Sozialistische Witze und Sprüche, Floskeln und Phrasen - eine Sammlung zum Lachen und Nachdenken

[Marek1964]

Totalitäre Systeme zeichnen sich durch einen eigenen Duktus aus - also eine eigene Sprache.

Und ebenso typisch für dieses Systeme ist, dass sich der Bürger mit Witzen und Sarkasmus darüber hinweg hilf.

Beides soll hier thematisiert werden. So habe ich mir diesen Thread einfallen lassen.

Und fange so mal an:


Ein sozialistischer Witz lautet:

Ein Russe und ein Tscheche* finden einen Schatz. Dann sagt der Russe: Jetzt wird brüderlich geteilt! Dann sagt der Tscheche: Nein, Halbe-Halbe.

[Exmitglied-1]

Stasichef Erich Mielke befahl seinen Leuten, nachzuprüfen, wer in der DDR immer die politischen Witze herausbrächte. "So kann es nicht weitergehen!", schrie er.
Die Nachforschungen liefen an und endlich fand man den Gesuchten. Es war ein 90 Jähriger aus dem oberen Vogtland. Eine Delegation reiste dorthin und wollte ihn bekehren.
"Ja ich erfinde viele politische Witze", gestand er ein.
"Aber so bedenken Sie doch: Die DDR ist für den Frieden, setzt sich für das Volk ein, für den Sozialismus! Das ist doch zu loben!"
"Den kannte ich noch nicht!", sagte der 90 Jährige.

MfG Heiner

[gattinara]

Eine Anekdote dazu:

1988 schickte ich der Leipziger Freundin meiner Mutter den ungetragenen Kamelhaarmantel, den sich meine Mutter noch kurz vor ihrem Tod gekauft hatte. Dazu legte ich das Eichborn-Büchlein: Strohmeyer, Arn (Hrsg.):
HONECKER-WITZE. Als Politiker ist er eine Null, aber küssen kann er! Es zeigte auf dem Titel Honecker und Gorbatschow bei einer sehr innigen Ausführung des sozialistischen Bruderkusses.

Das Paket kam geöffnet, aber mit vollständigem Inhalt zurück. Dabei lag ein Zettel, dass meine Postsendung nicht den Richtlinien entsprochen habe.
Ich habe den Mantel dann ohne "Buchzugabe" wieder losgeschickt; er kam auch an. Aber seitdem wurde jedes Paket, das ich in die DDR schickte, kontrolliert. Allerdings nur noch für den Zeitraum eines Jahres ...

[Exmitglied-1]

@ gattinara  
Erst mal herzlich willkommen.
Dass die Genossen vom Zoll das Witzbuch wieder zurückgeschickt hat, heißt, sie kannten die Witze schon.  

Aber:

Der Zoll der DDR gibt bekannt: " Wir können leider nicht ausrechnen, wie viel eins mal eins ist!
Wir können nur wegnehmen und teilen!"

[Marek1964]

Auch von mir hier ein herzlich willkommen.

Auch ich kann mich erinnern, dass mein Bruder einem Brieffreund in der Tschechoslowakei einen Bausatz einer Junker Ju 52 in Luftwaffe Ausführung schickte - also eigentlich ein Verkehrsflugzeug. Aber auf der Schachtel war eben die Ausführung mit Haken- und Balkenkreuz. Das Paket wurde zurückgeschickt.

Mein Bruder schickte dann den Bausatz ohne Schachtel mit dem Bild und ohne Kleber mit den Hoheitszeichen. Das kam an.

Dann schickte er die Kleber in einem Brief mit - der Brief kam zurück. Beide male mit dem Hinweis "unzulässig".

Man hat das schon gründlich gearbeitet.

[Gontscharow]

Was passiert, wenn in der Sahara der Sozialismus ausbricht ?
25 Jahre erst mal gar nichts - danach wird der Sand knapp.

[Exmitglied-1]

Da hier auch Nachdenkliches und Phrasen erwünscht sind hier mal ein Zitat Honeckers - ich glaube irgendwann in Erfurt oder Gera geäußert:
"Wenn heute einige Politiker im Westen so tun, als ob ihnen die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten näher am Herzen liegt als ihre Brieftasche, so möchten wir ihnen zurufen: ´Seid vorsichtig!´"

Soweit kann ich dem Ganzen noch etwas abgewinnen, der kalte Krieg war so.

