Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
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Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Das Wort "Ostalgie" ist aus der Mode gekommen, das Phänomen besteht aber weiterhin :
Man erinnert sich an die Vergangenheit und findet, daß früher vieles besser war als heute.
Wenn ehemalige DDR-Bürger das tun, regen sich ehemalige Westdeutsche leicht darüber auf,
so neulich am Mittagstisch in einer Rehaeinrichtung erlebt : Eine Patientin aus Halle-Neustadt
erinnerte sich an ihre Jugend in der DDR, ein Tischnachbar aus Recklinghausen regte sich auf,
wie man es in einer Diktatur hätte schön finden können.
Dabei hat der Herr aus Recklinghausen übersehen, daß die Frau sich einfach an ihre Jugendzeit
erinnert, als sie noch gesund und munter war ( wie gesagt, es war in einer Reha), nur daß
diese ihre Jugend eben in die DDR fiel. Ich finde das nicht verwerflich, genausowenig wie ich es
verwerflich finde, daß sie sich an die aus ihrer Sicht guten Seiten der DDR erinnert.
Warum reizt das manche Westdeutsche nur so ?
Man erinnert sich an die Vergangenheit und findet, daß früher vieles besser war als heute.
Wenn ehemalige DDR-Bürger das tun, regen sich ehemalige Westdeutsche leicht darüber auf,
so neulich am Mittagstisch in einer Rehaeinrichtung erlebt : Eine Patientin aus Halle-Neustadt
erinnerte sich an ihre Jugend in der DDR, ein Tischnachbar aus Recklinghausen regte sich auf,
wie man es in einer Diktatur hätte schön finden können.
Dabei hat der Herr aus Recklinghausen übersehen, daß die Frau sich einfach an ihre Jugendzeit
erinnert, als sie noch gesund und munter war ( wie gesagt, es war in einer Reha), nur daß
diese ihre Jugend eben in die DDR fiel. Ich finde das nicht verwerflich, genausowenig wie ich es
verwerflich finde, daß sie sich an die aus ihrer Sicht guten Seiten der DDR erinnert.
Warum reizt das manche Westdeutsche nur so ?
Greyff- Anzahl der Beiträge : 111
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Man muss auch bedenken, dass der "Ossi" in seine DDR hineingesetzt wurde, er kannte es nicht besser. Hatte er Westverwandtschaft, sah er schon etwas vom Konsum, hatte er Westfernsehen, dann auch. Hatte er beides nicht, dann war eben dieses Land mit seiner Diktatur seine Heimat. Und Kindheits- und Jugenderinnerungen sollten in der Regel immer positiv sein. Wer im Dschungel oder im Wald aufwuchs empfindet eben das als seine Heimat.
Anders heute in der globalen Welt. Die Informationen gelangen auch in den Dschungel und wecken dort Bedürfnisse, die die Bewohner bewegen, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück in Europa zu versuchen. Das hat man dann davon, wenn man wie der Herr aus Recklinghausen die Heimat des Gegenüber madig macht und nur die westliche Demokratie, die keine ist, alleinig gelten lässt.
Anders heute in der globalen Welt. Die Informationen gelangen auch in den Dschungel und wecken dort Bedürfnisse, die die Bewohner bewegen, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück in Europa zu versuchen. Das hat man dann davon, wenn man wie der Herr aus Recklinghausen die Heimat des Gegenüber madig macht und nur die westliche Demokratie, die keine ist, alleinig gelten lässt.
Walzbruder- gesperrt
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Schönes Thema.
Der Mann aus Recklinghausen und Leute die wie er denken, sind einfach nur dumm. Nicht nur Mitbürger, die ihre Jugend in der DDR verbracht haben, erinnern sich gern daran. Und das natürlich auch mit vollem Recht.
Sogar die Menschen in der Sowjetunion haben unter Stalin eine glückliche Kindheit verbracht, auch wenn in der Zeit viele Menschen in einem Gulag verschwunden sind.
Ich selbst bin "Wessi" (was man bestimmt merkt) udn war mit einer Frau aus Meissen verheiratet, die allerdings durch Ausreiseantrag in den Westen gekommen war bevor ich sie kennen lernte.
Sie hat sogar ein etwas privilegiertes Leben geführt, weil der Vater eine Gute Position auf einem Prüfamt hatte (wohl vergleichbar unserem TÜV). Probleme mit der Stasi gab es nach dem Ausreiseantrag, unter anderem Berufswechsel, weil eine Tätigkeit im Kindergarten dann nicht mehr akzeptabel war.
