was mache ich dann? Könnte etwas schief gehen? Ich traute dem Ganzen nicht... Ich geriet sogar in Panik!
„Hole dein Flugschein. Morgen hast du dann den Richtigen“, meinte Babsy beruhigend.
„Holen Sie ihn bitte, junge Frau...“, antwortete er mit ruhiger freundlicher, aber bestimmter Stimme. „Es könnte sonst wirklich ein großes Problem geben“.
Also lief ich zum Zimmer hinauf und kam sobald mit dem Rückflugschein zurück. Noch immer zauderte ich, ehe ich ihn den Mitarbeiter von TUI übergab. „Sie können mir glauben... Morgen früh ist ein neuer Flugschein in Ihrem Fach“.
„Lassen Sie mich ja nicht hier in diesem Land! Meine Freundin und ich machen hier Urlaub und auch ich will wieder nach Hause!!“, rief ich höchst beunruhigt. Der junge Mann blickte mich an und lächelte freundlich. „Bleiben Sie ganz ruhig“, besänftigte er mich, „morgen früh haben Sie einen neuen Rückflugschein, ganz ruhig junge Frau... Sie können sich darauf verlassen“.
In der Nacht fand ich kaum Schlaf. Ich wälzte mich von der einen Seite auf die Andere. Immer wieder sprach meine Freundin beruhigend auf mich ein, das alles gut gehen und ich morgen früh einen neuen Flugschein vorfinden werde. Ich möchte doch bitte schlafen und mir keine so großen Gedanken machen.
Wie recht sie hatte! Am nächsten Morgen fand ich einen neuen Rückflugschein in meinem Fach.
Ich war mehr als beruhigt!!

