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Deutsche Exportüberschüsse – Gefahr für die Einheit der EU?

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Beitrag von Wallenstein Di Jul 28, 2015 4:37 pm

Früher gab es einmal das Ziel „außenwirtschaftliches Gleichgewicht“. Das gibt es zwar noch, wird aber nur noch wenig beachtet, seitdem es die Eurozone mit der gemeinsamen Währung gibt. Überschüsse führten früher zu Aufwertungen, diese Gefahr besteht nicht mehr. Die BRD hat erhebliche Exportüberschüsse in der Handelsbilanz, 2013 waren es 184 Milliarden Euro. (Dafür sind allerdings die anderen Positionen der Zahlungsbilanz wie z.B. die Dienstleistungsbilanz, die Übertragungsbilanz und die Kapitalbilanz stets defizitär).

Heute wird ein deutscher Überschuss beim Handel mit Spanien als genauso wenig bedrohlich angesehen wie ein Exportüberschuss von Bayern gegenüber Mecklenburg-Vorpommern. Und der deutsche Überschuss wertet auch nicht den Euro gegenüber dem Dollar, dem britischen Pfund oder dem Yen auf, da hierfür entscheidend ist die gesamte Ausfuhr und Einfuhr in die Eurozone und da ist die Bilanz weitgehend ausgeglichen. Der Euro bringt der deutschen Wirtschaft also gewaltige Vorteile.

Der Fortfall der nationalen Währungen lässt aber nun die strukturellen Differenzen im Entwicklungsgefälle viel deutlicher hervortreten. Solche Strukturunterschiede gibt es auch in Deutschland, man versucht sie abzumildern z.B. durch den Länderfinanzausgleich, durch gezielte Fördermassnahmen, durch eine einheitliche Sozialpolitik für alle Bürger.

Im europäischen Maßstab fehlen solche Instrumente weitgehend. Das Ergebnis sind sich aufbauende Verschuldungsketten. In jedem Land gibt es Konsumenten, Investoren und den Staat, die deutsche Produkte kaufen. Wird mehr importiert als exportiert, wird versucht, Zahlungsschwierigkeiten über Kredite zu überbrücken. Das kann irgendwann einen Punkt erreichen, an dem keine dieser Gruppen mehr Tilgung und Zinsen begleichen kann.

Die EU-Kommission hat die enormen deutschen Exportüberschüsse gerügt und die Bundesregierung zum Gegensteuern aufgefordert. Die Bundesregierung hat dafür wenig Verständnis. Wenn das Ausland deutsche Waren haben will, soll man sie nicht daran hindern.
Wie soll man auch gegensteuern?

Gefordert wird z. B. ein verstärkter Binnenkonsum, damit die Deutschen mehr importieren. Dafür müssten die Löhne steigen, was man aber nicht möchte. Ein erhöhter Verbrauch der Konsumenten würde laut Experten auch gar nicht viel für die Krisenländer bringen, die Auswirkungen wären gering.

Interessanter schon die Nachfrage von Investoren, die Vorprodukte und Maschinen brauchen. Doch dafür müssten in diesen Ländern erst einmal entsprechende Firmen existieren.

Eine Verpflichtung aller Deutschen, mehr Waren aus Südeuropa zu konsumieren? So etwas lässt sich administrativ nicht durchsetzen.

Weniger Exporte? Das kann man nicht ernsthaft wollen, so etwas schlägt sich sofort auf den Arbeitsmarkt nieder.

Verlagerung von Produktionsstätten aus Deutschland in die Krisenländer? Dann würden wir diese Produkte nicht hier erzeugen, sondern importieren?

Unsere Dienstleistungsbilanz ist defizitär, was für die Touristenländer positiv ist. Also noch mehr Tourismus? Wie steigerungsfähig ist dies? Bringt das etwas?

Die deutsche  Kapitalbilanz ist ebenfalls defizitär. Es fließt mehr ab ins Ausland als hereinkommt. In der Kapitalbilanz differenziert man zwischen den Direktinvestitionen im Ausland, den Portfolio-Investitionen, dem Kreditverkehr und den Finanzderivaten. Es müsste mehr davon in die Krisenländer strömen und dort  aber nicht Immobilien- oder andere Finanzblasen finanzieren wie seinerzeit  in Spanien. Die wirtschaftliche und zumindest in Griechenland auch die politische Instabilität schreckt jedoch viele Investoren ab.

Es gibt noch viele weitere Vorschläge, eine Lösung gibt es derzeit nicht.  Fakt ist allerdings, dass die Unzufriedenheit in den GIIPS Staaten (Griechenland, Italien, Irland, Portugal und Spanien) wächst. Hier wird geglaubt, dass ihre Probleme etwas mit der deutschen Wirtschaftsmacht zu tun haben.