Er fährt fort:
"Der Sozialismus klopft eines Tages auch an eure Tür! Und wenn die Arbeiter und Bauern an die sozialistische Umgestaltung der BRD gehen - wie wir uns dann entscheiden, liebe Genossinnen und Genossen, dürfte wohl kein Zweifel bestehen."

Die Entscheidung hat ihm sein Volk beeindruckend abgenommen.

[SarahF]

Weißt du, wann Honecker das gesagt hat, segula ? Also in welchem Jahr ?
Und glaubten er und seine Genossen wirklich an den Sieg des Sozialismus ?
Ich habe einmal in irgendeiner ARD-Doku gehört - kann mich nicht erinnern. welche es war -
dass Honecker zu einem befreundetem Staatschef gesagt haben soll : " Siegen können wir nicht mehr,
es geht nur noch darum, nicht unterzugehen, um die Idee des Sozialismus an die nächsten Generationen weitergeben zu können."

[Exmitglied-1]

Weißt du, wann Honecker das gesagt hat, segula ? Also in welchem Jahr ?
Und glaubten er und seine Genossen wirklich an den Sieg des Sozialismus ?
Ich habe einmal in irgendeiner ARD-Doku gehört - kann mich nicht erinnern. welche es war -
dass Honecker zu einem befreundetem Staatschef gesagt haben soll : " Siegen können wir nicht mehr,
es geht nur noch darum, nicht unterzugehen, um die Idee des Sozialismus an die nächsten Generationen weitergeben zu können."

SahraF ich glaube das war 1988. Aber dein Zitat ist mir unbekannt.

[Exmitglied-1]

Zu Gast bei der britischen Queen waren seinerzeit sämtliche europäischen Staatsoberhäupter eingeladen. Als die erlauchten Gäste zum Dinner am Tisch Platz genommen hatten, beobachtete der sowjetische Parteiführer Breshnew, wie Erich Honecker heimlich ein goldenes Besteck in der Brusttasche seines "Präsent-20"-Anzuges verschwinden ließ.
"Nu karascho!", dachte er: "Das will ich auch haben!" und griff nach einer List.  
Er stellte sich in Positur, klirrte mit seinem Glas und sprach: "Liebe Genossen und Freunde, ich möchte Ihnen ein Zauberkunststück vorführen! Ich nehme dieses Essbesteck hier, stecke es in meine Tasche - und simsalabim - bei meinem Freund Erich hole ich es wieder heraus!"
Applaus, Applaus!

[Gontscharow]

lol Segula - schöner Witz.
Aber frei erfunden, weil die Queen nie mit Honecker oder Breschnew diniert hat

[Exmitglied-1]

lol Segula - schöner Witz.
Aber frei erfunden, weil die Queen nie mit Honecker oder Breschnew diniert hat

Danke für das Kompliment. In Witzen treffen sich oft Leute, die sich in Wirklichkeit nie begegnet sind.  

Neuer Witz:
Interview von Sender Jerewan:
"Stimmt es, dass in der Sowjetunion das Getreide wie Telefonmasten wächst?"
"Im Prinzip ja. Aber nicht so hoch - so weit auseinander!"

Walter Ulbricht ulkig über die Landwirtschaft in der Sowjetunion:

[Exmitglied-1]

Der Humor scheint nicht die Stärke dieses Forums zu sein.  
Dann will ich mal weiter wursteln.  

Ein Hund, eine Kuh und eine Ziege wollten eigene Wege gehen. Sie trafen sich zum Abschied hinterm Misthaufen und vereinbarten, sich übers Jahr hier wieder ein zu finden.

Die Zeit verstrich.

Zuerst kam der Hund zurück, verlaust und ausgehungert. "Wau wau!", bellte er: "Ich war in einem Ostblockland, dessen Namen ich vergessen habe, und wo es so viele Spitzbuben gibt, dass ich vor lauter bellen ganz heiser bin!"

