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Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge

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Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge Empty Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge

Beitrag von Marek1964 Sa Jan 31, 2015 11:16 am

Eine immer wieder gestellte Frage warum hat sich die kirche nach Hitlers Machtergreifung 1933 nicht klar gegen Hitlers Politik gewandt? Warum nicht wenigstens später, wie ist die Enzyklika "mit brennender Sorge" zu werten? Auch ihr wird vorgeworfen nicht eindeutig genus gewesen zu sein.

Die Kirche hat darauf gesetzt, Hitler nicht zu reizen, sondern mit ihm den Kompromiss zu suchen. Das sowas nicht funktionieren konnte, ist klar, wie auch das Appeasement nicht funktionieren konnte.

Die Angst, mit einer klareren Haltung Hitler zu reizen und damit die Situation der Gläubigen dürfte da ebenfalls eine wichtige Rolle gespielt haben.

Trotzdem wird die Kirche gerne kritisiert, sie hätte sich klarer gegen Hitler äussern sollen. Eine schwierige Frage, da auch moralische Kategorien hier einfliessen. Auch die Frage, ob das viel gebracht hätte, ist schwer zu beantworten.

Für mich ist das ein ähnliches Thema, wie warum gegen die nazi Okkupation wenig Widerstand geleistet worden sei - beispielsweise ein Thema, das gerade Sudetendeutsche gegen Tschechen einwenden.

Obshon ich viel von moralischen Werten halte, bin ich in diesem Falle recht grosszügig - der Widerstand gegen Adolf Hitler und seine Maschinerie war in den besetzten Gebieten wie in Deutschland selbst mit einem hohen Blutzoll behaftet - und brachte militärisch sehr wenig. Dass er moralisch wertvoll war, ist keine Frage, auch wenn beispielsweise gerade die Kommunisten das Attentat auf Heydrich als kontraproduktiv erachteten weil es unnötig viele Opfer gebracht hatte. Und dann die Sudetendeutschen, die wiederum das Attentat abewerten wollen, da es aus England importieit worden sei - was ein unsinniger Vorwurf ist, denn die Attentäter waren Tschechen und Slowaken, die nach England geflohen sind und dort trainiert, bewaffnet und später in das Protektorat eingeflogen worden sind. Ohne das einheimische WIderstandsnetz aber wäre das Attentat nicht möglich gewesen.
Das Argument mit dem Blutzoll, das die kommunisten brachten, hatte insofern Berechtigung, dass die nazis viele unschuldige in Repressionskationen umbrachten. Das Thema Heydrichattentat

Und genau das ist der Punkt, der analogerweise auch auf die katholische Kirche angewendet werden könnte. Wie kann man Widerstand gegen ein Repressionsregime wie dasjenige von Hitler, bis auch die Zähne bewaffnet, leisten, wenn man selbst keine Armee hat?

Wohl, es gab aber auch erfolgreichen Widerstand, wie dasjenige des Bischof Galen gegen die T4, wo er auch in einer Predigt den Fliegerhelden Mölders dafür gewinnen könnte, dagegen zu protestieren.

Hätte der Papst deutlichere Worte finden müssen?

Hier Thread, der die Sinnhaftigkeit von Widerstand gegen totalitäre Systeme thematisiert:

https://geschichte-forum.forumieren.de/t166-widerstand-gegen-totalitare-systeme-sinnvoll-sinnlos-heroisch-moralisch-zielfuhren-und-wann-und-unter-welchen-umstanden#878

hier der Thread zum Heydrich Attentat:

https://geschichte-forum.forumieren.de/t165-heydrich-attentat-hintergrunde-folgen-benes-moravec-tschechischer-widerstand-operation-anthropoid
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Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge Empty Re: Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge

Beitrag von Marek1964 Fr Apr 10, 2015 11:34 pm

Hier ein Artikel zum Thema:

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-87462450.html

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Beitrag von Judas Phatre Sa Apr 11, 2015 11:32 am

