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Heinrich Böll - die verlorene Ehre der Katharina Blum - berechtigte Kritik an der RAF-Hysterie und Springer Presse/Bild Zeitung oder Subversion?

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Beitrag von Marek1964 Sa Jun 27, 2015 10:28 am

Einen interessanten Roman, den ich hier vorstellen möchte, ist die verlorene Ehre der Katharina Blum, von Heinrich Böll verfasst und auch verfilmt, hier auf youtube die Verfilmung: https://www.youtube.com/watch?v=4Bx4AgmhDKw

Der Roman wurde teils als berechtigte Kritik an der Springer Presse und der Terroristen Hysterie bezeichnet, von konservativen Kräften wie etwa dem damaligen Bundespräsident Carstens kritisiert.

Heinrich Theodor Böll Linksintellektueller, Sympathisant von "Terroristen", Aktivist der deutschen Friedensbewegung - so wurde Böll verunglimpft. 1972 stürmten Beamte des LKA seine Wohnung. Im gleichen Jahr erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Waren die im Roman die verlorene Ehre der Katharina Blum Praktiken der Bild Zeitung und der Polizei wirklich nahe der Realität oder eine Übertreibung? Oder eine Karikierung? Oder vielleicht eine derartige Übertreibung, dass man von antistaatlicher Polemik oder gar subversiver Hetze sprechen kann?

Die Handlung des Romans beschreibt eine junge, unbescholtene Frau, die durch eine Romanze mit des Terrorismus verdächtigten in die Mühle von Justiz, die mit einem Journalisten der Boulevardzeitung heimlich zusammenarbeitet. In der Folge stirbt auch ihre Mutter, die der Boulevardjournalist Tötges heimlich auf der Intensivstation besucht. Als eigentlich die Sache vorbei ist, lädt Katharina Blum diesen Journalisten zu sich ein, ein Interview versprechen. Dieser verspricht ihr, wie er jetzt ihre Story gross rausbringt, aber damit man sich besser kennenlerne, erst mal "bummsen" solle. Dann macht es "bum", wie es Katharina später bei der Polizei aussagt - sie erschiesst ihn.

Vor allem die Schlussszenen fand ich recht karikierend, mit dem gigantischen Einsatz gegen den des Terrorismus verdächtigten Ludwig Götten, der sich zu guter letzt aber nur als ein unorganisierter Kleinkrimineller herausstellt. Hubschrauber, dutzende Autos aller Gattungen, Hundertschaften Polizei, Sonderkommando, und ein Schützenpanzer werden hier präsentiert.

Die Schlussrede schliesslich, gehalten von einem Redakteur der "Zeitung", unschwer als Bild Zeitung erkennbar, der von den "Schüssen gegen die Pressefreiheit" sprach, ist vom feinsten. Der Schauspieler spricht in pathetischen Tom, von der Stimmlage ähnlich wie Willy Brandt, angesichts eines erschossenen Boulevardjournalisten, der keinen Rufmord und sonstigen schmutzige Methoden scheute, eine gekonnte Ironie.

Hier kann mehr nachgelesen werden: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_verlorene_Ehre_der_Katharina_Blum
Hier können Auszüge des Romans nachgelesen werden: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41726620.html
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41651708.html
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Beitrag von Greyff So Jun 28, 2015 2:07 am

Den Roman habe ich um 1980 gelesen. Ich war damals der Meinung, daß Heinrich Böll
hier eine realistische Schilderung der Zustände in literarischer Freiheit in Romanform
abgeliefert hatte. Ob ich das heute auch noch so sehe, weiß ich nicht, ich müßte den Roman
noch mal lesen .... wozu ich ehrlich gesagt keine Lust habe, das wäre für mich "Schnee von gestern".Die RAF-Hysterie in der Bundesrepublik war in den 70er und 80er Jahren groß,
ich kann mich gut daran erinnern, und sie war vollkommen übertrieben. Aus heutiger Perspektive
schon rein gar nicht mehr nachzuvollziehen. Als ob ein verlorenes Häufchen von Terroristen den Staat BR Deutschland in seinen Grundfesten hätte wanken lassen können - das war sicherlich die Wunschvorstellung der RAF, aber es war eine Wahnvorstellung ( da jegliche Unterstützung durch die Bevölkerung fehlte, im Gegenteil wurde die RAF scharf abgelehnt ) und es war sehr
merkwürdig, daß unsere Politiker diese Wahnvorstellung teilten und eine solche Hysterie um die RAF entfachten.
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Beitrag von Marek1964 So Jun 28, 2015 11:01 am

Wie schon gesagt, ich denke, das war der Medialisierung zu verdanken. Und sicher auch dem, dass man eben auch Prominente angriff - wäre es nur bei den toten Fahrern und Leibwächtern geblieben, hätte das nicht so einen Widerhall gefunden. Aber so forderte man halt den Staat heraus. Der Staat hatte aber auch die breite Unterstützung der Bevolkerung.