Nach einer Weile traf auch die Kuh wieder ein und muhte empört: "Nein, muh, nein. Ich war in der Sowjetunion, wurde künstlich besamt, dreimal am Tage gemolken und nur einmal gefüttert. Das hält der stärkste Ochse nicht aus!"

Die Ziege aber blieb aus. Jahr für Jahr verstrich, doch die Ziege kam nicht wieder. "Sie wird wohl ihr Glück gemacht haben und dort bleiben", dachten ihre Freunde.
Eines Tages aber stand sie hinterm Misthaufen als Jammerbild. "Was ist denn dir geschehen?", fragten die Tiere aufgeregt: "Wo hat es dir bloß so lange gefallen?"
"Ach ihr Lieben", seufzte die Ziege: "Ich war in der DDR, habe einmal gemeckert  - fünf Jahre!" ...  

Kleine Zugabe:
Manfred Krug, der Matrosenwitz

[gattinara]

Mir sind noch zwei "verballhornte" Sprüche eingefallen, die damals von unseren Freunden hinter vorgehaltener Hand gesagt wurden:

Die Axt im Haus erspart den Sindermann.

Stoph bleibt Stoph...

Und noch eine Buchempfehlung: Jurek Beckers Neuigkeiten an Manfred Krug & Otti (Econ) - leider nur noch antiquarisch

[Gontscharow]

Jurek Becker ... den hatte ich ganz vergessen !
Das bringt mich auf ie Idee "Bronsteins Kinder" noch mal zu lesen,
der Roman hatte mir seinerzeit gut gefallen.

[Exmitglied-1]

Eine leider inzwischen verstorbene Ulknudel in der DDR war
Marianne Kiefer
Leider weiß ich den Schwank nicht mehr, wo sie zu einer Kollegin auf der Bühne sagte: "Ach könntest du inzwischen Kaffee kochen? Der Rondo ist in der Jakobsbüchse!" ,was mit langem Gelächter und Applaus bedacht wurde.
Keine Schande, wenn ein "Wessi" jetzt nicht gleich mitkommt.

[Marek1964]

Eine leider inzwischen verstorbene Ulknudel in der DDR war
Marianne Kiefer
Leider weiß ich den Schwank nicht mehr, wo sie zu einer Kollegin auf der Bühne sagte: "Ach könntest du inzwischen Kaffee kochen? Der Rondo ist in der Jakobsbüchse!" ,was mit langem Gelächter und Applaus bedacht wurde.
Keine Schande, wenn ein "Wessi" jetzt nicht gleich mitkommt.

Ja, als damaliger Exiltschechoslowake habe ich gegoogelt und überlegt - der Rondo war der DDR Kaffee, den Jacobs Kaffee gab es entweder von Verwandten oder in den Devisenläden (Intershop, oder wie hiessen die?).

Habe ich es richtig erraten?

[Exmitglied-1]

Genau marek, genau.  
Auch ich als gelernter DDR Bürger und nicht Westpäckchenempfänger wusste nicht gleich was mit der "Jakobsbüchse" anzufangen. Ich wusste nicht mal, dass es für Kaffee Blechbüchsen als Verpackung gab. Und so fiel auch bei mir der Groschen ganz spät. Und die da applaudiert hatten, die kannten das.
Aber der sinnige Hintergrund dieser Aussage hat sich für ewig in mir eingebrannt.

[Gontscharow]

Ich habe den Witz auch nicht sofort verstanden, weil mir
1. die Kaffemarke "Rondo" der DDR nicht präsent war und ich
2. keine Jacobs-Kaffeebüchsen kenne

Zum Kaffe fällt mir eine Anekdote aus meiner Westberliner Zeit in den
80ern ein : Ein Freund und ich fuhren mit dem Zug durch die DDR nach
Saßnitz. Mein Freund möchte im ZUg Kaffee trinken und fragt den Kellner
skeptisch : "Ist das DDR-Kaffee ?".Daraufhin der Kellner schlagfertig " Mein Herr,
die DDR baut keinen Kaffee an !".
Fand ich so lustig, daß ich es bis heute nicht vergessen habe.