Saida und Hosni

Am nächsten Tag traf ich wieder auf Saida, die schöne junge Frau. Wir schwatzten eine Weile. Während unsere Unterhaltung lud ich sie und ihren Mann zu einer Flasche Wein ein, während wir noch abends in einem Restaurant saßen. Babsy hatte es vorgezogen, den jungen Mann vom Hotel zu treffen.
Im Gegenzug luden die beiden mich ein, in ihrem Haus zu kommen. Saida nannte mir die Zeit und Ort; denn zu meiner Überraschung hatte es sogar der Inhaber des Hotels und zugleich Arbeitgeber verboten, fremde Gäste in ihrem Haus einzuladen. Das konnte ich gar nicht so recht verstehen und meinte, wenn sie Feierabend hat, dann wären sie doch privat und könnten selbst entscheiden?
So ist es hier nicht, erwiderte Saida.
Das Schoko-Omelett war sehr süß. Dazu gab es erfrischendes kühles Wasser.
„Es ist recht kühl“, meinte sie und zog ihre leichte Jacke fester um ihre schmale Schulter. Obwohl schon später Abend war, zeigte sicher das Thermometer noch ca. 30 Grad an.
Am nächsten Abend wartete ich an einer dunklen Ecke, die Saida mir genannt hatte. Nach ihrer Arbeit hatte sie vor, mich in ihrem Haus mitzunehmen. Als Geschenk trug ich die Flasche Wein in einer Tasche mit mir. Saida kam auf mich zu. Wir begrüßten uns mit einer herzlichen Umarmung.
So liefen wir kleine dunkle Gassen hinab. Sie beteuerte abermals, das der Arbeitgeber das Verbot aussprach, einen Fremden in ihrem Haus einzuladen. „Hat dich jemand gesehen?“, forschte sie ein wenig besorgt.
„Ich denke nicht“, erwiderte ich.
„Dann komm mit mir, bitte“.
Als wir das Haus betraten, war ich überrascht. Kein Möbel befand sich im Raum, nur eine Matratze und eine Art Schemel, der als Tisch dienen sollte, wie ich es noch erfuhr. Hosni begrüßte mich freundlich. Seine Gastfreundschaft war warm und herzlich. Auch er war hochgewachsen, mit schlanker Figur und mit hübschen Gesicht wie Saida.
Er ging im Nebenraum und kam mit nur 2 Weingläser zurück, nachdem ich meine Flasche Wein hervorbrachte.
Ich befand mich in diesem Augenblick mit Hosni allein. „Nur 2 Gläser?“, wunderte ich mich.
„Frauen ist es verboten Alkohol zu trinken“, klärte er mich freundlich auf. Bevor Hosni das Zimmer verließ, wandte er sich zu mir. „Ich bin gleich wieder da“. Ob ich einen Blick in Ihrer Küche riskiere? Wie wird Saida reagieren? Oder ob ich es lieber lassen sollte?
Ich erhob mich von der Matratze, klopfe leise an die Tür und öffnete sie einen Spalt. Sofort wandte sich Saida um und ihre auffordernde Handbewegung sagte mir, das ich sofort die Türe zu schließen habe. Das kam ich sofort nach und ging wieder ins Zimmer zurück.
Doch habe ich bemerkt, das auch in diesem kleinen Raum kein Möbel war; nur stand ein kleiner Kocher auf dem Boden. Kein Tisch, kein Stuhl, aber auf einem Gestell standen fein säuberlich geordnet diverses Küchenutensil, Teller, Kannen, Gläser, Töpfe, Pfannen und Bestecke. So wurde auf dem nackten Boden gekocht.
Kurze Zeit kam Saida zurück und servierte mit einladender Geste Couscous. Auch war inzwischen Hosni wieder eingetroffen und setzte sich zu uns. Hosni füllte die Gläser mit dem Wein, den ich mitgebracht hatte. Ich beschloss, etwas nettes für Saida zu kaufen, da ihr Alkohol verboten war.
„Ich möchte mich entschuldigen, Saida.. ich wollte nicht neugierig sein, wollte dich nur fragen, ob ich irgendwie helfen kann. Bei uns in Deutschland tun wir das unter Freunden“.
„Ach, schon gut“, meinte sie freundlich.
Ich hatte Glück; denn in diesem Augenblick war es mir noch unbekannt, das die Küche absolut Tabu für den Fremden ist! Ein Fremder sollte nie eine Tür öffnen oder einen Vorhang ohne Erlaubnis beiseite schieben!! Das war absolut für Fremde verboten und hätte ernste Folgen haben können!
Der Couscous schmeckte mir viel besser als in Matmata. Saida hatte ihn sehr gut zubereitet mit allerlei Gewürzen, Gemüsestückchen, Mais, Paprika – ein duftend leckeres Gericht und hier war nicht die Hirse zusammengeklebt wie unansehlicher Brei.
Während des Essens schwatzen wir noch eine lange Zeit. Sie erzählten mir von ihrem Land und fragten mich wie es wohl in Deutschland so ausschaut. Die Mauer ist gefallen, meinte ich, und so können wir reisen wohin wir möchten. Die DDR-Bürger konnten nur in sogenannten „Sozialistische Länder“ wie Ungarn, Bulgarien, Sowjetunion etc.. reisen. Ich erzählte den beiden, das ich verheiratet bin und mein Mann hatte nichts dagegen mit meiner Freundin mitzureisen. Er hat Vertrauen, dass ich mir keinen anderen Mann suche...“ Ich lächelte.
„Du hast dann einen sehr guten Mann“, erwiderte Saida.
„Ja, das habe ich. Ich denke viel an ihn und bin ihm dankbar, das er nichts dagegen hatte, hier in deinem Land zu sein“. Ich erzählte so einiges von meinem Mann und mich.
Wie wir uns kennen gelernt und beide zugleich im Ausland gearbeitet haben, das er ein Fleischermeister ist.
Gern wollte ich wissen, woher sie so gut Deutsch sprechen. Das bringt der Tourismus so mit sich und so lernen viele Menschen Deutsch, die im öffentlichen Dienst sind, welches im Zusammenhang mit dem Tourismus steht, erfahre ich.
„Wir haben vor einem Jahr geheiratet“, erzählte Hosni. „Es war eine sehr schöne Feier, die einige Tage anhielt. Die ganze Familie nahm an der Feier teil. Ich erfuhr so einiges vom Ablauf einer tunesischen Hochzeit; doch das alles wieder zu geben, würde hier den Rahmen sprengen.
Saida erhob sich und kam mit einigen Fotos zurück, die dem Brautpaar während der Feier zeigten, auch Fotos von Angehörige, die teilgenommen hatten.
„Das Foto schenke ich dir“, meinte sie. Noch vermerkt mit einer kleinen Notiz mit arabischen Schriftzeichen reicht sie mir das Bild. Zwei hübsche Menschen in ihrer Hochzeitskleidung stehen hinter einer hohen, kunstvoll gestalteten Hochzeitstorte mit vielen Verzierungen – ein Kunstwerk!
Ich bedanke mich vielmals und versichere, das ich die nette Einladung nicht vergessen werde und sehr stolz und glücklich bin, hier im Haus willkommen zu sein. Das werde ich nie vergessen...