Es gibt einen Film, die "Stille nach dem Schuss", auch auf youtube, in dem ein DDR Stasi-General zitiert wird: "Der Terror von links führt ja zu nichts. Er erschreckt die Leute, formiert den Abwehrapparat". Damit hatte er Recht. Trotzdem bot ja die DDR den Terroristen Unterschlupf. Die BRD wusste davon, schwieg aber lieber dazu - vielleicht, um Informanten zu schützen, vielleicht auch, weil so viele Terroristen still "entsorgt" wurden - sie durften in der DDR als brave Bürger des Arbeiter- und Bauernstaates leben.

In Bölls Roman wird neben der Unverhältnissmässigkeit und völlige Fehlleitung der Energie des Sicherheitsapparates (gegen einen harmlosen kleinkriminellen) vor allem die Rolle von Bild thematisiert; und eine enge und privilegierte Zusammenarbeit mit der Polizei, die ihm vertrauliche Dokumente zuspielt und dann ihrerseits "Material" von zweifelhaftem Wert erhält - verdrehte und unwahre Aussagen vom Umfeld von Katharina Blum. Ob dies irgendwo mal passiert ist, weiss ich nicht.

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Beitrag von Atzec So Jun 28, 2015 12:04 pm

Mein Bruder war damals mit seiner Freundin in Scheden im Uraub. Als er nach Hause kam, wurde er einige tage später vom Staatsschutz vorläufig festgenommen und verhört. Grund: Im Urlaub wurde er von einem Touristen als mögliches RAF-Mitglied "identifiziert" und gemeldet...

Ich weiß gar nicht mehr, wodurch das herauskam... Aber es ist in einer Dokumentation verewigt... Wegen hakenkreuzschmierereien organisierten wir Ende der siebziger Jahre als Schülervertretung eine antifaschistische Projektwoche an unserem Gymi. Eine Schülerunionistin meldete mich daraufhin dem Verfassungsschutz als RAF-Symphatisanten (war ich wirklich nie! :-) )... :-)))

!977 gab es eine große Anti-AKW-Demo in Kalkar gegen den dortigen im bau befindlichen "Schnellen Brüter" (der nie fertiggebaut wurde). Im Vorfeld wurde eine regelrechte Bürgerkriegsstimmung von der Springerpresse entfacht. Auf der Zufahrt wurden wir auf der Autobahn angehalten und via leibesvisitation nach Waffen abgesucht.Während der Demo von einer mittels Hubschraubern abgesetzten Hundertschaft der Polizei eingekesselt... :-)

Das Klma war damals durchaus von geschürter Hysterie gekennzeichnet. letzte Zuckungen der gebrochenen konservativen Hegemonie auf dem dynamischen Weg zum Müllhaufen der Geschichte. :-)

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Beitrag von Marek1964 So Jun 28, 2015 12:19 pm

Ja, interessanter Beitrag. Histerie, Übereifer und Denunziantentum gibt es leider in allen Gesellschaften, auch demokratischen. Ich erinnere an McCarthy in den USA. Polizeiübergriffe gibt es leider auch immer wieder, auch ohne Terroristen.

Aber nach Deinen Erfahrungen muss man Bölls Roman schon Recht geben, zumindest teilweise.

Der letzte Abschnitt wäre wohl einen eigenen Thread wert, aber von konservativer Hegemonie würde ich nicht sprechen, war doch die BRD bis 1982 ein von der SPD regiertes Land.

