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Siegfrieden, Verständigunsfrieden oder Remisfrieden - welche Initiativen gab es?

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Beitrag von Moschusochse Do Jun 08, 2017 10:33 am

Hallo,

bin wieder mal da. Welche Friedensinitiativen und Bemühungen gab es auch welchen Seiten gab es während dem Ersten Weltkrieg?
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Beitrag von Skeptik Do Jun 08, 2017 5:19 pm

Diese drei Friedensarten machen den Eindruck, man befinde sich bei einem Schachspiel der Götter im Olymp. So zum himmlischen Zeitvertreib. Da geht alles sauber zu und am Ende fallen alle Steine oder kommen bis zum nächsten Spiel in die Kiste.
Wer hätte denn in der Wirklichkeit hier auf Erden ohne Hintergedanken einen wirklichen Frieden gewollt. Jetzt hatte man so lange gekämpft, so viele Opfer gebracht, jetzt wollte man es auf allen Seiten wissen.

Und Wilhelm II 1914 hat sich vorab schon mal salviert: "Vor Gott und der Geschichte ist mein Gewissen rein. ich habe den Krieg nicht gewollt.“
Ein Paul Hambrock brachte das so beseelt zum Ausdruck:

Am Grabe des Jünglings stand der Kaiser gebannt
Kaum „Siebzehn“ - im Grab bei den Alten. -
Der Herrscher von Wehmut jetzt übermannt
Konnt’ der Tränen sich nicht mehr enthalten.

Er betete Worte - kerndeutsch - treu wie Gold
Vor denen in Weltall sich beuge:
„Gott Vater im Himmel - ich hab’s nicht gewollt.
Du weißt es - Du bist mein Zeuge.“

Gerhard Polt hat - in anderem Zusammenhang - die richtige Bezeichnung gefunden: Drecksbagage!

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Beitrag von Marek1964 Do Jun 08, 2017 11:47 pm

Von den Kriegsseiten waren es nur die Mittelmächte, die ein Friedensangebot im Dezember 1916 unterbreitet hatten. Dabei war es aber bewusst nicht konkret. Es betoten nur, dass man in einer Position der Stärke sich sieht, aber angesichts des Blutvergiessen über Frieden zu verhandeln bereit wäre. Man hatte gerade Rumänien besiegt, nachdem es im Sommer noch nicht so gut ausgesehen hatte, als die Brusilov Offensive der Russen erfolgreich war und Rumänien auch dank dem in den Krieg eintrat.

Hier mehr: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedensangebot_der_Mittelm%C3%A4chte

Das Friedensangebot war aber erwiesener Massen nur taktisch gemeint, es sollte Unruhe unter die Aliierten bringen, es sollte gleichzeitig an der Heimatfront zeigen, dass der Gegner wirklich auf die Vernichtung der Mittelmächte abzielte und deshalb unbedingt die Kriegsanstrengungen zu erhöhen seien. Und dann sollte auch ein Imagegewinn bei den Neutralen, vor allem der USA, erreicht werden.

Daneben gab es Friedensinitiativen vom amerikanischen Präsidenten Wilson und ein Friedensaufruf vom Papst.

In Deutschland selbst gab es von Erzberger eine Koalition, die einen "Frieden ohne Annexionen und Reparationen" forderte. Sie konnte sich aber auch im eigenen Land nicht durchsetzen.

Schliesslich stütze darauf Wilson sein 14 Punkte Programm, dass von Deutschland und Österreich-Ungarn abgelehnt wurde.

Im Ersten Weltkrieg gab es die ganze Zeit die Doktrin, dass man zuviele Opfer gebracht habe, um einfach einen Remisfrieden einzugehen - also eben den Frieden ohne Annexionen und Reparationen, also den Status ex ante. Das hätte aber sozusagen geheissen, dass der Krieg umsonst geführt worden wäre. Und dazu konnte sich niemand durchringen, etwa auch der Russische Premier Kerenski nicht, der auf den Zaren folgte. Erst die Bolschewiken und zuletzt dann doch die Mittelmächte mussten um Waffenstillstand ersuchen, die OHL allerdings baute ihre Dolchstosslegende.

