Frankreich - erster absolutistische Staat Europas? Wenn ja, warum?

[Marek1964]

Ich bin über die Frage gestolpert: War Frankreich der erste absolutistische Staat und wenn ja, warum?


Der Adel wurde ja nach Versailles spediert und durch Beamte erstetzt.


Aber auch sonst war der Staat homogen. Aber eben, ich denke, die Fürstentümereien, die etwa das Deutsche Reich oder Italien zersplitterten wurden dort früher zerschlagen.


Aber nur mal so eine These.

[Moschusochse]

Hier http://www.bpb.de/wissen/gbzy76 ist das ganz gut erklärt - ja die Entmachtung von regionaler Macht und Zentralisierung, Bürokratisierung, paralell mit religiöser Überhöhung Herrschaft von Gottes Gnaden - ich denke, das ist es.

[ArnoldB.]

Wenn man auf Europa schaut, so müssen zur Beantwortung der Frage alle Geschichtsepochen ins Blickfeld genommen werden. Die Antwort muss daher lauten: Nein, nicht Frankreich!

Ohne den Begriff des "Absolutismus" nun näher zu charakterisieren, verweise ich darauf, dass die Antike zweifellos Herrscher kennt, die unumschränkt ihren Befehlen Geltung verschaffen konnten.

Aber ebenso ist richtig: bereits in der Antike und in allen folgenden Epochen gab es Möglichkeiten und/oder Umstände, die die Machtbefugnisse von Monarchen beschränkten.

[Moschusochse]

Da hast Du sicher irgendwo Recht Arnold, aber der Absolutismus, von dem allgmein die Rede ist, war derjenige, der den Feudalsimus ablöste, wenn ich das richtig verstehe.

[ArnoldB.]

Da hast Du sicher irgendwo Recht Arnold, aber der Absolutismus, von dem allgmein die Rede ist, war derjenige, der den Feudalsimus ablöste, wenn ich das richtig verstehe.

Der sog. "Absolutismus"  wird von der Geschichtswissenschaft schon längere Zeit insgesamt infrage gestellt (sh. z. B. http://daten.digitale-sammlungen.de/0004/bsb00044807/images/index.html?fip=193.174.98.30&id=00044807&seite=1 ). Das nehmen viele Lehrer, die die Mühen der Fortbildung scheuen, und die Schulbuchverlage, die ihre Schulbücher überarbeiten müssten, sowie erst recht die Schulverwaltungen, weil sie dann neue Schulbücher anschaffen und finanzieren müssten, nicht zur Kenntnis.

Die absolutistischen Monarchen haben keineswegs den "Feudalismus" abgeschafft, sondern er war weiterhin die wichtigste Basis staatlichen Lebens. Allerdings haben dann im 18. Jh. die Monarchen immer weniger Rücksichten auf einige Erscheinungen der feudalen Gesellschaft genommen, z. B. die Mitspracherechte der Ständeversammlungen beschränkt - nicht immer und überall ist das gelungen. Ein "Absolutist" reinsten Wassers wie Friedrich Wilhelm I. von Preußen hat den preußischen Adel dem Staate dienstbar gemacht, ihm dafür aber ziemliche Freiheit in seinen Gutbezirken zugestanden; den rheinischen Adel in Kleve-Mark hat er nicht wirklich entmachten können. Die feudalen Strukturen in Deutschland waren zwar durch die industrielle Revolution immer bedeutungsloser geworden, zumal es auch Reformen wie die "Bauernbefreiung" gegeben hatte, sie sind aber erst 1918 gänzlich beseitigt worden. In England existieren sie in abgeschwächter Form bis heute, es gibt dort immer noch den "Grundherrn" mit einigen Privilegien.

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