Es ist schon Mitternacht vorbei. Die Zeit verging wie im Fluge! Es wurde auch Zeit zum Hotel zurück zu laufen. Hosni meinte, das er mich zum Hotel bringen möchte, denn Nachts ist es in einigen Vierteln nicht sicher für Fremde. Er spricht mit Saida. Sie nickt zustimmend.
Ich verabschiede mich und lege meinen Arm und ihre Schulter. „Vielen Dank für eure Gastfreundschaft, die mich sehr gefreut hat. Wir werden uns wiedersehen; denn noch einige Tage bleiben wir in Hammamet. Aber für übermorgen haben wir einen Ausflug nach Tunis und Karthago gebucht.“
„Tunis... Karthago... „, sie lächelte anerkennend, „sehr interessante Orte“.„Ja, sicher für Geschichtsinteressierte wie mich“.
Sie kam noch mit bis zur Haustür und winkte mir noch nach.
Hosni begleitet mich durch dunkle schmale Gassen bis zum Hotel. Kurz blieben wir stehen. Aus einigen Fenstern meines Hotels drang helles Licht, auch von dem unseres Zimmers. „Es wird Zeit für mich schlafen zu gehen. Ich danke dir für die Begleitung und wünsche dir eine gute Nacht“. Er legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich kurz an sich „Es freut mich, das es dir in unserem Haus gefallen hat. Ich wünschte dir auch eine gute Nacht“.

Am nächsten Morgen zogen Babsy und ich nach dem Frühstück wieder durch die Stadt.Ein Angestellter vom Hotel gesellte sich zu uns und bot uns eine Führung durch Hammamet an. Wir stimmten zu und freuten uns über seine nette Geste.
Unser Weg führte uns in einem Kinderheim. Hier seien Kinder, die keine Eltern mehr haben. Im wenigen Abständen umringten uns einige Kinder zwischen 6 und 10 Jahren. Besonders fiel mir ein kleines Mädchen auf mit pechschwarzem Haar und dunklen Augen – ein sehr schönes Mädchen. Auch in diesem Tag trug ich einige Süßigkeiten mit mir. Ich nahm einige Bonbons und reichte sie dem Kind. Schüchtern und zögernd kam sie näher. Ich fragte nach ihren Namen, den sie mir auch sagte (aber ich habe ihn mit der Zeit vergessen).
Auch an den anderen umstehenden Kindern verteilte ich meine Bonbons. Sie sagten etwas und der Angestellte (Name auch vergessen!) übersetzte ein Danke.
Nach einer Weile zogen wir weiter durch die Stadt, durch kleine Gassen, über Plätze mit wenigen Palmen und Bänken. So war es möglich, sich auszuruhen. Schon am Vormittag brannte die Sonne herab. „Habt ihr beiden schon die Festung gesehen?“ Auch er sprach ein gutes Deutsch.
„Ja, wir waren schon dort“, antwortete Babsy.
„Gut“, meinte er, „dann führe ich euch zur Medina. Möchtet ihr?“
„Ja gerne“, antworteten wir fest gleichzeitig.
Wir haben uns sehr gefreut über diese freundliche Führung. Er hatte uns noch einige verwinkelte Gassen gezeigt, Häuser aus Lehm, aber kunstvoll verziert in orientalischer Ambiente, die wir zuvor nicht gesehen haben. Einige Häuser waren sehr schön mit ihren säulenartigen Torbögen. Ein schattige lud zum verweilen ein auf Bänken unter den Palmen.
Noch einmal bedankten wir uns für seine freundliche Führung und meinten bei dieser Hitze zum Strand zu laufen.
So schlenderten wir drei zum Hotel zurück.
Zu unserer Überraschung befand sich kein Mensch – außer uns am Strand. Wir liefen vergnügt ins Meer, stürmten lachend in den leichten Wellengang und ließen uns treiben.
Auf dem Heimweg trafen wir wieder auf Abdul, der uns abermals seine Brick anbot. Noch saßen wir vergnügt am Tisch bis zum späten Nachmittag. Langsam wurde es Zeit zum Hotel zurück zu laufen, um unser Abendessen einzunehmen. Es gab ein Salat mit Tomaten, gekochte Eier, Hühnerfleisch mit Fladenbrot.