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Beitrag von Fritze Fr Jun 09, 2017 8:17 pm

Die Stockholmer Friedenskonferenz auch Internationaler Sozialistenkongress war eine Friedenskonferenz der zweiten Internationale während des Ersten Weltkrieges. Zu ihrer Durchführung haben sich Sozialisten in Stockholm im neutralen Schweden vom 2. Juni bis 19. Juni 1917 getroffen. Sie wollten dort den Weg zu einem sicheren Frieden ebnen. Dieser Versuch der informellen Diplomatie wurde mit großem Misstrauen von Seiten der am Krieg beteiligten Regierungen beobachtet. Sie blieb wirkungslos, weil insbesondere die alliierten Regierungen die Anreise der Delegierten aus ihren Ländern verhinderten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Stockholmer_Friedenskonferenz_von_1917
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Beitrag von Marek1964 Fr Jun 09, 2017 9:51 pm

Hallo Fritze, herzlich willkommen hier.

Ja, die Stockholmer Konferenz der Sozialisten war wohl etwa so wirksam wie die Handlungen der Offiziere und Soldaten von "Christmas 1914" - sie hätten so oder so nichts an den Feindseligkeiten ändern können.

Die Alliierten hatten nun natürlich den grossen Vorteil, dass die USA in den Krieg eintraten - sie konnten nun wirklich auf die Karte Siegfrieden setzen, erst durch den Zusammenbruch Russlands wurde diese wieder erschüttert.

So hatte sich im Sommer auch in Deutschland plötzlich eine Reichstagsmehrheit für einen Frieden gebildet. Das Zentrum hatte sich mit den Sozialdemokraten und den Linksliberalen verbündet - leider blieb dies ohne konkrete Folgen. Aber dies würde ich als die einzige "vernünftige" Handlung seitens Deutschlands im ganzen Krieg werten - allerdings nicht von der Regierung und somit entsprechend wirkungslos.

http://www.1000dokumente.de/index.html/pdf/index.html?c=dokument_de&dokument=0099_fre&object=context&l=de

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Beitrag von Fritze Fr Jun 09, 2017 10:03 pm

Marek1964 schrieb:Hallo Fritze, herzlich willkommen hier.

Ja, die Stockholmer Konferenz der Sozialisten war wohl etwa so wirksam wie die Handlungen der Offiziere und Soldaten von "Christmas 1914" - sie hätten so oder so nichts an den Feindseligkeiten ändern können.

Klar, der Krieg im 3 Jahr war schon mehr so eine Art "Gewohnheit oder Überlebenskampf", nachdem dieser Krieg als erster Volkskrieg auch schon als Totaler Krieg geführt wurde.
Zumal ja auch schon mit Beginn des Krieges die Monarchen sowie deren Parlamente versagt hatten, war es wohl kaum zu erwarten, daß diese im Krieg den Krieg beenden konnten.
Die Militärs aller Kriegsparteien hatten das Sagen und die Zügel seit 1914 in der Hand und keiner der Herren wollte nachgeben, daß ist der Krux an der Geschichte. Erst als in Russland durch die Revolution, erst durch die Bürgerlichen, später durch die Bolschewiken die alten Militärs abgeselbelt wurden, traten sie aus dem Krieg aus.
Aber an der Westfront, bei Franzosen, Briten und Deutschen, hatten die Militaristen weiter das sagen und konnten auch so im 4 Jahr den Krieg weiterführen, leider. Und im Grunde konnte sie nichts aufhalten, außer sie sich selbst.
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Beitrag von Marek1964 Fr Jun 09, 2017 10:35 pm

Also, in den westlichen Ländern war die militärische der zivilen Macht immer untergeordnet.

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Beitrag von Fritze Fr Jun 09, 2017 11:10 pm

Marek1964 schrieb:Also, in den westlichen Ländern war die militärische der zivilen Macht immer untergeordnet.