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Beitrag von wfwbinder Di Jul 28, 2015 6:53 pm

Es gibt Tatsachen, an denen man nichts ändern kann.

1. Tatsache: Es gibt mehr deutsche, die im Ausland Urlaub machen, als Ausländer die in Deutschland Urlaub machen.

2. Die Deutschen geben im Urlaub im Schnitt mehr aus, als ausländische Urlauber hier.

3. Deutsche Unternehmer und Investoren investieren gern auch im Ausland.

4. da 1-3 mehr Kapitalabfluss ergeben, benötigen wir einen Exportüberschuss, um uns das leisten zu können.

5. Es gibt auch Länder die durch ausländische Urlauber mehr einnehmen und finanzieren damit ihr Aussenhandelsdefizit.

Das alle Länder eine annähernd ausgeglichene Zahlungs- Leistungs- und Handelsbilanz haben, ist ein unerfüllbarer Traum. Das zu versuchen ist auch unvernünftig in einer globalisierten Welt. Die Sychellen können keinen Aussenhandelsüberschuss haben. Die Bahamas auch nicht, aber das wird durch die Urlauber ausgeglichen.

Durch unsere positiven Leistungszahlen, sind wir auch der größte Nettozahler in der EU.
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Beitrag von Wallenstein Mi Jul 29, 2015 1:57 pm

wfwbinder schrieb:


Das alle Länder eine annähernd ausgeglichene Zahlungs- Leistungs- und Handelsbilanz haben, ist ein unerfüllbarer Traum. Das zu versuchen ist auch unvernünftig in einer globalisierten Welt. Die Sychellen können keinen Aussenhandelsüberschuss haben. Die Bahamas auch nicht, aber das wird durch die Urlauber ausgeglichen.

Durch unsere positiven Leistungszahlen, sind wir auch der größte Nettozahler in der EU.

Das ist hiermit nicht gemeint. Auch bei den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Holland oder Deutschland mit Österreich kommt es immer wieder zu Ungleichgewichten, die sich früher oder später ausgleichen. Hier könnte man von symmetrischen Beziehungen sprechen. Problematisch sind permanente Ungleichgewichte wie mit den GIIPS Staaten, hier entstehen asymmetrische Beziehungen.

Wohlgemerkt, die EU-Kommission will nicht, so verstehe ich es jedenfalls, dass Deutschland weniger exportiert, wohl aber das die GIIPS Staaten dies machen. Das geht aber natürlich nur, wenn dort eine Palette an Gütern und Dienstleistungen entsteht, die für Deutschland interessant ist. Dann würden sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Griechenland und Deutschland ähnlich symmetrisch entwickeln wie etwa mit Österreich. Wie das allerdings geschehen soll, darüber gehen die Meinungen aber weit auseinander.

Das hätte auch für Deutschland Vorteile. Deutschland zahlt so hohe Nettobeiträge an die EU gerade weil die Südeuropäer so strukturschwach sind. Griechenland, Portugal und Spanien gehören in der Eurozone zu den größten Nettoempfängern. Nach dem Artikel 174 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV) setzt sich die Union "insbesondere zum Ziel, die Unterschiede im Entwicklungsstand der verschiedenen Regionen und den Rückstand der am stärksten benachteiligten Gebiete zu verringern.“

Solange die Defizitländer nur durch Kredite zahlungsfähig gehalten werden, besteht das Problem, das diese eines Tages nicht beglichen werden können. Und dann wird es wirklich teuer.

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Beitrag von Gontscharow Do Jul 30, 2015 1:28 pm

Helmut Schmidt hatte dieses Problem bereits vor einigen Jahren in einer der zahllosen Talkshows des deutschen Fernsehens beschrieben. Sinngemäß sagte er, wir Deutschen würden uns noch wundern. Und zwar deshalb, weil wir unsere Exportüberschüsse letztendlich selbst bezahlen.
Das kann man am Beispiel Griechenlands nun sehr deutlich sehen. Das Land wird seine Schulden
nicht zurückzahlen können... Also bezahlt der deutsche Steuerzahler die deutschen Exporte nach Griechenland via Bürgschaft plus letztendlich folgenden Schuldenschnitt.
Insofern hat die Unausgeglichenheit der Handelsbilanz mit den südlichen Ländern nicht nur negative Folgen für diese, sondern  längerfristig auch für Deutschland selbst.
Wie man das ändern könnte, weiß ich auch nicht.
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Beitrag von wfwbinder Do Jul 30, 2015 4:52 pm