Tunis/Karthago/Sidi Bou Said

Am nächsten Morgen rekelte ich mich wohlig in meinem Bett, warf die Decke zurück und schaute zu dem Bett meiner Freundin. Ich hatte es nicht mitbekommen, wann sie wieder ins Zimmer gekommen war. Sie hatte ihr Betttuch bis hinauf zum Kinn gezogen und schlief fest.
„Babsy, steh bitte bitte auf. Wir müssen frühstücken und dann geht’s los nach Tunis!“ rief ich putzmunter. Ich war voll Erwartungen, diese Stadt zu sehen und überhaupt interessierte mich ungemein die Ausgrabung von Karthago!
„Ich komme nicht mit“, murmelte sie noch verschlafen, „ich bin müde...“,
„Was? Das glaube ich jetzt nicht“, entgegnete ich. „Wir haben bezahlt, und dieser Ausflug war gerade auch nicht billig“.
„Egal... fahr allein mit. Ich fühle mich auch nicht so wohl...“
„Nein, Babsy. Steh doch bitte auf und komme mit“, bat ich fast flehend und berührte ihren Arm.
„Nein“, wiederholte sie abermals. „Fahr allein mit“.
„Du weißt, wenn ich mitfahre, weil mich die Orte sehr interessieren, werde ich erst am späten Nachmittag wieder hier sein“.
„Das macht nichts. Ich bleibe hier im Hotel und schlafe mich erst mal aus“.
Unentschlossen und enttäuscht stand ich vor ihrem Bett.
„Willst du wirklich hierbleiben? Du wirst etwas Schönes versäumen...Was mich angeht..
Ich möchte so gerne mitfahren, aber wenn du sagst, dass...“
„nein, du brauchst nicht hierbleiben. Ich komme schon klar“. Als hätte sie meine Gedanken erraten, blickte sie zu mir auf.
„..Wirklich?
„Ja“, beteuerte sie. „Fahr ruhig mit“.
Ich lief ins Bad. Rasch duschte ich mich, schlüpfte in meine Klamotten und – bevor ich das Zimmer verließ – wendete ich mich noch einmal zu ihr um.
„Du kommst klar?“
„Ja“, murmelte sie, drehte sich zur Seite und schien wieder eingeschlafen zu sein.

Rasch aß ich mein Frühstück: Es gab Stangenbrot, Butter und Marmelade, eben kein besonderes Frühstück, aber das war mir jetzt egal! Dann lief ich zu dem Treffpunkt zu der Hauptstraße. Ich brauchte nur um die Ecke laufen. Der Bus stand schon bereit; doch waren noch nicht alle Teilnehmer vor Ort, aber allmählich füllte sich der Bus mit fröhlichen Lachen und Erwartungen.
Wieder war die Reisegruppe gemischt mit Deutsche-, Österreicher- und einige englische Touristen.
Es ging los!