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Beitrag von Atzec So Jun 28, 2015 12:36 pm

Deshalb ja auch "letzte Zuckungen"... :-) Bundeskanzler war zu dem Zeitpunkt ein Wehrmachtsoffizier, will sagen, dass in den Spitzenpositionen allenthalben noch Personen saßen, die ihre persönliche Karriere unter den Nazis begonnen hatten. Das prägte auch noch in der 2. Hälfte der 70er Jahre die Gesellschaft.
Die große Zäsur markierte die berühmte Rede Weizäckers zur Befreiung vom Hitlerfaschismus. Seither ist die Bundesrepublik sozialliberal hegemoniert. :-)

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Beitrag von Gontscharow Di Jun 30, 2015 3:07 pm

Sowohl Helmut Schmidt áls auch Richard von Weizsäcker haben unzählige Interviews gegeben, über ihr Leben wurde sehr viel Material veröffentlicht.
Beide waren in ihrer Jugend sicher keine entschiedenen Gegner des NS-Regimes, aber sie waren auch nicht die typischen Hitleranhänger. Beide haben sich aber zu entschiedenen Demokraten entwickelt, was mir für die Beurteilung ihrer Persönlichkeiten wichtiger erscheint als ihre Existenz als Jugendliche. Ein 18-jähriger Hamburger Junge hätte sich damals auch schwerlich der Einberufung zur Wehrmacht entziehen können, Helmut Schmidt hat im späteren Leben oft über "die Scheiße des Krieges" geklagt, denen er so viele Jahre seiner Jugend opfern mußte. Für Richard von Weizsäcker gilt ähnliches, auch er konnte sich dem Soldat sein schwerlich entziehen.
Ja, in den 70er Jahren war die sozialliberale Koalition schwer unter Beschuß der Konservativen,
die zumindest seinerzeit auch von mir so gefühlt die Hegemonie ausübten. Helmut Kohl versprach seinen Anhängern 1982 die "geistig-moralische Wende". Das weiß ich noch, weil ich mich damals darüber aufgeregt habe. Nichts davon ist eingetroffen, Deutschland wurde im Gegenteil immer liberaler. Vielleicht hat Atzec das so gemeint ?


Zuletzt von Gontscharow am Do Jul 02, 2015 7:23 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag von wfwbinder Mi Jul 01, 2015 9:00 am

Greyff schrieb:Den Roman habe ich um 1980 gelesen. Ich war damals der Meinung, daß Heinrich Böll
hier eine realistische Schilderung der Zustände in literarischer Freiheit in Romanform
abgeliefert hatte. Ob ich das heute auch noch so sehe, weiß ich nicht, ich müßte den Roman
noch mal lesen .... wozu ich ehrlich gesagt keine Lust habe, das wäre für mich "Schnee von gestern".Die RAF-Hysterie in der Bundesrepublik war in den 70er und 80er Jahren groß,
ich kann mich gut daran erinnern, und sie war vollkommen übertrieben. Aus heutiger Perspektive
schon rein gar nicht mehr nachzuvollziehen. Als ob ein verlorenes Häufchen von Terroristen den Staat BR Deutschland in seinen Grundfesten hätte wanken lassen können - das war sicherlich die Wunschvorstellung der RAF, aber es war eine Wahnvorstellung ( da jegliche Unterstützung durch die Bevölkerung fehlte, im Gegenteil wurde die RAF scharf abgelehnt ) und es war sehr
merkwürdig, daß unsere Politiker diese Wahnvorstellung teilten und eine solche Hysterie um die RAF entfachten.

Ich kann mich gut an die Zeit erinnern. Als es los ging, war ich 18 und kam gerade in die Lehre.

Ich denke die im Roman und dem Film beschriebenen Szenen können sich heute ebenso bei der Terroristenfahndung geschehen. Man war damals, siehe auch die Geschenisse um die Olympischen Spiele in München, völlig unvorbereitet. Daher dann auch der Aufbau von GSG 9, Aufrüstung beim BKA, Einführung der Rasterfahndung.

Damals konnte man noch Wohnungen anmieten ohne eine Schufa vorzulegen, viele Dinge waren einfacher als heute.