Sieh es doch einfach so, dass was wir eventuell wirklich an gezogenen Bürgschaften verlieren dürfte im Verhältnis zu unserem Aussenhandel weniger sein, als ein Handelsunternehmen pro Jahr im Verhältnis zum Umsatz durch Ladendiebstähle und Forderungsverluste verliert. Es liegt also im marginalen Bereich.
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Beitrag von Wallenstein Do Jul 30, 2015 6:12 pm

Nach den Zahlen, die ich in Wikipedia gefunden habe und die aus dem Jahre 2011 stammen, betrug der Anteil Deutschlands an Garantien für die Kredite an die GIIPS Staaten durch Beteiligung an den Rettungsmaßnahmen verschiedener Institutionen 732 Milliarden Euro. Der gesamte Warenexport 2014 betrug 2014  1.133,5 Milliarden, die Importe 916,6 Milliarden.

Die Garantien würden also, bezogen auf 2014, immerhin 64,5 % von der gesamten Ausfuhr ausmachen.  Das ist keine Marginalie. Aktuelle Zahlen habe ich derzeit nicht.

Gehen wir einmal optimistisch  davon aus, dass ein großer Teil dieser Bürgschaften nie in Anspruch genommen wird.

Problematisch ist aber, dass durch die Konsolidierungsmaßnahmen in den GIIPS Staaten eine erhebliche politische Radikalisierung stattfindet. Ein zweites Griechenland, etwa in Spanien durch die Bewegung Podemos hervorgerufen,  wäre eine erhebliche Belastung für die EU.

Als Tsipras vor dem Europaparlament auftrat, entstanden merkwürdige Allianzen. Nicht nur  die Abgeordneten der linken Parteien, sondern gerade auch die Vertreter der Rechtspopulisten jubelten ihm zu. Marine Le Pen weinte Krokodils Tränen um Griechenland, ebenso Wilders aus den Niederlanden. Diese Leute nutzen jede Gelegenheit, um die EU zu sprengen und dafür ist ihnen alles recht.

Allerdings, wenn die großen Unterschiede in den Volkswirtschaften nicht in absehbarer Zeit beseitigt werden, wird die EU tatsächlich einer ungewissen Zukunft entgegen steuern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Euro-Rettungsschirm#Anteiliges_finanzielles_Risiko_f.C3.BCr_die_Bundesrepublik_Deutschland

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Beitrag von Gontscharow So Aug 02, 2015 3:39 pm

Deine Zahlen stützen die Annahme von Helmut Schmidt, Wallenstein.
Allerdings gebe ich freimütig zu, daß ich diese Themen nicht wirklich
beurteilen kann .... und daß man mit Zahlen alles, nichts und das Gegenteil
beweisen kann.
Meine Intuition sagt mir aber, daß eher Schimdt Recht haaben dürfte -
außerdem prüfe ich ganz gerne mal Prognosen, die vor 10, 20 oder 30 Jahren
gemacht wurden darauf, ob sie eingetreten sind. Helmut Schmidt lag auch einige
mal daneben, sehr viel öfter aber hat er mit seinen Einschätzungen Recht behalten.
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Beitrag von Greyff Do Aug 06, 2015 1:17 am

Ich maße mir ebenfalls nicht an, diese Zahlen beurteilen zu können.
Diejenigen, die es können, also die Wirtschaftsexperten, haben in der Vergangenheit
mit ihren Einschätzungen sehr oft falsch gelegen. So hat von diesen Herrschaften
niemand die Finanzkrise ab 2008 vorausgesehen.
Der euro scheint die Ungelichgewichten im Außenhandel so wit zu verstärken, daß
er die Währungsunion in der Tat sprengen könnte.Finanzminisgter Schäuble wollte Griechenland
aus der Eurozone ausschließen - und zwar als überzeugter Europäer, um das gesamte Projekt Europa zu retten und m Griehenland durch einen Schuldenschnitt zu helfen. Leider hat er
sich nicht durchgesetzt, auch mir erscheint dieser Weg als der richtige.
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Beitrag von Wallenstein Mo Dez 05, 2016 1:16 pm

Der ehemalige EU-Kommissar Verheugen hat nach dem Italien- Referendum noch einmal deutlich auf die Konstruktionsfehler der Euro-Zone hingewiesen:

Verheugen:
„Die Italiener haben in den vergangenen Jahren in bemerkenswerter Weise versucht, die Spar-Auflagen zu erfüllen, die ihnen die europäischen Partner, allen voran Deutschland, gemacht haben. Hier liegt jedoch das Problem. Zudem haben wir es mit einem Konstruktionsfehler des Euros zu tun. Eine Währungsunion kann nur funktionieren, wenn die Mitgliedsstaaten ungefähr die gleiche Wettbewerbsfähigkeit mitbringen oder wenn eine governance existiert, die den Unterschieden Rechnung trägt. Das ist in der EU aber nicht der Fall. Das Ergebnis ist, dass die Unterschiede immer größer werden. Deutschland profitiert vom niedrigen Euro-Kurs sehr viel stärker, als alle anderen Länder. Dieses Konstruktionsproblem der Eurozone muss man angehen! Wir sollten auch nicht länger darauf setzen, dass Länder, die aufholen müssen, dies durch interne Abwertung, also Sozialeinschnitte bewerkstelligen müssen.  Wir werden deshalb nicht darum herumkommen, dass innerhalb der Euro-Zone ein größerer Geldtransfer stattfindet - von den reicheren in die ärmeren Länder. Das hören wir Deutschen nicht gern, aber so ist die Lage.“

http://www.tagesschau.de/inland/europa-oesterreich-italien-verheugen-101.html

Nach den klassischen Außenhandelstheorien sollen sich die Unterschiede zwischen den starken und den wirtschaftlich schwachen Nationen im Laufe der Zeit durch Freihandel angleichen. Das funktionierte aber schon nicht richtig bei Ricardo‘ s Theorie der komparativen Kosten im 19. Jahrhundert. Er empfahl den Portugiesen den Weinanbau, den Engländern die Textilproduktion. England wurde reich, Portugal ein Entwicklungsland.

Das Heckscher-Ohlin Theorem, welches in den 20er Jahren entwickelt wurde, geht davon aus, das bei unterschiedlicher Arbeitsproduktivität und Kapitalproduktivität das Kapital dorthin wandert, wo beide Faktoren niedriger sind. Aber auch das hat sich so nicht realisiert. Tatsächlich hat Freihandel und freier Kapitalverkehr oft nicht das erreicht, was die Theorie vorsieht.

Siehe hierzu: https://geschichte-forum.forumieren.de/t538-freihandel-oder-protektionismus-kontroverse-ricardo-list?highlight=Freihandel

Die Frage ist jetzt: Wie können die Unterschiede in der Eurozone reduziert werden, wenn die klassischen Ansätze versagen?


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Beitrag von Marek1964 Di Dez 06, 2016 1:06 pm

Ich habe ja auch VWL studiert, im Nebenfach. Auf der einen Uni nannte man das "Wirtschaftstheorie" - eigentlich ein treffenderer Ausdruck.

Sie bieten vereinfachte Modelle, Abstraktionen, die zwar helfen, die Realität zu verstehen, aber halt auch nur partiell und je nach Situation halt auch nicht - die Wirtschaftswissenschaften beschäftigen sich mit aggregierten Grössen, mit dem Verhalten der Masse von Konsumenten, Unternehmern und Staat. Diese lassen sich schlecht voraussagen. Dann kommt dazu, dass es gerade für Wirtschaftsräume kulturelle Hintergründe gibt, die über die Leistungsfähigkeit der dortigen Wirtschaft von Bedeutung sind.

Der Euro ging ja davon aus, dass sich die Staaten des Stabilitätspaktes an die Vorgaben halten würden - das ist gerade in den südlichen Ländern nicht der Fall.

Und ja, ich gebe Verheugen Recht, die Wirtschaften waren eben nicht gleich konkurrenzfähig. Ich hatte mir damals schon gedacht - die italienische Lira oder der französische Franc, wie die über die Jahre an Wert verloren haben - von Jahr zu Jahr, wo wir an den einen oder anderen Ort fuhren und für einen Franken immer mehr bekamen. Und nun soll das gehen? Aber auch ich dachte mir nichts weiter, dachte, das werden die schon durchdacht haben.

Das Problem ist, dass sich die Staaten eines wirtschaftspolitischen Instrumentes beraubt haben - nämlich desjenigen der Geldpolitik, damit der Inflationspolitik und der Währungsabwertung.

Nun geht es Deutschland sehr gut, aber im Grunde genommen ist ein guter Teil des Wohlstand in Guthaben gegenüber den südeuoropäischen Ländern, an deren Rückzahlbarkeit man zweifeln muss.

Ja, leider muss man von einer Fehlkonstruktion sprechen. Das dumme ist, das man eine Entwicklung in die Wege geleitet hat, die schlecht (oder gar nicht?) umkehrbar ist. Weh tun wird sie in jedem Fall und das der Mehrheit (einige clevere Profiteure natürlich ausgenommen).

Komme später noch darauf zurück, Mittagspause vorbei.

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