Wir verließen Hammamet über den Trans-African Highway, eine gut ausgebaute und mit Palmen gesäumte Straße - unsere Autobahnen gleich. Über 65 km lagen vor uns. Die Fahrzeit sollte eine knappe Stunde betragen.

Als wir Tunis erreichen war Chaos in Reinform! Es ist eine laute, unruhige Stadt mit vielen Gesichtern. Der Bus fuhr in eine breit ausgelegte Straße, die durch ganz Tunis führt – bis hin zu dem Tor .. durch das man in den Souks gelang. Zur Geschichte ist soviel zu sagen, dass der Name der Stadt auf die Göttin Tanit zurück geht, die in punischer Zeit als Schutzgöttin von Karthago verehrt wurde. Tunis ist eine der ältesten Städte am Mittelmeer. Die numidische Stadt Tunes existierte bereits vor dem Eintreffen der ersten phönizischen Kolonisten im 9. Jh. v. Chr. Jedoch stand Tunis in der Antike im Schatten des mächtigen Karthagos.

Erst nach der arabischen Eroberung und der Zerstörung Karthagos Ende des 7. Jh. gelangte Tunis zu überregionaler Bedeutung. Unter der Herrschaft der Aghlabiden diente Tunis im 9. Jh. kurzfristig als Residenz. Zu dieser Zeit entstand die Medina mit der Ez-Zitouna-Moschee.
Tunis wurde in Jahr 1159 unter der Dynastie der Almohaden (eine muslimische Berber-Dynastie) zur Hauptstadt Ifriqiyas erklärt (mittelalterliche arabische Bezeichnung für die Gebiete von Tunesien) und war ein führendes Handelszentrum mit Europa. Im Jahr 1270 scheiterte ein Eroberungsversuch des französischen Königs Ludwig IX. während des siebten Kreuzzugs.

Das heutige Stadtbild ist geprägt von starken Kontrasten zwischen der orientalischen Altstadt und der europäisch anmutenden Neustadt. Die Altstadt, wie schon erwähnt, entstand im 9. Jh. von den Aghlibiden und wurde im 13, Jh. von den Hafsiden (eine Herrscherdynastie) umgestaltet.
Heute gehört die Altstadt zum Unesco Weltkulturerbe.

Doch bevor wir in die Altstadt gingen, sollten wir noch etwas ganz Besonderes erleben:

Ende Teil II
Teil III folgt demnächst. Hoffe, mein Reisebericht gefällt euch.
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Beitrag von Ceres So März 12, 2017 11:05 am

DAS NATIONALMUSEUM VON BARDO.

Schon allein das Portal ist von außergewöhnlicher Schönheit und innen von einer unbeschreiblichen orientalischen Eleganz. Es ist ein archäologisches Museum, das Größte Tunesiens, welches sich ca. 4 km westlich (im Stadtteil Le Bardo) des Stadtzentrums befindet.
Das Museum ist vorwiegend in den weitläufigen Räumlichkeiten des ehemaligen Harems des Bardo-Palastes untergebracht und wurde während der französischen Protektoratszeit im Mai 1888 eröffnet.

