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Beitrag von Marek1964 Di Jul 21, 2020 5:07 pm

In drei Tagen wird sich das Unglück der Loveparade in Duisburg 2010 zum zehnten Mal jähren. Ich selbst hatte bis an diesem 24. Juli 2010 nur sehr wenig von der Loveparade gehört. Irgendwas in Berlin. Vom Unglück in Duisburg, eine Stadt die ich auch ein wenig kannte, hörte ich in den tschechischen Nachrichten. Im Internet schaute ich dann nach deutschen Quellen, um etwas näheres zu erfahren, und wurde darüber stutzig, dass Leserkommentatoren des Internetportals derwesten.de das Unglück vorausgesagt hatten. Es kamen bei dem Unglück, einem Massengedränge im einzigen Zugang zur Veranstaltung, der gleichzeitig auch einziger Ausgang war, 21 Menschen ums Leben und mindestens 652 wurden verletzt.

Wie kam es, dass Laien das haben voraussehen können und all die vielen zweifellos involvierten Fachleute und Verantwortungsträger nicht, und das in einem Land, das für seine Gründlichkeit bekannt war? Noch vier Jahre zuvor hatte das Land mit seinem Sommermärchen weltweit grosse Anerkennung geerntet. Aber als langjähriger Mitarbeiter eines deutschen Konzerns wusste ich schon auch, dass nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Und auch Chefs kennengelernt, die weit abgehoben von der Realität, ihre Entscheide einsam aufgrund einfacher Hinterkopfmodelle fällen und dann untergeordnete Mitarbeiter die Sache ausbaden können - und ohne dass die Chefs Verantwortung im Falle eines Desasters anschliessend übernommen hätten. Gott sei Dank handelte es sich bei meinem Fall nicht um Menschenleben, sondern nur um viel Geld, das versenkt wurde (das ein tschechischer Tycoon gerne in seine Taschen fliessen liess) und Nerven der Mitarbeiter, die hier unnötiger Weise strapaziert wurden. Das Geld konnte der Konzern schon stemmen. Nerven betroffener Mitarbeiter interessierten nicht.

Im Falle der Loveparade glaubte ich einiges wiederzuerkennen, aber ich wollte dann näheres erfahren.

Seither hat mich das Thema immer wieder interessiert, wenn sich eine neue Entwicklung in der Aufarbeitung ergab. Und leider muss ich der FAZ zustimmen: Es war die Katastrophe nach der Katastrophe.

Trotz der erkennbaren desaströsen Fehler der Verantwortlichen wurde niemand strafrechtlich belangt. Der Prozess wurde nach unsäglichen Verzögerungen, die dazu führten, dass er erst Ende 2017 begann, im Mai dieses Jahres eingestellt, nachdem die Verjährung, die am 27. Juli dieses Jahres eintreten wird, schon sehr nah war.

Man muss sagen, dass man eigentlich nicht allzu viel neues erfahren hat, was man nicht schon nach den ersten Monaten wusste oder zumindest qualifiziert hat vermuten können. Der Professor für Strafrecht an der Uni Regensburg, Henning-Ernst Müller, titelte auf seinem Blog schon im September 2010: Das Unglück der Loveparade - im Internet weigehend aufgeklärt.

Das Fazit bleibt dasselbe, wie vor 10 Jahren: Alle relevanten Verantwortungsträger haben versagt, die Politik, die Verwaltung (unter Druck der Politik), der Unternehmer, die Polizei (unter Druck der Politik), leider auch die Presse als vierte Säule des Staates und der Gesellschaft (zumindest im Vorfeld) und schliesslich die Staatsanwaltschaft und die Gerichte. Deshalb der Titel "all-inclusive" Versagen der Eliten.

Das Versagen erfolgte sowohl im Vorfeld, als die Politik im Land NRW und der Stadt Duisburg eine durchaus nicht unumstrittene Veranstaltung unbedingt durchführen wollte, ohne sich aber mit den Problemen und Details seriös Veranstaltung und den Möglichkeiten, diese in Duisburg zu organisieren, auseinanderzusetzen. Ein Unternehmer, der ursprünglich diese Veranstaltung als Werbeträger für sein Hauptunternehmen, die Fitnesskette McFit, nutzen wollte, aber dann auch daraus eine persönliche Prestigeangelegenheit machte, diese im Ruhrgebiet durchzuführen. In Duisburg sprach eigentlich alles dagegen, die Stadt hatte keine Mittel, die sie hätte in eine gute Organisation der Veranstaltung investieren können, und der Unternehmer wollte auch nicht mehr soviel Geld ausgeben wie noch einige Jahre zuvor, wiewohl das ungeeignete Gelände eine Reihe Zusatzkosten gegenüber früheren Loveparades nach sich zog.

Statt diese Probleme zu lösen, koppelten sich die beiden Verantwortungsträger - der Oberbürgermeister Adolf Sauerland und der Unternehmer Rainer Schaller - vom Geschehen ab, und liessen das Unheil seinen Lauf nehmen. Danach verweigerten sie es, die Verantwortungs zu übernehmen und behaupteten, sie hätten keinen Einblick in die Details der Planung gehabt und hätten alles delegiert. Eine Erklärung, die damals wie heute für unglaubwürdig und auch heute für inakzeptabel halte.

Im folgenden soll hier das aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. An den Unterforen werde ich ab heute arbeiten, sie sollten heute Abend fertig sein, wer will kann aber gerne sofort posten.

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