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Rolle der DVP in der Weimarer Republik mit besonderer Berücksichtigung der Weltwirtschaftskrise

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Beitrag von Marek1964 Mo März 30, 2015 9:25 pm

In einer Diskussion habe ich gelesen, dass der DVP die Weimarer Republik "zu sozial" war. Wiewohl ich das nicht glaube, so habe ich aber auch Mühe, mit Sicherheit die richtige Argumentation dagegen zu finden. Das führt mich auch zur konkreten Frage:

- Welche Unterstützung gab es in der Weimarer Republik für Arbeitslose und sonstige Bedürftige?
- Wie war die Haltun der DVP dazu?
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Beitrag von wfwbinder Mo März 30, 2015 11:21 pm

In Deutschland wurde 1927 während der Weimarer Republik durch das Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung vom 16. Juli 1927 die Arbeitslosenversicherung eingeführt. Danach hatten Arbeitslose unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 26 Wochen Anspruch auf eine Arbeitslosenunterstützung als Versicherungsleistung (ähnlich dem heutigen Arbeitslosengeld).
Wikipedia

Über die Ansicht der DVP dazu habe ich nichts gefunden.
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Beitrag von Gontscharow Di März 31, 2015 12:11 pm

Die DVP war die Partei der Industriellen und vertrat deren Interessen.
"Sozial" im Sinne der Befürwortung sozialstaatlicher Maßnahmen war sie mit Sicherheit nicht,
sie teilte eher die Ansichten einer Margaret Thatcher oder der deutschen FDP ( minus der wenigen überlebenden Sozialliberalen in dieser Partei).Also nach dem Motto "Sozial ist, was Arbeit schafft".
Nach dem Ende der Arbeitslosenversicherung in Weimar fielen die Leute ins Nichts, wenn
es ihnen nicht gelungen war, wieder eine Arbeit zu finden. Es gab Suppenküchen, die kostenlos Essen austeilten und vor denen in den frühen 30 er Jahren die Menschen in langen Schlangen warteten, um wenigstens etwas zu Essen zu bekommen. Für andere Bedürfnisse wie z.B. Kleidung war man auf die Wohlfahrt beispielsweise der Kirchen angewiesen.
Damals haben viele Menschen in Deutschland gehungert - nicht im Sinne einer Hungersnot, aber sie hatten einfach chronisch zu wenig zu essen.
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Beitrag von Marek1964 Di März 31, 2015 12:23 pm

Kann schon sein, dass die DVP schon der Meinung war, dass selbst ein halbes Jahr Arbeitslosen Unterstützung zuviel sei, aber irgendwie kann ich mir das nicht vorstellen. Die Situation damals war so, dass vor allem die Wirtschaft ingesamt wegbrach durch schlechte Geldpolitik und Pessimismus, und nicht, dass zu hohe Steuern und Abgaben die Wirtschaft hemmten.

Es kann aber gut sein, dass die DVP solche verquere Meinung hatte, sie wären nicht die einzigen gewesen, die die Zeichen der Zeit nicht erkannten. Der Verlust an Stimmen während der Weltwirtschaftskrise jedenfalls könnte darauf hindeuten.

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Beitrag von Wallenstein Di März 31, 2015 12:56 pm

Von 1928 bis 1930 regierte in Weimar das Kabinett Müller, eine von der SPD geführte Koalition zwischen SPD, Zentrum, DVP und DDP. Sie zerbrach an einer Auseinandersetzung zwischen der SPD und der DVP bezüglich der Arbeitslosenversicherung. Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen wollte die SPD die Beiträge erhöhen, die DVP hingegen die Leistungen kürzen. Die DVP war nicht prinzipiell gegen die Arbeitslosenunterstützung, wollte sie aber möglichst niedrig halten.

Nähere Informationen unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kabinett_M%C3%BCller_II

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Beitrag von Marek1964 Di März 31, 2015 7:28 pm

Ja, das ist eine sehr interessante Antwort. Die DVP wollte die Steuerbelastung für Unternehmen, damit also deren Konkurrenzfähigkeit mit dem Ausland, tief halten, die SPD wiederum das Schicksal der Arbeitslosen mildern - natürlich mit gutem Grund.

Leider wurde man sich nicht einig und so ebnete man Hitler den Weg zur Macht. Interessant ist für mich eines: Beide Seiten erkannten den wahren Grund der Krise nicht: Das Abwürgen der Wirtschaft durch völlig falsche Geldpolitik. Der Wirtschaft wurde nicht in genügendem Masse das Geld zur Verfügung gestellt. Da konnte man mit Steuern oder Abgaben auch nicht viel retten, weder in die eine oder andere Richtung.

Man verstand einfach zu wenig von Wirtschaft. Der Goldstandard war völliger Unsinn in einer Zeit nach starkem Wirtschaftswachstum. Die Wirtschaft wuchs, nicht aber der Goldbestand.

Für mich ist es damit ein typischer Fall von einer Situation, wo zwei Seiten sich um etwas streiten, dabei aber übersehen, dass das Problem ganz woanders ist. Leider profitierte eben Herr Hitler davon.

Der tat dann, nicht als wissender, aber seiner von der "Vorsehung bestimmten Intuition" das "richtige": nach dem Grundsatz, "Geld spielt keine Rolle" steigerte er die Staatsausgaben und scherte sich nicht um die Geldmenge ode Reichsverschuldung, Schacht hatte jetzt seinen Anweisungen Folge leisten. Dabei hatte er insofern Recht, dass sicher die Angst vor Inflation jetzt absolut nicht gegeben war, im Gegensatz zur Situation zwischen 1918-1923, die hier
https://geschichte-forum.forumieren.de/t3-inflation-1914-1918-1923-einfach-verstandlich-erklart-von-der-kriegsfinanzierung-durch-schulden-bis-zum-ruhrkampf
beschrieben wird.

Aber das erkannte man nicht und so nahm das Schicksal seinen Lauf.

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Beitrag von Gontscharow Mi Apr 01, 2015 1:50 pm

Deutschlands horrende Staatsverschuldung durch die Nazis
wurde von diesen immer verschwiegen und verschleiert ( "Mefowechsel"),
um die Inflationsangst klein zu halten.
Hitler hatte nicht die Absicht, die Schulden zurück zu zahlen,
die Explosion der Ausgaben durch den Zweiten Weltkrieg wurde
zu großen Teilen durch die Ausplünderung der besiegten und besetzten Länder bestritten ( woran sich Griechenland aktuell erinnert).Das sollte auch nach dem Endsieg so weiter gehen.
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