Der Vorwurf des fehlenden Widerstands der katholischen Kirche gegen die Nazis erscheint mir absurd. Selbst die heutige Kirche ist dazu kaum fähig, obwohl sie sich doch wesentlich von der Kirche im frühen 20. Jh unterscheidet. Das Ganze beruht auf dem Riss, der durch das institutionalisierte Christentum geht:
Auf der einen Seite ist da die Botschaft Jesus', die ich nur als Aufruf zur Anarchie (Gesellschaft der Liebe) verstehen kann. Auf der anderen Seite steht die römische Staatskirche aus der Zeit Konstantins, Theodosius' und Justinians I, die die Anerkennung der Staatsform als gottgewollt in den Vordergrund stellt und deren Hierarchie bis heute beibehalten hat. Diese Kirche ist intolerant, gewaltbereit und besitzt viele Eigenschaften einer Terrororganisation. Sie ist dem Nazisystem in den Grundüberzeugungen erschreckend ähnlich.
Erst in jüngster Zeit ist die katholische Kirche bereit, in Richtung auf das ursprüngliche Christentum zurückzugehen, was ich ausdrücklich begrüße.
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Hitler und die katholische Kirche - ihre Rolle im NS Staat, die Rolle von Papst Pius und den Enzyklika mit brennender Sorge Empty Das Konkordat?

Beitrag von Marek1964 Mi Jul 13, 2016 9:33 pm

Heute bin ich auf die Frage gestossen - was ist vom Konkordat zu halten?

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Beitrag von Falk v. K. Fr Jul 15, 2016 8:40 pm

Wenn man bedenkt, dass selbst die Politik von Großbritannien auf "Beschwichtigung" gesetzt hat, darf eigentlich die Reaktion der deutschen Kirchen nicht verwundern...
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Beitrag von van Kessel Fr Jul 15, 2016 10:04 pm

hi "Marek1964",
Wohl, es gab aber auch erfolgreichen Widerstand, wie dasjenige des Bischof Galen gegen die T4, wo er auch in einer Predigt den Fliegerhelden Mölders dafür gewinnen könnte, dagegen zu protestieren.
dieser 'Widerstand' wird überbewertet. Es war keine Systemkritik, sondern "nur" die Kritik, wie das Dritte Reich mit seinen schwächsten Gliedern (Behinderte, 'Schwachsinnige' usw.) umging. Es war "nur" der Widerstand gegen die Euthanasie. Der Bischof konnte es sich erlauben, da der Katholizismus in Westfalen stabil verankert war.

Dieser Wiederstand richtete sich nicht gegen die anderen Greuel der Nazis. Fast gleichzeitig versteckten nämlich westfälische Bauern, jüdische Mitbürger vor den Schergen der Macht. Dieser kirchliche Widerstand ist ein Feigenblatt, mehr nicht. Die 'Rattenlinie' des Vatikan spricht eine deutliche Sprache.

PS. ich habe als Kind, den aus Rom zurück kommmenden Kardinal (m.W. 1946 oder 1947) in Münster auf den Schuttbergen des Domes, selbst gehört und ahne im Nachgriff, den Geist der damaligen Zeit. Und dieser Geist war nicht Reue über Taten, sondern der tiefe Atemzug, noch einmal davon gekommen zu sein.


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Beitrag von Skeptik Fr Jul 15, 2016 10:49 pm

Falk v. K. schrieb:Wenn man bedenkt, dass selbst die Politik von Großbritannien auf "Beschwichtigung" gesetzt hat, darf eigentlich die Reaktion der deutschen Kirchen nicht verwundern...

http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelgeschichte/d-87462450.html

"Doch viele Katholiken ignorierten das Verdikt."

"In einem geheimen Bericht für den Vatikan schrieb im September 1930 Cesare Orsenigo, der Apostolische Nuntius in Berlin, unter den Mitgliedern der NSDAP gebe es "ziemlich viele Katholiken". Da hatte die Partei bei der Reichstagswahl gerade 18,3 Prozent erreicht. Positiv vermerkte der Nuntius den Kampf der Nazis gegen die Kommunisten und die "Flut des Sowjetismus“."

