Die schöne neue Welt von Uber
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Die schöne neue Welt von Uber
Die Firma Uber zeichnet in ihren Werbespots eine glänzende Zukunft: In den nächsten Jahrzehnten wird es keine Privatautos mehr geben, sondern nur noch Fahrzeuge, die großen Unternehmen gehören und von jedem benutzt werden können gegen eine Leihgebühr. Es handelt sich um selbstfahrende Elektroautos, die man per Smartphone ordert. Der Kunde kann sie überall rufen, bezahlt wird online nur nach tatsächlicher Leistung, sie sind rund um die Uhr verfügbar, jeder Autotyp. Führerschein ist überflüssig, da sie elektronisch gesteuert werden. Taxis gibt es nicht mehr, auch der öffentliche Nahverkehr wird wohl zurückgefahren werden.
Das klingt zu schön, um wahr zu sein. In einem meiner Beiträge hatte ich über die vierte technologische Revolution geschrieben. Während in der dritten technologischen Revolution, die noch immer stattfindet, der Mensch mit dem Computer kommuniziert, werden in der vierten technologischen Revolution Maschinen mit anderen Maschinen kommunizieren, selbstfahrende Autos zum Beispiel mit einem Big Data System, welches alles steuert, ganz ohne Menschen.
https://geschichte-forum.forumieren.de/t850-die-vierte-industrielle-revolution-4-0?highlight=vierte+technologisch
Uber ist ein Produkt des Silicon Valley. Dahinter stand ursprünglich die Idee der „share economy“. Wer ein Auto hat, es aber nur selten benutzt, kann es verleihen, fährt aber weiterhin selbst. Potentielle Fahrgäste melden ihre Fahrziele einer Zentrale, die leitet den Anruf weiter an Autofahrer, die dasselbe Ziel haben und die nehmen den Passagier dann mit. Dieser beteiligt sich mit einem Unkostenbeitrag. Das sollte so funktionieren wie bei einem Mitfahrdienst.
Schon bald wurde dies aber kommerzialisiert. De facto entstand ein neuer Taxiservice zu Dumping Preisen. Die Fahrer führen eine Pauschale ab an Uber, handeln mit den Fahrgästen einen Preis aus. Da die Fahrer in der Regel keine Steuern zahlen und nicht versichert sind, können sie sehr billig sein. In Spanien beispielsweise gibt sich Uber als Internet Informationsdienst aus und zahlt praktisch ebenfalls keine Steuern.
Sowohl in Spanien als auch in Frankreich ist ein Krieg der Taxifahrer gegen Uber entbrannt. Taxifahrer müssen hohe Lizenzen bezahlen und Steuern abführen, sie können deshalb nicht mit Uber konkurrieren.
Wie wird sich dies weiter entwickeln? Führen die Taxifahrer einen aussichtslosen Krieg gegen Uber so wie früher die Weber einen nicht zu gewinnenden Krieg gegen die Maschinen führten? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es so sein wird.
Wallenstein- Gründungsmitglied
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Re: Die schöne neue Welt von Uber
Die Behörden können, wenn Sie wollen, dem Uber ganz schnell das Wasser abgraben, denn es gibt ja, wie man so sagt, nichts transparenteres wie das Internet, wo es nur für das Fussvolk eine Scheinanonymität gibt, der Staat kann überall seine Schnüffelnase reinstecken.
So kann via Internet- und Handydaten feststellen, wer nur mal so nebenbei eine Mitfahrgelegenheit anbietet, für eine Fahrt, die er aus privaten oder vielleicht auch aus beruflichen Gründen macht - die MFGS gibt es ja schon lange. Und wer damit als nicht lizenzierter Taxifahrer schwarz arbeiten möchte - und den kann man fassen. Nur die rechtlichen Grundlagen schaffen, wer Personen befördern will, egal ob privat oder kommerzielle, muss ausreichend versichert sein und das wars dann.
Uber kann natürlich weiter überleben, so als Taxizentralsoftware. Ist ja an sich, auch aus ökologischer Sicht, sinnvoll, da so die Transportkapazitäten besser genutzt werden.
So kann via Internet- und Handydaten feststellen, wer nur mal so nebenbei eine Mitfahrgelegenheit anbietet, für eine Fahrt, die er aus privaten oder vielleicht auch aus beruflichen Gründen macht - die MFGS gibt es ja schon lange. Und wer damit als nicht lizenzierter Taxifahrer schwarz arbeiten möchte - und den kann man fassen. Nur die rechtlichen Grundlagen schaffen, wer Personen befördern will, egal ob privat oder kommerzielle, muss ausreichend versichert sein und das wars dann.
Uber kann natürlich weiter überleben, so als Taxizentralsoftware. Ist ja an sich, auch aus ökologischer Sicht, sinnvoll, da so die Transportkapazitäten besser genutzt werden.
