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Die DDR: Vasall, Realität, Politsatire oder Utopie ?

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Beitrag von Nemeth Sa Jan 24, 2015 11:19 am

In diesem Thema möchte ich gern die Problematiken, die in dem Staat entstanden,
der auf deutschen Boden den real existierenden Sozialismus praktizieren wollte.
Die Diskussion sollte nach Möglichkeit mit Sachkunde, ohne Häme, und auch ohne
Schlaumeiereien (Amtsmanns seligen Angedenkens) geführt werden.
Themen und auch Unterthemen gibt es sehr viele, da wären u.a.
-wie gelangte die KPD an die Macht ?
-wie kam die SED in ihrende "führende" Rolle ?
- Polizei. KVP, Kampfgruppen, Volksarmee, Spatensoldaten ?
- soz. Umgestaltung der Landwirtschaft LPG, VEG
-Rollen von Parteen und Massenorganisationen
- Enteignung, Liquidierung der letzten Privatbetriebe,
-Planwirtschaft und deren Pläne
- Außenpolitik (Isolierung, UN-Beitritt, Milliardenkredite, Honneckerbesuch)
- Flucht. Ausreise
- Zusammenbruch

Diese kurze Aufstellung zeigt ein großes Diskussionspektrum, was nicht nur von den wenigen
Usern aus den "neuen" Bundesländern bewältigt werden kann.

Gruß Nemeth
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Beitrag von Greyff Sa Jan 24, 2015 12:15 pm

Ich möchte als erstes auf das Thema "Vasall" eingehen. Während der deutschen Teilung
wurde von den Medien der Bundesrepublik unermüdlich darauf hingewiesen, daß die
DDR kein souveräner Staat sei, sondern ein Vasall der Sowjetunion. IN den 50er und 60er
Jahren kam das sogar durch die weitere Verwendung des Begriffs "SBZ" ( Sowjetische Besatzungszone) zum Ausdruck, oder volkstümlich "Ostzone".
Dies ist zweifelsohne wahr, die DDR konnte nichts gegen den Willen der Sowjetunion unternehmen,
sie war von Anfang bis zum Ende von der Roten Armee besetzt, darauf stütze sich die Macht
der SED, nicht auf die Zustimmung der Bevölkerung.
Die Westmedien verschwiegen nur allzu gerne, daß es in der BRD nicht viel anders aussah :
Sie wurde von den US-Amerikanern ( in Kooperation mit Briten und Franzosen als Juniorpartner)
errichtet und war genau so wenig souverän wie die DDR. Mehr noch : die Amerikaner ließen sich einige ihrer Sonderrechte im Zuge der Verhandlungen über die Wiedervereinigung garantieren und sie genießen diese bis heute. Nichtsdestotrotz wurde die BRD aber nie "Trizone" genannt, was folgerichtig gewesen wäre.
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Beitrag von Wendenkönig Sa Jan 24, 2015 3:18 pm

Au verflucht, das wollte ich jetzt gerade absolut nicht. Greyff, bitte entschuldige vielmals. Ich wollte nicht dass Dein Beitrag mit Minus bewertet wurde, Im Gegenteil. Ich bin voll der selben Meinung und hatte ja deahalb schon einen kleinen Disput im anderen Geschichtsforum. Ich bin nämlich auch der Meinung, dass sich beide deutsche Staaten auf dem gleichen Level bewegten, in Bezug auf die Souveränität. Ich bin mir aber eben auch nicht sicher, welches Recht von Seiten der BRD bestand die DDR als "Zone", egal ob Besatzungs- oder Ostzone zu bezeichnen. Äußerte man sich gegenüber einem BRD - Bürger dahingehend, dass er ja auch aus einer Zone komme ... oh, da ging es aber ab. Er kam aus der BRD oder aus Deutschland, von Zone konnte einfach nicht die Rede sein.
Meiner Meinung nach resultierte das aber daher, dass der BRD Bürger weit aus selbstbewusster war. Er hatte vieles, was der DDR Bürger nicht hatte aber haben wollte. Daher entstand eine gewisse Demut um eventuell doch etwas von dem sonst unerreichbaren zu ergattern und man ließ solche, eigentlich, Demütigung über sich ergehen.

-wie gelangte die KPD an die Macht ?

Meiner Meinung nach ist das ganz simpel zu erklären.
Als die "Rote Armee" die Besetzung der Ostgebiete durchführte, setzte sie zur Verwaltung dieser Gebiete Deutsche ein. Diese Deutsche kamen im Schlepptau der Soldaten aus Russland wieder zurück nach Deutschland. Es waren emigrierte deutsche Kommunisten, die in der SU weiter geschult wurden und jetzt vollkommen überzeugt, zu den kommunistischen Ideen standen und diese nun endlich, auch mit Unterstützung der "sovjetischen Genossen" durchsetzten. An diesen Genossen ging kein Weg vorbei. Vielleicht hat jemand den Film "Talbach" gesehen. Dort ist es wunderbar dargestellt. Nach Kriegsende hatten die Kommunisten die totale Macht!