Es enthält 30 auf 3 Stockwerke verteilte Räume und bietet einen weit gefassten historisch-künstlerischen Überblick, der von der Frühgeschichte bis zum punischen, griechischen, römischen, frühchristlichen und arabischen Epoche reicht. Der Schwerpunkt der Exponate liegt auf der römischen Kunst und insbesondere auf Mosaiken, von denen ca. tausend gezeigt werden: von großflächigen Fußbodendekorationen bis hin zu Porträts und kleinteiligen Darstellungen.
Tief beeindruckt betrachte ich von der großen Halle die Mosaike auf dem Fußboden, an den Wänden und Decke. Kaum kann ich meinen Blick von der Vielfalt der Mosaike lösen.
Eine Freitreppe führte in den oberen Etagen, die von eleganten Säulen getragen werden..
Ich hätte mich gern einige Stunden in diesem Museum aufgehalten! Insgeheim bin ich erstaunt, das Menschen so eine außergewöhnliche Schönheit erschaffen konnten!!
Ich habe etwas außergewöhnlich Schönes gesehen, das ich wohl nicht mehr vergesse!
Doch nach einer geraumen Weile bat der Reiseführer zum Aufbruch. Kaum konnte ich mich von dem prachtvollen Museum trennen. Ich wandte mich noch einmal um bevor ich mit der Reisegruppe das Gebäude verließ.

Unser nächstes Ziel war die Altstadt mit den Souks.

Dort war ein Gewühl von Menschen ohne Ende. Fast ging es nur Schritt für Schritt. Allein ohne Babsy kam ich mich verloren vor zwischen der Menschenmenge. So sprach ich ein Ehepaar aus unserer Reisegruppe an, die neben mir durch den schmalen Gang der Händlergasse gingen.
„Darf ich mich Ihnen anschließen?“
Sie kamen mir freundlich entgegen und beide meinten das ich willkommen bin. Ich bedankte mich für ihre Freundlichkeit und Entgegenkommen und erzählte von meiner Freundin, die sich nicht wohlfühlt, im Hotel geblieben ist und ich mich irgendwie verloren vorkomme. Sie nannte ihren Namen: Doris und Rolf. Beide kamen aus Düsseldorf. Auch ich nannte meinen Namen und das ich nicht weit entfernt von Magdeburg wohne – also aus der ehemaligen DDR - und das diese Reise die erste ist, die mir nun durch den Mauerfall ermöglicht werden konnte.
Wir setzten uns in einer kleinen Nische auf wackligen Stühlen. Die beiden luden mich ein mit ihnen Kaffee zu trinken, Rolf holte Kaffee von einem Kaffeestand.
Noch eine Weile unterhielten wir uns über alles mögliche: über die Reise, und das sie ihnen und auch mir sehr gefällt. Das Bardo Museum hatte den Beiden auch scheinbar sehr beeindruckt – wie mich!

Wir gingen weiter in den Souks. Ein Händler, der sich eine Wasserpfeife ansteckte, winkte mich heran. Auch blieb das freundliche Ehepaar gespannt stehen. Was mag der Händler von mir wollen?
Er reichte mir das Mundstück der Wasserpfeife. Ich möge probieren...
Neugierig, was das für Geschmack haben könnte, nahm ich einen Zug. Es schmeckte eigenartig und gab ihn das Mundstück zurück. Nein, ich könnte mich nie an das Zeug gewöhnen... dachte ich insgeheim.
„War das gut?“, fragten mich meine Begleiter mit einem Schmunzeln. „Ich weiß nicht... irgendwie komisch“, antwortete ich. Wir scherzten und lachten während wir weiter gingen.

Es war nun schon in der Mittagszeit. Wieder ging es weiter zu einem Restaurant, welches einen gepflegten und sauberen Eindruck hinterließ. Doris zog mich mit netter Geste mit zu einem der Tische. Das Restaurant war fast bis auf dem letzten Platz gefüllt.
Zum ersten Mal esse ich Kamelfleisch, welches angerichtet mit gebackenen Kartoffeln und frischem Gemüse. Rolf erzählte, dass nur junge Kamele geschlachtet und gegessen werden.
Das Kamelfleisch hatte den Geschmack von Wild, was mir auch sehr gut schmeckte. Auch wurde uns noch Fladenbrot in einem zierlich geflochtenen Korb gereicht. Dazu gab es eine große Karaffe mit frischem kühlen Wasser.
Wir ließen uns beim Essen Zeit, denn es ging erst wieder in ca. eine Stunde los. Das nächste Ziel ist Karthago und Sidi Bou Said. Ich bin schon sehr gespannt auf die archäologische Stätte.