[Exmitglied-1]

Hallo Gontscharow,
da war er wirklich schlagfertig, der Kellner.
Aber weil hier nicht nur Witziges sondern auch Nachdenkliches zur Sprache kommen darf, jetzt hier die Mitteilung:
Der DDR Regierung war die Kaffeemisere im Land natürlich ein Dorn im Auge und sie wollte sich von devisenfressenden Importen aus dem kapitalistischen Ausland befreien. Dazu errichtete die DDR im befreundeten Vietnam eine Kaffeeindustrie. Bisher war dort nur der Reisanbau vorrangig.  
Nun dauert es aber etwa 10 - 15 Jahre, bis aus einer Kaffeeplantage ein vernünftiger Ertrag geerntet werden kann und indessen ging die DDR den Bach runter.
Heute ist Vietnam einer der größten Kaffeeexporteure der Welt.
Diesen Kaffee hätte der Kellner getrost als "DDR Kaffee" servieren können.

[Arkesailas]

Totalitäre Systeme zeichnen sich durch einen eigenen Duktus aus - also eine eigene Sprache.

Und ebenso typisch für dieses Systeme ist, dass sich der Bürger mit Witzen und Sarkasmus darüber hinweg hilf.

Beides soll hier thematisiert werden. So habe ich mir diesen Thread einfallen lassen.

Und fange so mal an:


Ein sozialistischer Witz lautet:

Ein Russe und ein Tscheche* finden einen Schatz. Dann sagt der Russe: Jetzt wird brüderlich geteilt! Dann sagt der Tscheche: Nein, Halbe-Halbe.

Ja, ohne Witz kann man nirgends überleben, auch heute nicht. Schade dass die Ziefigur nach der Wende, die "Birne" nicht mehr aktuell ist. Die Witzblätter suchen dringend Ersatz.
Und wo die Witze im Sozialismus produziert wurden? "Auf der Parteischule", hat mal einer gesagt, der es wissen musste.

[Arkesailas]

Totalitäre Systeme zeichnen sich durch einen eigenen Duktus aus - also eine eigene Sprache.

Und ebenso typisch für dieses Systeme ist, dass sich der Bürger mit Witzen und Sarkasmus darüber hinweg hilf.

Beides soll hier thematisiert werden. So habe ich mir diesen Thread einfallen lassen.

Und fange so mal an:


Ein sozialistischer Witz lautet:

Ein Russe und ein Tscheche* finden einen Schatz. Dann sagt der Russe: Jetzt wird brüderlich geteilt! Dann sagt der Tscheche: Nein, Halbe-Halbe.

In jedem System gab es Witzfiguren. Schade dass die "Birne" nicht mehr aktuell ist, er gab genug Stoff für Karikaturen. Auch Göring, der bald nur noch Meyer hieß. Er hatte den Spruch getan: "ich will Meyer heißen, wenn unsere Luftwaffe nicht bald siegt".
Und wo im Sozialismus die meisten solcher Witze umgingen, wie mir jemand erzählte: auf der Parteischule.

[Exmitglied-1]

Eine Abordnung des DDR Politbüros besuchte im damaligen Karl-Marx-Stadt den Nischel. Das ist ein Monsterkopf des Namensspenders aus Stein. Nach dem üblichen Zeremoniell ging Erich Honecker zum Kaufhaus Schockens, weil er für seine Margot noch ein Paar Dederons mitbringen wollte.
Nach langem Suchen fragte er genervt einen Verkäufer: "Sagen Sie, gibts denn hier keine Strumpfhosen?"
Der Verkäufer sprach:"Keine Strumpfhosen gibts oben im zweiten Stock, bei uns hier unten gibts keine Kaffeesahne!"

Noch eine Zulage:

[Gontscharow]

Walter Ulbricht ist von dem Kabarettisten sehr gut geroffen !
Vor allem sein mangelnder wirtschaftlicher Sachverstand, gepaart mit
einer ideologisch bedingten Naivität wird hervorragend auf die Schippe
genommen.

[wfwbinder]

Frage an Radio Eriwan:

"Was passiert, wenn der Sozialismus in den USA siegen wird, mit den Kapitalisten?"

"Sie werden ihr Geld verlieren."

"Und wenn sie ihr Geld mehr lieben, als ihr Leben?"

"Das haben wir dabei schon berücksichtigt."

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