Nein, nicht in den Westlichen Ländern, da dieser Begriff im Großen Krieg noch nicht repräsentativ war.
Aber Grundsätzlich war seit 1914 das Militär in allen Lagen der Gesellschaft richtungweisend bzw. absolutes Machtinstrument, egal ob Entente oder Mittelmächte.
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Beitrag von Marek1964 Fr Jun 09, 2017 11:22 pm

Westen meine ich geografisch, also Frankreich und England, später Amerika. Woraus sich ja dann auch der politische Westen entwickelte.

Auf jeden Fall hatte in F und GB das Militär nicht soviel zu sagen wie in Deutschland und Österreich-Ungarn. Was nichts daran ändert, dass diese den Krieg gewinnen wollten - aber ernst gemeinte Friedensinitiativen, die Aussicht auf Erfolg hatten, gab es eben nicht. Die Papstinitivative scheiterte eben daran, dass die Mittelmächte nicht einmal zum Status von Belgien was sagen wollten, Dabei wäre dessen vorbehaltlose Räumung, genauso wie diejenige von Frankreich, oder sagen wir mal zumindest die Zusage, elementar gewesen.

Die Aliierten gingen im ganzen Krieg davon aus, dass die Zeit für sie spielen würde - und sollten damit Recht behalten.

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Beitrag von Fritze Fr Jun 09, 2017 11:35 pm

Marek1964 schrieb:
Die Aliierten gingen im ganzen Krieg davon aus, dass die Zeit für sie spielen würde - und sollten damit Recht behalten.

Hmmm, ja und nein, der Grabenkrieg an der Westfront, hatte sich so verfahren, daß hier keiner oder alle auf Zeit spielen konnten.
Der Landkrieg, vor allem an der Westfront war " in Beton" gemeiselt, diverse Änderungen im Frontverlauf mal außen vor, aber das hat den Krieg nicht entschieden, weder durch die Entente noch durch die Mittelmächte. Wirklich entscheidend, waren die Kriegschauplätze weit ab der Westfront. Der Krieg auf See, weit weniger beachtet, scheint mehr Wirkung verbreitet zu haben, sei es im Mittelmeer oder der Nordsee. Oder?
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Beitrag von Marek1964 Fr Jun 09, 2017 11:41 pm

Ich denke, das weisst Du besser als ich - die Seeblockade, das Aushungern der Mittelmächte, der Mangel an allem, das spielte langfristig für sie. Das unmittelbare Geschehen an der Front war eigentlich weniger entscheidend.

Oder welche erfolgreichen Offensiven, die wirklich eine Chance auf einen Siegfrieden hatten, kennst Du im Ersten Weltkrieg?

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Beitrag von Fritze Sa Jun 10, 2017 12:05 am

Marek1964 schrieb:Ich denke, das weisst Du besser als ich - die Seeblockade, das Aushungern der Mittelmächte, der Mangel an allem, das spielte langfristig für sie. Das unmittelbare Geschehen an der Front war eigentlich weniger entscheidend.

Oder welche erfolgreichen Offensiven, die wirklich eine Chance auf einen Siegfrieden hatten, kennst Du im Ersten Weltkrieg?

Fakt ist, das die See- bzw. Fernblockade gegen die Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 sowie den Haager Abkommen von 1907 verstieß.
Dem steht dann aber auch der deutsche Uboot-Krieg entgegen und nur weil eine Seemacht die Gesetzte nicht wahrt, bedeutet es nicht, daß damit alle Mittel des Gegners legitim sind!

Aber der Zufuhrkrieg im Rahmen des Volkskrieges bzw Totalen Krieg, war Kriegsentscheidend und die Isolierte geographische Stellung des DR (Deutschen Reiches) war rückblickend niederschmetternd.

Der Weg aus dem Großen Krieg über den 2. WK und den Stellvertreterkriegen der 60r, 70r und 80r bis über die 2000r bis heute hat die Basis des Wirtschaftskrieges gesetzt. Damals sind die Menschen im Krieg verreckt, heute verrecken die Leute nicht nur im Krieg, sondern noch mehr außerhalb des Krieges ... was für ein Gesellschaftlicher Erfolg.
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