Was mich im meisten wundert, wenn ich mit Menschen spreche, die in der DDR aufgewachsen sind und die etwa mein Alter haben, wie unterschiedlich die Beschreibungen und Erfahrungen sind. Nicht im Bereich glückliche Kindheit. das ist sagen wir mal ziemlich ähnlich zu uns. Den Quatsch den man in der Schule gemacht hat, Urlaub an der Ostsee, oder in den Bergen usw. Alles ähnlich.
Was unterschiedlich ist sind die Beschreibungen, wenn es um Berufswahl und Studium geht. Von einigen (auch meinem Exschwager) habe ich gehört, "kein Studium ohne Militärdienst," "die Kinder von Arbeitern wurden bei der Studienplatzvergabe bevorzugt." "Wer eine Auslandsaufgabe bekam, musste zwingend IM der Stasi werden." "Kinder von Parteibonzen wurden immer begünstigt."
Andere sagten mir genau das Gegenteil. Ich war logischer Weise nicht dabei und kann somit keine Aussage treffen.
Der Mann aus Recklinghausen und Leute die wie er denken, sind einfach nur dumm. Nicht nur Mitbürger, die ihre Jugend in der DDR verbracht haben, erinnern sich gern daran. Und das natürlich auch mit vollem Recht.
Sogar die Menschen in der Sowjetunion haben unter Stalin eine glückliche Kindheit verbracht, auch wenn in der Zeit viele Menschen in einem Gulag verschwunden sind.
Ich selbst bin "Wessi" (was man bestimmt merkt) udn war mit einer Frau aus Meissen verheiratet, die allerdings durch Ausreiseantrag in den Westen gekommen war bevor ich sie kennen lernte.
Sie hat sogar ein etwas privilegiertes Leben geführt, weil der Vater eine Gute Position auf einem Prüfamt hatte (wohl vergleichbar unserem TÜV). Probleme mit der Stasi gab es nach dem Ausreiseantrag, unter anderem Berufswechsel, weil eine Tätigkeit im Kindergarten dann nicht mehr akzeptabel war.
Was mich im meisten wundert, wenn ich mit Menschen spreche, die in der DDR aufgewachsen sind und die etwa mein Alter haben, wie unterschiedlich die Beschreibungen und Erfahrungen sind. Nicht im Bereich glückliche Kindheit. das ist sagen wir mal ziemlich ähnlich zu uns. Den Quatsch den man in der Schule gemacht hat, Urlaub an der Ostsee, oder in den Bergen usw. Alles ähnlich.
Was unterschiedlich ist sind die Beschreibungen, wenn es um Berufswahl und Studium geht. Von einigen (auch meinem Exschwager) habe ich gehört, "kein Studium ohne Militärdienst," "die Kinder von Arbeitern wurden bei der Studienplatzvergabe bevorzugt." "Wer eine Auslandsaufgabe bekam, musste zwingend IM der Stasi werden." "Kinder von Parteibonzen wurden immer begünstigt."
Andere sagten mir genau das Gegenteil. Ich war logischer Weise nicht dabei und kann somit keine Aussage treffen.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Ich war selber Leistungssportler in der DDR. Kann mich nicht erinnern, das mich mal jemand gezwungen hätte in die Partei oder zur Stasi als IM zu gehen. Ich hatte ja die Möglichkeit ins Ausland zu fahren über den Sport. Wenn jemand Stress mit der öffentlichen Gewalt in der DDR hatte, dann hat man meistens gegen die Gesetze in irgend einer Form verstossen. Heute ist es dasselbe. Wer gegen die Gesetze verstösst wird ebenfalls zur Rechenschaft gezogen. Der Unterschied ist meines erachtens, dass es in der DDR eine härtere Gangart gab. Und solche Sachen wie nicht Arbeiten und trotzdem vom Volke Geld beziehen gab es nicht. Wer nicht Arbeiten wollte hat auch kein Geld gehabt. Man könnte es mal so ausdrücken, das einige heute in Deutschland im Vulgärkommunismus leben. Den der Slogan hieß immer, "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jeder nach seiner Leistung". In der DDR gab es auch einen Numerus Klausus. Wer die Leistung hatte, konnte auch das Abitur oder Studieren. Da war es egal, ob man aus einer Arbeiterfamilie kam oder nicht. Sicherlich gibt es unterschiedliche Erfahrungen. Aber es ist auch immer ratsam nachzufragen, warum es bei den einen so und den anderen so gelaufen ist. Und da ist nicht immer die DDR daran Schuld. Und mal noch was. Man hat es der DDR auch nicht leicht gemacht. Überall hat man versucht sie zu Schädigen. Ich bring mal zwei Beispiele. Textilindustrie. Hier war nach 1945 die DDR von Lieferungen aus dem Westen abhängig. Gekommen ist kaum etwas. Resultat war die Erfindung von Dederon. Oder wenn man im Westen als Sportler war kam es vor, das einer kam mit ein Koffer voll Geld und hat Dir im Westen das Paradies versprochen. Gaunau so ein Unsinn vom Wessi und Ossi. So etwas haben die bgl. Medien ins Spiel gebracht. Ein Wessi war für uns derjenige, der in den Osten kam, alles Wusste und alles Konnte. Resultat, die DDR wurde Notgeschlachtet in allen Bereichen. Ich will hier nicht pauschalisieren. Die ersten Jahre überwog aber der Unvernünftige Anteil derjenigen, die hier versucht haben Geld zu machen oder die Industrie kaputt zu machen. Das war gelebte Praxis.