Ich denke schon, dass die Bedrohung für das Staatsgefüge damals groß war. Nicht so sehr real, obwohl es natürlich schon ein großer Punkt ist, wenn ein Generalbundesanwalt, trotz Bewachung, ermordet wird, aber gefühlt. Es kam in der Bevölkerung der Eindruck auf, dass es eine GRuppe geben kann, mit der der Staat nicht fertig wird. Und dies aus dem inneren des Landes heraus, während man den heutigen Terror, auch wenn es Dschihadisten gibt, die konvertierte Deutsche sind, doch eher als eine Bedrohung aus dem Ausland (oder zumindest von "Ausländern") sieht.
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Beitrag von Atzec Mi Jul 01, 2015 11:55 am

Die RAf war zweifelsfrei kein papiertiger und stellte fraglos eine reale gefahr dar. Insbesondere für die Angehörigen des Establishments aus Politik und Wirtschaft. Der Staat hat dabei in vielerlei Hinsicht einfach nur reagiert und sich den Bedrohungsszenarien entsprechend angepasst. Im Detail und in mancherlei Hinsicht wurde fraglos auch überreagiert.

Problematischer war eher das hetzerische Klima, das von der Springerpresse und weiteren teilen der Medien in der Gesellschaft erzeugt wurde und mit dem unseligen Begriff des "Symphatisantensumpfes" versuchte frontal jedewede Gesellschaftskritik zu diskreditieren und zu diskriminieren.

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Beitrag von Atzec Mi Jul 01, 2015 12:02 pm

Gontscharow schrieb: Ja, in den 70er Jahren war die sozialliberale Koalition schwer unter Beschuß der Konservativen,
die zumindest seinerzeit auch von mir so gefühlt die Hegemonie ausübten. Helmut Kohl versprach seinen Anhängern 1982 die "geistig-moralische Wende". Das weiß ich nich, weil ich mich damals darüber aufgeregt habe. Nichts davon ist eingetroffen, Deutschland wurde im Gegenteil immer liberaler. Vielleicht hat Atzec das so gemeint ?
Ja, so habe ich das gemeint. :-)
Ich wollte dem genossen Schmidt mit dem Hinweis auf sein Dasein als Wehrmachtsoffizier auch nicht persönlich angreifen, sondern lediglich auf den banalen Umstand hinweisen, dass damals eben noch Leute an vielen Schalthebeln saßen, deren politische Primärsozialisation unter den Bedingungen der rassistischen, nationalistischen und militant antikommunistischen Naziideologie erfolgte... :-)

Und tatsächlich ist dem Kohl die "geistig-moralische Wende" in kultureller, politischer und ideologischer Hinsicht komplett nach hinten losgegangen. Teilerfolge wurden allenfalls bei der Aufweichung sozialerStandards nach neo"liberalistischem" Credo erzielt. Aber auch da hat er sich am kernbestand die Zähne ausgebissen

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Heinrich Böll - die verlorene Ehre der Katharina Blum - berechtigte Kritik an der RAF-Hysterie und Springer Presse/Bild Zeitung oder Subversion? Empty Der Buback und Nachruf, klammheimliche Freude, Schleyer als SS Mann

Beitrag von Marek1964 Sa Jul 30, 2016 5:49 pm

Vielleicht mal zusammenfassend: Die RAF hatte durch die Medialisierung den Staat herausgefordert - dieser schlug zurück, auch medial, was die Bevölkerung gegen die RAF Anhänger aber auch gegen viele Linke allgemein aufbrachte.

Allerdings muss ich sagen - auch ich hatte einen linken Lehrer, mit dem wir das Geschehen sechs Jahre später in der Schule behandelten - und auch er distanzierte sich nicht von den Terroristen, wohl aber kritisierte er die Überreaktion und wir behandelten eine Rede von Stefan Walser (wenn ich mich recht erinnere).

Und dann darf man nicht den sogenannten "Buback Nachruf" vergessen - wo von "klammheimlicher Freude" über das gelungene Attentat die Rede war, heute wohl auch undenkbar.

Und zu guter Letzt fällt mir eine weitere Perle ein - Hanns Martin Schleyer wurde von Terroristen entführt und später ermordet, das dürfte bekannt sein. Man entführte ihn auch deshalb, weil er in seinen jungen Jahren SS Offizier in Prag war. Er selbst hatte dann allerdings einen seiner (jungen) Bewacher in Diskussionen verwickelt, er sei auch mal jung gewesen und habe sich von etwas begeistern können, wofür er sich heute schäme - und zog eine unangenehme Paralelle zu seinem Bewacher. Diesen hat er so wacklig gekriegt, dass die Bewacher ausgetauscht wurden und die nachfolgenen angewiesen wurden, mit Schleyer nur noch das nötigste zu sprechen.

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