Mit dem Bus ging es dann weiter. Die Fahrzeit war recht kurz.

CARTHAGO

Unser Weg führte durch ein zierlich von schlanken Säulen getragenes Tor und gelangte über einen Hof direkt zu den Thermenparks, die man auch unbedingt gesehen haben sollte. Oberhalb der Therman beginnt das Residenzviertel. Auch kann der Fremde alte Zisternen, mehrere Grabkammern und gar ein Leichenhaus entdecken. Auf alten Straßen gingen wir durch das Gelände. Noch heute ist das noch gut erhaltene Römische Pflaster an einer Kreuzung der alten Straßen Cardo Maximus und Decumanus Maximus. Auch sieht man noch die Überreste der Punischen Nekropole. Die ganze Ausgrabung steht unter Unesco Weltkulturerbe!

Der Hafen muss einst gewaltig und recht ausgeklügelt angelegt worden sein, wo man heute nur noch leider die Überreste zu sehen sind. Der Hafen schon allen galt als eine der prächtigsten Bauwerke zu jener Zeit!

Die Antonius-Pius-Thermen befanden sich direkt am Meer. Sie existierten noch bis zum Einfall der Vandalen. Danach verfielen diese großartigen Gebäude. Wertvolle Säulen und Steine wurden für die Errichtung islamischer Gotteshäuser und für den Bau von Palästen in Tunis verwendet.
Nur zu sehen ist das Untergeschoss; doch diese Ruinen sind die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Karthagos.

Die Ausgrabung erstreckt sich entlang dem Meer über 180 km². Was für ein Ausmaß !!
Karthago wurde im 8. oder 9 (?) Jh. v. Chr. Von phönizischen Siedlern aus Tyros gegründet und nannten ihre Stadt Quart-Hadasit (Neue Stadt). Jedoch die ältisten archäologischen Funde gehen bis auf das früheste 760 v. Chr. Zurück.

Es gibt eine sehr schöne Legende von der Entstehung Karthagos:
„Die Gründungslegende Karthagos berichtet wie die phönizische Prinzessin Elissa (bei den Römern als Dido bekannt), die Schwester des tyrischen Königs Pygmalion vor ihren machtgierigen Bruder floh und an der afrikanischen Küste landete. Der ortsansässige Häuptling versprach ihr soviel Land wie sie mit einer Kuhhaut umspannen könnte. Dido schnitt darauf die Kuhhaut in hauchdünne Streifen, legte sie aneinander und konnte somit ein großes Stück Land markieren.
Dieser Küstenstreifen bildete, so die Legende, die Byrsa, die Keimzelle Karthagos. Nach der Gründung Karthagos habe sich Elissa selbst auf einem Scheiterhaufen geopfert, um der Stadt Wohlstand zu garantieren.
Nach Virgils Aenais besuchte Aeneas, der sagenhafte Stammvater der Römer, Dido in Karthago. Das Epos schildert, wie Dido sich in Aeneas verliebt. Als dieser auf Geheiß des Jupiter abreist, tötet Dido sich selbst auf dem Scheiterhaufen. Doch zuvor schwört sie Rache und schafft so die Grundlage für den späteren Konflikt zwischen Rom und Karthago“.
(Quelle: Tante Wiki)

Was für eine hochinteressante Stätte! Ich werde meinem Mann viel zu erzählen haben! Fast jeden Tag schrieb ich ihn eine Ansichtskarte und mit meinen Grüßen.
Ich lief mit der Gruppe über die imposante Ausgrabung, entdeckte die Kultstätte und uns erzählte der Reiseleiter folgendes:

Es wurden vorerst kleine Kinder als Opfergaben dargeboten, doch später wurden von den Adligen Familien kleine Kinder zum Zweck Opfer gekauft.
Die Kinder sollten dem Baal Hammon (Herr des Brandfeuers) geopfert worden sein. Auch dem Kronos (eine Gestalt aus der griechischen Mythologie, war der jüngste Sohn der Gaia (Erde) und des Uranus (Himmel), Anführer der Titanen und Vater von Zeus. In der Römischen Mythologie entspricht ihm Saturn), wurden angeblich rd. 200 Kinder geopfert an einer Stelle, die sich herabsenkte, do das die Kinderopfer in eine Feuergrube rollten.
Lt. Plutarch hatte die Opfergabe nur Gültigkeit, wenn die Mutter keine Träne verlor.