"Die Amtskirche versuchte zunächst, sich mit der neuen Macht zu arrangieren. Rund drei Wochen nach der Wahl revidierte der deutsche Episkopat seine ablehnende Haltung gegenüber der Hitler-Partei. Die Bischöfe verkündeten, die "Verbote und Warnungen" des Klerus vor den Nazis seien hinfällig geworden."

"Als Pius XII. im Oktober 1958 in Castel Gandolfo starb, erinnerte Golda Meir, die damalige israelische Außenministerin und spätere Premierministerin, dankbar an dessen Hilfe für bedrohte Juden im Zweiten Weltkrieg: "Als das schreckliche Martyrium über unser Volk kam, hat der Papst seine Stimme für die Opfer erhoben.""


Aus der Frankfurter Sonntagszeitung vom 22.1.2006:
"1942: Am 20.1.1942 lädt Reinhard Heydrich die Ministerialebene maßgeblicher Ämter zur berüchtigten Wannsee-Konferenz ein: „Besprechung mit anschließendem Frühstück“. Allen ist klar, es geht um die Vernichtung aller Juden Europas. Eichmann legt eine Liste von 33 Ländern vor von Altreich/131500 Juden bis Weißrussland/446.484 Juden (darunter auch z.B. die Schweiz/18.000 Juden und England/330.000 Juden). Nur Estland war schon “judenfrei”. Zusammen über 11 Millionen. “Das Protokoll, das unter der höchsten Geheimhaltungsstufe “Geheime Reichssache” stand, gelangte übrigens innerhalb weniger Wochen in die Hände der katholischen Bischofskonferenz, ohne daß es sichtbare Reaktionen gegeben hätte."

Die meisten Menschen lasen keine Tageszeitung. Es gab auch keine freie Presse. Zwischen 1933 und 1936 kauften sich viele Menschen erstmals ein Radio. Sie wollten die Reden Hitlers hören. Wir allseits „Informierten“ heute können uns doch nicht mehr vorstellen wie das war. Die Menschen hatten genug zu tun mit dem, was ihnen der tägliche Lebenskampf abforderte.

Aus dem Terminkalender meines Vaters:
05.5.1945 - “Hitler ist tot!” Gefallen auf seiner Befehlsstelle in der Reichskanzlei am 1.5. nachmittags.

Dann kam die Zeit des großen Verdrängens. Bis in die Justiz hinein. Heute erst schiebt man mühsam die letzten über Neunzigjährigen in die Gerichtssäle. - Es ist eine Schande!

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Beitrag von Marek1964 Sa Jul 16, 2016 1:01 am

Gute Einwürfe, Skeptik, Falk und van Kessel. Ja, ich glaube man kann sagen - auch die katholische Kirche war in ihrem Kampf ähnlich entschlossen-untenschlossen wie die viele andere.. Zunächst hoffte man, man könne sich einigen. Danach versuchte man sich mit der Enzyklika "mit brennender Sorge" um verhaltene Kritik.

Dass sich katholische Priester sich danach um die Flucht von NS und SS Verbrecherern "verdient" gemacht hatten, ist in der Tat ein Schandfleck - ich weiss nicht - wie hat sich eigentlich die katholische Kirche mit diesem Umstand ausgeglichen? Mir nicht bekannt.

Aber der Einwurf von Falk, ein Kenner religiöser Fragen, scheint mir berechtigt - die katholische Kirche versuchte mit Hitler sich auszugleichenm wie auch Chamberlain und Daladie, und auch Stalin - aber dieser Mann, Hitler, eigentlich Katholik, hielt sich an keine Verträge. Wie also ist ihr Wirken fairerweise zu werten?

NB - ich bin kein Katholik, ein reformierte Hussite, aber trotzdem - allzuviel hatte die katholische Kirche der Nazimacht nicht entgegenzusetzen - oder doch?

Die Diskussion ist eröffnet.

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