Zuletzt von karstde am So Jul 26, 2015 9:46 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Komme berufl. mit sehr vielen ehem. DDR-Bürgern zusammen. Man kommt da öfters mal ins Gespräch, wie es "drüben" denjenigen ergangen ist - Kindheit usw.;
Durch die Bank wurde diesbzgl. das bestätigt, was oben bereits geschrieben wurde.
DDR-Leistungssport:
Marita Koch hält ja immer noch den Weltrek. über 400m, wenn ich richtig liege -
Vor längerer Zeit war M. Koch mit anderen ehem. West-Sportlern in einer Sport-Runde, wo es auch um Doping in der DDR zu der damaligen Zeit ging. Frau Koch hatte sich um die Fragen der Moderation hinsichtlich Doping nicht geäußert, bzw. ist den Fragen ausgewichen.
An den Gesichtszügen wie Statur ..., fehlte es an weibl. Ausstrahlung und da waren neben den DDR-Sportlern die Russen mit obenauf.
Doping verändert so manches am Menschen -
Da hatte die DDR dem Westen einiges voraus!
Waldi
Durch die Bank wurde diesbzgl. das bestätigt, was oben bereits geschrieben wurde.
DDR-Leistungssport:
Marita Koch hält ja immer noch den Weltrek. über 400m, wenn ich richtig liege -
Vor längerer Zeit war M. Koch mit anderen ehem. West-Sportlern in einer Sport-Runde, wo es auch um Doping in der DDR zu der damaligen Zeit ging. Frau Koch hatte sich um die Fragen der Moderation hinsichtlich Doping nicht geäußert, bzw. ist den Fragen ausgewichen.
An den Gesichtszügen wie Statur ..., fehlte es an weibl. Ausstrahlung und da waren neben den DDR-Sportlern die Russen mit obenauf.
Doping verändert so manches am Menschen -
karstde schrieb:Und solche Sachen wie nicht Arbeiten und trotzdem vom Volke Geld beziehen gab es nicht.
Da hatte die DDR dem Westen einiges voraus!
Waldi
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Das sind auch wieder solche Aussagen wo man das Volk für Dumm verkauft und Lügenpropaganda betreibt gegen die ehemalige DDR. Doping gibt es, seit Sport existiert. Oder glaubst Du wirklich das es eine Ostpille und eine Westpille gab. Naklar wurde im DDR Sport gedopt. Doping hat aber nicht im Westen halt gemacht. Ist vollkommener Blödsinn was die Medien für einen Unsinn geschrieben haben.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
"Die Erinnerung malt mit goldenem Pinsel".
Mir geht das ganz genau so, mit inzwischen 51 erinnere ich mich auch ganz gerne mal
an Kindheit und Jugend und finde es im Nachhinein idyllisch - wenn ich mich aber g a n z
g e n a u erinnere, fallen mir auch die negativen Dinge wieder ein und ich gestehe mir ein,
daß in meinem Leben heute vieles besser ist ( abgesehen von den körperlichen ALterungs - und Verfallserscheinungen ....davon macht sich die Jugend ja kein Bild).
Es ist dabei, wie schon mehrfach gesagt, völlig unerheblich, wo und wann die eigene Jugend stattgefunden hat. Greyff und ich haben dann wohl "Westalgie", wenn sein Kurschatten aus HaNeu Ostalgie hat.