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Marek1964- Admin
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Re: Die schöne neue Welt von Uber
Das sind zwei getrennte Fragen. Ist die Vision Ubers eine erstrebenswerte? Ich würde sagen ja - im Prinzip. Natürlich müssen wir weg vom massiven Individualverkehr. Kein Fortbewegungsmittel ist ineffizienter als das eigene Auto. Man kennt die Argumente ja: es steht den absoluten Großteil der Zeit nur rum, man nutzt die Sitzplatzkapazität eigentlich nie aus etc. Noch dazu ist Individualverkehr natürlich unfallanfällig. Da klingt ein großes, cleveres System aus selbstfahrenden Share-Autos für mich doch besser. Das Problem bei der Sache ist dann auch schon die zweite Frage.
Ist Uber, wie es heute existiert, eine gute Sache? Das kann ich nicht hunderprozentig bejahen. Prinzipiell halte ich Konkurrenz für die Taxiunternehmen für sinnvoll. Die waren schon zu lange ein Oligopol. Aber, wie schon gesagt, hält sich Uber eben nicht an die für Taxiunternehmen gültigen Regeln, obwohl es ganz klar selbst ein Taxiunternehmen ist. Das kann so nicht akzeptiert werden. Zusätzlich führt uns das heute existierende Uber auch nicht näher an die oben beschriebene Utopie heran. Wir haben kein großes, universelles Carsharing-System mit selbstfahrenden Wagen und höchstmöglicher Effizienz. Wir haben nur einen weiteren Taxianbieter am Markt, der noch dazu seine Mitarbeiter unterbezahlt und seine Steuern nicht zahlt.
Ist Uber, wie es heute existiert, eine gute Sache? Das kann ich nicht hunderprozentig bejahen. Prinzipiell halte ich Konkurrenz für die Taxiunternehmen für sinnvoll. Die waren schon zu lange ein Oligopol. Aber, wie schon gesagt, hält sich Uber eben nicht an die für Taxiunternehmen gültigen Regeln, obwohl es ganz klar selbst ein Taxiunternehmen ist. Das kann so nicht akzeptiert werden. Zusätzlich führt uns das heute existierende Uber auch nicht näher an die oben beschriebene Utopie heran. Wir haben kein großes, universelles Carsharing-System mit selbstfahrenden Wagen und höchstmöglicher Effizienz. Wir haben nur einen weiteren Taxianbieter am Markt, der noch dazu seine Mitarbeiter unterbezahlt und seine Steuern nicht zahlt.
Re: Die schöne neue Welt von Uber
Interessanter Post, Ralph. Wie ich schon oben geschrieben habe - der Staat kann eingreifen, wenn er will. Aber klar - eine enorme Ressourcen Einsparung ist das möglich, und wenn gut reguliert, braucht eigentlich niemand nichts zu fürchten. Aber es muss gut reguliert werden.
Warum war der Individualverkehr bisher so stark? Nun, Du kannst zwar von einer enormen Verschwendung sprechen, aber sie war der Informationsproblematik einerseits, und dem individuellem Mobilitätsbedürfnis andererseits geschuldet. Man will zu einem beliebigen Zeitpunkt ins Auto steigen und dann möglichst schnell an ein Ziel ankommen - aufgrund der Informationsproblematik war man nicht in der Lage, wirklich konkurrenzfähige Lösungen anzubieten.
Das könnte sich heute ändern, mit Zügen - aber auch Uber Autos - mit Wifi, wo der Reisewillige einsteigt, unterwegs arbeiten kann und sich von A nach B bringen lassen kann. Und andererseits, jemand, der gerade Transportkapazität hat, sie anbieten kann.
Schon interessante Aussichten, die ich nicht verdammen würde. Der Taxifahrer, der gelangweilt stundenlang an einem Parkplat auf einen Kunden wartet, der nicht kommt, kann genauso der Vergangenheit gehören, wie der Reisende, der irgendwo im Nirgendwo endet und nicht weiss, wie er nach Hause kommt, weil er den letzten Zug verpasst hat und alle Taxifahrer schon schlafen.
Wie schon gesagt - entscheiden ist, ob man das vernünftig reguliert bekommt.
Warum war der Individualverkehr bisher so stark? Nun, Du kannst zwar von einer enormen Verschwendung sprechen, aber sie war der Informationsproblematik einerseits, und dem individuellem Mobilitätsbedürfnis andererseits geschuldet. Man will zu einem beliebigen Zeitpunkt ins Auto steigen und dann möglichst schnell an ein Ziel ankommen - aufgrund der Informationsproblematik war man nicht in der Lage, wirklich konkurrenzfähige Lösungen anzubieten.
Das könnte sich heute ändern, mit Zügen - aber auch Uber Autos - mit Wifi, wo der Reisewillige einsteigt, unterwegs arbeiten kann und sich von A nach B bringen lassen kann. Und andererseits, jemand, der gerade Transportkapazität hat, sie anbieten kann.
Schon interessante Aussichten, die ich nicht verdammen würde. Der Taxifahrer, der gelangweilt stundenlang an einem Parkplat auf einen Kunden wartet, der nicht kommt, kann genauso der Vergangenheit gehören, wie der Reisende, der irgendwo im Nirgendwo endet und nicht weiss, wie er nach Hause kommt, weil er den letzten Zug verpasst hat und alle Taxifahrer schon schlafen.
Wie schon gesagt - entscheiden ist, ob man das vernünftig reguliert bekommt.
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