Es war schon später Nachmittag, aber noch gab es ein kleines elegantes Dorf zu besichtigen: Sidi Bou Said. Es liegt hoch über dem Meer am Felsen von Karthago, welches schon den ersten Eindruck von Kunst und Luxus vermittelt. Das Panorama von den Aussichtsterrassen ist spektakulär. Vom höchsten Punkt unterhalb des alten Leuchtturms erstreckt sich die Meeresbucht rd. 130 Meter im gleißendem Licht. Es ist das schönste Dorf von ganz Tunesien und gilt vorwiegend der Kunst. Galerien bieten die Werke vieler zeitgenössischer Künstzler an. In den Gassen bieten Händler köstliche Bambalounis (frittierte Teigkringel, die in Zucker gewendet werden) an. Auch in den kleinen Gassen wird gehandelt mit handgewebten Teppichen, Schmuck bis hin zur Kleidung und Wasserpfeifen.

Über das elegante Dorf, welches über den Golf von Tunis mit ihren weiß-blauen Häusern thront, gibt es eine wunderbare Legende:

Im 13. Jh. hatte ein mächtiger Mann ein großes Wunder vollbracht. Sufi Abu Said, ein reicher Chemiker, soll damals das Dorf vor einem Piratenangriff gerettet haben. Als die beutegierigen Seeräuber ihre Kanonen abfeuerten, breitete Sufi Abu Said seinen Mantel aus und fing die todbringenden Kugel auf – und somit konnte er das Dorf retten.

Vom Reiseleiter erfuhren wir, das hier in diesem Ort nur reich betuchte Leute wohnen und sich hier viele Künstler treffen. Dieser Ort gilt als exclusivstes Ferien- und Wochenenddomizil des ganzen Landes – und dementsprechend auch sehr teuer, nichts für normal sterbliche Touristen.

Nun wird es Zeit wieder heim zu fahren. Als wir wieder diesen Trans-African Highway zurück nach Hammamet fuhren, leuchtete schon die Abendsonne und umgab die Gesichter der Reisenden in einem rosaroten Schein. Bei unserer Ankunft in Hammamet verabschiedeten sich untereinander unsere Reisgruppe. Auch ich wünschte Doris und Rolf noch einen schönen Urlaub und bedankte mich für ihr Entgegenkommen. Sie legte noch ihren Arm um mich, was mich auch freute.

Im Hotel angekommen, fand ich meine Freundin im Zimmer vor. „Du hast was versäumt“, meinte ich, nachdem ich sie begrüßte. „Es war so ein schöner und hochinteressanter Tag! Schade, dass du nicht mit gekommen bist..“
Ich hatte ihr viel zu erzählen.
"Wie geht es dir? ...schon besser?"
„Ja...aber heute früh ging es mir gar nicht gut..." meinte sie.
„Hast du schon gegessen?“
„Nein, noch nicht. Ich habe viel geschlafen“,
„Und gefrühstückt?“
„Nein“.
„Dann gehen wir jetzt beide zum Speiseraum. Es gibt schon was zu essen“, meinte ich.

Die letzten beiden Tage gingen viel zu rasch dahin. Wir badeten im Meer, besuchten den guten alten Abdul, streiften durch die Stadt und waren fröhlicher Dinge...
Die Tage in Tunesien hatten uns sehr beeindruckt.
Meine Freundin hatte sich - Gott sei dank ! - wieder rasch erholt und wir kamen froh und gesund wieder nach Deutschland zurück...
Ich hatte meinen Mann viel zu erzählen...

Ende
Ceres
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