Mir geht das ganz genau so, mit inzwischen 51 erinnere ich mich auch ganz gerne mal
an Kindheit und Jugend und finde es im Nachhinein idyllisch - wenn ich mich aber g a n z
g e n a u erinnere, fallen mir auch die negativen Dinge wieder ein und ich gestehe mir ein,
daß in meinem Leben heute vieles besser ist ( abgesehen von den körperlichen ALterungs - und Verfallserscheinungen ....davon macht sich die Jugend ja kein Bild).
Es ist dabei, wie schon mehrfach gesagt, völlig unerheblich, wo und wann die eigene Jugend stattgefunden hat. Greyff und ich haben dann wohl "Westalgie", wenn sein Kurschatten aus HaNeu Ostalgie hat.
Gontscharow- Gründungsmitglied
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Mich würde dabei aber interessieren, wie ein Staat, der kaum 17 Mio Einwohner hat, dafür aber gigantische wirtschaftliche Probleme, es fertig bringt, bei Olympischen Spielen knapp nach der Sowjetunion den zweiten Medaillenrang zu erreichen? Warum ist von so vielen Naturtalenten heute kaum etwas übriggeblieben?karstde schrieb:Das sind auch wieder solche Aussagen wo man das Volk für Dumm verkauft und Lügenpropaganda betreibt gegen die ehemalige DDR. Doping gibt es, seit Sport existiert.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Die Frage kannst Du Dir aber selber beantworten, wenn man sich damit ein bissl beschäftigt. Zumal Du schon die Frage selber beantwortet hast. Und glaube mir, wenn der Staat Bundesrepublik sich genauso dahinter geklemmt hätte wie die DDR im Sport und nicht die ganzen Hochleistungssportzentren und Sportforschungsstätten teilweise zerschlagen hätte, wäre wir heute die Nummer eins auf der Welt. Aber das Geld wird eben heute lieber für andere schöne Sachen ausgegeben. Für umsonst geht nur die Sonne auf.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
karstde schrieb:Die Frage kannst Du Dir aber selber beantworten, wenn man sich damit ein bissl beschäftigt. Zumal Du schon die Frage selber beantwortet hast. Und glaube mir, wenn der Staat Bundesrepublik sich genauso dahinter geklemmt hätte wie die DDR im Sport und nicht die ganzen Hochleistungssportzentren und Sportforschungsstätten teilweise zerschlagen hätte, wäre wir heute die Nummer eins auf der Welt. Aber das Geld wird eben heute lieber für andere schöne Sachen ausgegeben. Für umsonst geht nur die Sonne auf.
In der Tat ist es Dilemma in der BRD, wie Sportzentren usw. verfallen, zurückgebaut werden usw.; ich sehe es in meiner Stadt, wie Turnhallen ....., stillgelegt werden, Hallenbäder wegen immensen Schäden geschlossen uvm.
Unsummen werden dagegen regelrecht zum Fenster rausgeworfen.
Blau unterlegt: Hast Du da mal Beispiele zur Hand?
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Typisches Beispiel ist der Sportclub Leipzig. Die DHfK und der Fussball im Osten.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Aus meiner Kindheit kannte ich die DDR nur aus weiter Ferne. Das Bild zerfiel in 2 Teile:karstde schrieb: Wenn jemand Stress mit der öffentlichen Gewalt in der DDR hatte, dann hat man meistens gegen die Gesetze in irgend einer Form verstossen.
1. Kalter Krieg: Alles an der DDR war böse, außer den armen von der SU versklavten Deutschen. So etwas konnte ich schon als Kind nicht glauben.
2. DKP: Die DDR war das Paradies und wurde nur von den Kapitalisten und Imperialisten bekämpft und hing deshalb wirtschaftlich hinterher. Das kam mir noch abstruser vor.
Im 1. Semester traf ich einen ehemaligen DDR-Bürger. Er war in der DDR Melker, wollte aber unbedingt studieren. Er hatte ein gutes Abitur abgelegt, aber beide Eltern waren Akademiker. Deshalb musste er eine Lehre machen. Hat er mich angelogen? Er hat sich dann mit seinem Bruder auf seine Schwalbe gesetzt und ist zur Grenze gefahren. Sie sind schon an der Sicherheitszone gestoppt worden und haben sich verplappert. Die gerechte Strafe für dieses Vergehen waren 3 Jahre Steinbruch, also ganz wie im Westen. Die BRD hat ihn für geschätzte 30000 DM freigekauft und ihm ermöglicht ein Fach seiner Wahl zu studieren. Ich habe ihn sehr gemocht. Bescheiden, offen, an Statussymbolen völlig uninteressiert. Ich dachte damals, dass diese Lebenshaltung eines Weisen das Resultat der DDR-Erziehung sei, eine völlige Fehleinschätzung.