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Beitrag von Gontscharow Mo Jan 26, 2015 1:12 am

Wobei man auch anmerken sollte, Wendenkönig, daß auch viele in die SU
emigrierte deutsche Kommunisten in den 30er Jahren Opfer von Stalins Terror
und seinen "Säuberungen" wurden. Dazu gibt es einige Doumentationen, für mich
am eindrucksvollsten wurde diese Zeit in einer Spieldoku über Herbert Wehners Leben
dargestellt.
Es ist sogar so, daß die ausländischen Kommunisten in der Moskauer Emigration einen
noch höheren Blutzoll zahlen mußten, als die einheimischen KP-Mitglieder.
Ganz schlimm wurde es zu Zeiten des dt.-sowjet. Nichtangriffspaktes, als die SU mit dem
III: Reich kooperierte - und natürlich für kurze Zeit 1941, nach dem Angriff der Wehrmacht auf die
SU, als oauschal alle Deutschen in der SU für (potentielle) Kollaborateure und Spione gehalten wurden.
Die weinigen Überlebenden ( Leute wie Ulbricht) wurden dann in der Tat zunächst in der SBZ und dann in der DDR durch die sowjetischen Besatzer in Schlüsselpositionen gebracht.
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Beitrag von Nemeth Mo Jan 26, 2015 6:29 pm

Die wenigen Kollaborateure wie Pieck, Mielke und Ulbricht wurden von den Besatzern in Schlüsselpositionen gebracht.
Das ist an dem so. Doch was sich als ein sehr großes Problem darstellt ist die Unterlegengeit der Kommunisten bei Wahlen.
So lösten sie dieses Problem auf ihre Art. Man biederte sich und mit etwas Druck der Besatzungsmacht beim nahe
liegenden Partner SPD an. Obwohl nur 10% der Mitgliederstärke der SPD kam es zur"Vereinigung".
Ganz demokratisch wurden alle Führungspositionen 1 : 1 besetzt, man hatte 50% der Macht innerhalb der SED an
sich gerissen. Unliebsame SPD- ler wurden abgewählt, hinausgeekelt und schlimmeres.
Da die zwei anderen Parteien , die CDU und die LDPD in vielen Parlamenten zusammen doch noch die Mehrheit bildeten oder konnten,
und so pro forma "Im Wege" waren, wurde eine neue Partei gegründet. Die NDPD. Sie war total von den Kommunisten abhängig und sollte als politisches Sammelbecken für "geläuterte " Nazis gelten. (Ein Schelm, der etwas schlechtes denkt )

Wie sagte Ulbricht:" Wir müssen das Sagen haben, nur demokratisch soll es aussehen".
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Beitrag von Wendenkönig Mo Jan 26, 2015 6:52 pm

Ja sicher, Gonscharov, daran besteht ja auch kein Zweifel. Denken wir nur an die vielen polnischen Offiziere die Stalin einfach mal so liquidieren ließ.
Bei den deutschen, späteren "Führungskadern" handelte es sich ja auch nicht um die Exildeutschen aus der Vorkriegszeit oder der Zeit des Nichtangriffspaktes sonder meist um die Mitglieder des "Freien Deutschland", die sich ja auch in der Zeit des Krieges in Frontnähe im Einsatz waren und mit ihren Lautsprecher Propagandaautos, die deutschen Soldaten zum Überlaufen aufforderten. Und übergelaufene Soldaten selbst, die dann in Umerziehungslagern eine massive Gehirnwäsche erhalten haben und so für die Aufgaben, nach dem Krieg, gedrillt wurden. Und ganz und garnicht zu vergessen, die Deutschen Nazis, die es sehr gut verstanden, ihr Mäntelchen in den Wind zu drehen und sich schnell der neuen Ordnung anschlossen und sich ganz fix nach oben schleimten. Ich verweise da noch mal auf den kürzlich gezeigten Film "Talbach" Allerdings kann ich solche Vorgänge auch aus den Erzählungen meiner Mutter solche Dinge bestätigen. Bei uns im Haus war die Sovjetische Komandantur eingerichtet. Glück im Unglück, die Bewohner des Hauses (die weiblichen) waren Tabu vor den Repressalien der Soldaten, denen andere Frauen ausgesetzt waren. Sie konnte aber natürlich auch sehen wer zum Kommandanten einbestellt wurde und wer dann plötzlich mit roter Armbinde herumlief und die Anordnungen der Komandantur durchsetzte. Viel hat Sie nich erzählt aber immer wieder ...nach dem Motto, erst große Nazibonzen und jetzt überzeugte Kommunisten. Ich war ja zu der Zeit noch nicht geboren aber die meisten dieser Leute lebten ja noch im Dorf, als ich dann später schon verstand um was es da ging. Namen hat sie deshalb auch nie genannt...

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Beitrag von SarahF Mi Jan 28, 2015 1:59 pm

Ich habe die DDR nicht mehr miterlebt.
Ursprünglich komme ich aus Berlin, mein Vater war / ist Westdeutscher,
meine Mutter ehemalige Bürgerin der DDR.
Insofern bin ich ein Produkt der deutschen Einheit sunny
Ich studiere an einer Universität in NRW, fast alle Kommilitonen
sind Westdeutsche.Ein paar Ostdeutsche gibt es aber auch,
einige sind als Kinder mit ihren Eltern hierher gezogen.
Natürlich merkt man keinen Unterschied mehr zwischen Ost und West
in meiner Generation - aber es fällt doch auf, dass sich auch Jugendliche,
die nach 1990 geboren wurden, noch als "Ostdeutsche" definieren,
die Westdeutschen nur, wenn man drei mal nachfragt.
Ich habe den Eindruck, dass diese Identifikation mit dem "Osten" nicht
eine rein geographische ist - so wie man Nord- oder Süddeutscher ist -
sondern dass sie sich schon als etwas Besonderes fühlen, mal positiv,
mal negativ und oft neutral als "anders".

insofern war die DDR schon prägend für viele Menschen - sogar weit über ihr Ende hinaus.
SarahF
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