Der zweite Ex-DDR-Bürger, den ich kennenlernte, war mein Oberarzt, der ein Jahr vor der Wende ausgebürgert worden ist. Er hatte sich seine glänzende Karriere an der Charité verbaut, weil er die vielen Gängelungen und Unsinnigkeiten in seinem Beruf kommentierte. Zuerst wurde er vom Uni-Radiologen zum HNO-Arzt in der Provinz (Halle) degradiert. (er meinte, dass er wegen des Dialekts am Anfang gar nicht wusste, ob er nun Augen- oder Ohrenarzt werden sollte). Als er auch dort die Klappe nicht halten konnte, bekam er 3 (in Worten "drei") Tage Zeit, alles zu verschenken oder zu verkaufen, den Rest in einen genau definierten Koffer zu packen und über eine ebenfalls genau definierte Route die DDR zu verlassen. Also auch genauso wie im Westen. Er war meinem Studienfreund sehr ähnlich, noch ein Weiser aus dem Nahen Osten.
Er hatte mir erzählt, dass sein Professor in Pharmakologie einmal einen Witz über ein Medikament gemacht hat: Es sei die größte Erfindung der Menschheit seit der Antibaby-Pille. Am folgenden Tage wurde er gezwungen, öffentlich zu bereuen und zu erklären, die größte Erfindung der Menschheit sei der Marxismus/Leninismus. Auch wie im Westen.
Die zwei Bekannten erzählten mir, dass es nur offiziell keine Arbeitslosen gab. In den Betrieben und LPGs waren die 'Rumsteher nur schwer von den Arbeitenden zu unterscheiden. Es gab auch politische Arbeitslose. So wurde der Vater meines Studienfreundes nach dem Fluchtversuch seiner Kinder entlassen und musste bei der Kirche jobben. Offiziell hatte er einen Alibijob fast ohne Bezahlung. Jede Woche musste er sich bei der Polizei melden: Ganz wie im Westen.karstde schrieb:
Wer nicht Arbeiten wollte hat auch kein Geld gehabt.
Siehe oben.karstde schrieb:
Wer die Leistung hatte, konnte auch das Abitur oder Studieren. Da war es egal, ob man aus einer Arbeiterfamilie kam oder nicht.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Wie Du richtig geschrieben hast. Du kennst die DDR nur aus der Ferne. Ich habe dem nichts weiter hinzuzufügen. Mir ist aufgefallen, Du bist in solchen Sachen viel zu emotional mit einer vorgefassten Meinung. Ist nicht schlimm. Dient aber dem Wesen der Sache nicht.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Nicht das Du mich falsch verstehst. Sicherlich gab es unschöne Dinge. Wenn aber das Wissen auf Erzählungen basiert, kommen wir schlecht einen Schritt weiter.
karstde- Anzahl der Beiträge : 87
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Dazu fehlen einem schnell die Worte, das kann ich verstehen. Mir geht es nicht um Gut und Böse, das habe ich sicher schon 5 mal gesagt, sondern um die Wahrheit. Ich sehe die Aufgabe beider Seiten darin, Informationen und Bewertungen auszutauschen, kein emotionales Süppchen zu rühren. Mein DDR-Bild ist "der doofe Rest": Wirtschaftliche Misere, Gängelungen, Bespitzelungen bis zur Absurdität, Diktatur, Gefangenheit in jeder Hinsicht. Die positiven Charakterbeispiele, die ich kenne, gehören zur kleinen Gruppe der Dissidenten. Das Leistungssportsystem empfinde ich schon im Westen als völlig überzogen. Es ähnelt einer Ersatzreligion.karstde schrieb:Wie Du richtig geschrieben hast. Du kennst die DDR nur aus der Ferne. Ich habe dem nichts weiter hinzuzufügen.
Was sind aber die positiven Eigenschaften der DDR? Es kann doch nicht sein, dass niemand von Euch in der Lage ist, darauf eine Antwort zu geben.
Ich will es selbst versuchen (das wird ein wirklich dünnes Brett...):
1. Die Idee der Gleichheit von Menschen.
2. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau (eigentlich ein starker Punkt. Mir muss nur jemand erklären, warum die führenden Köpfe fast alles Männer waren)
3. Die Idee der Gemeinschaft, die über jedem Individualismus steht.
4. Ein Hauch von Anarchie
5. Die Idee des Friedens
6. Die Idee der Demokratie
Überall, wo ich "Idee" schreibe, halte ich sie für in der Wirklichkeit zum Teil gescheitert.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Eine Antwort geben wir schon. Man muss allerdings die Antworten auch verstehen und nicht in sein eigenes Schema drücken. Hoffe Du verstehst was ich meine. Das wäre dasselbe, wenn Dir einer von Außen erzählt, wie Du Deine Familienplanung und Erziehung zu gestalten hast.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
karstde schrieb:Typisches Beispiel ist der Sportclub Leipzig. Die DHfK und der Fussball im Osten.
Der Fußball ist ein Millionen/Milliarden-Geschäft!
Alleine schon die TV-Rechte bringen den Vereinen Unsummen an Einnahmen.
Ist man als Bub in einem Fußballverein und bringt nicht die Leistungen, die dem Trainer vorschwärmen, dann wird man fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel.
Von den Vereinsfuzzys bekommt man ein Schreiben, daß auf die "Mitwirkung" des Jungen kein Wert mehr gelegt wird!!! - Meinem Sohn so geschehen.
So kann man die Jungs auch motivieren Sport zu betreiben.
Meine Tochter war in einem Volleyball-Verein eine super Spielerin. Die Fußballabteilung ist auf den Trichter gekommen, ihr Training in den Wintermonaten in der Halle zu absolvieren und die Volleyball-Damen sollten eine Halle zig Kilometer am Stadtrand entfernt als Ersatz nehmen......
Einsprüche wurden abgewiesen usw. - das wars dann mit der Herrlichkeit.
Fußball regiert die Welt, nur daß ich seit dem "Vorfall" mit meinem Buben, was schon viele Jahre zurück liegt, ein entschiedener Gegner von Fußball bin!
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Dann erzähl mir doch 'mal 'was "von Innen", statt herumzulavieren. Das wirkt auf mich so, als wolltest Du nur mit Menschen diskutieren, die Deiner Meinung sind.karstde schrieb:Eine Antwort geben wir schon. Man muss allerdings die Antworten auch verstehen und nicht in sein eigenes Schema drücken. Hoffe Du verstehst was ich meine. Das wäre dasselbe, wenn Dir einer von Außen erzählt, wie Du Deine Familienplanung und Erziehung zu gestalten hast.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Sei mir nett Böse, aber darauf Antworte ich nicht.
karstde- Anzahl der Beiträge : 87
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Judas Phatre schrieb:Mich würde dabei aber interessieren, wie ein Staat, der kaum 17 Mio Einwohner hat, dafür aber gigantische wirtschaftliche Probleme, es fertig bringt, bei Olympischen Spielen knapp nach der Sowjetunion den zweiten Medaillenrang zu erreichen? Warum ist von so vielen Naturtalenten heute kaum etwas übriggeblieben?karstde schrieb:Das sind auch wieder solche Aussagen wo man das Volk für Dumm verkauft und Lügenpropaganda betreibt gegen die ehemalige DDR. Doping gibt es, seit Sport existiert.
Wieviel Geld die DDR sinnlos verkleistert hat, kann man doch daran sehen, dass die Stasi einer der größten Arbeitgeber war.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Das ist eine äußerst plumbe Antwort. Wieviel Geld war es denn? Wieviel Geld wird denn heute sinnlos ausgegeben? Das geht sogar soweit, das das Volk die Banken unterstützt. Das es Menschen gibt, die so etwas Klasse finden sieht man ja. Ich habe mit den Leuten von der Stasi nichts am Hut, aber hier sollte man doch seine eigene ideologische Überzeugung zügeln. Solche Äußerungen habe ich öfters in der Bild gelesen. Toll. Es sei den, sie kennen sich mit der Stasi sehr gut aus. Das wirft wieder andere Fragen auf. Und bitte mein geschriebenes nicht aus dem Zusammenhang reisen. Den dieses Spiel, wir die Guten und die anderen die Bösen nervt.
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
karstde schrieb:Das ist eine äußerst plumbe Antwort. Wieviel Geld war es denn? Wieviel Geld wird denn heute sinnlos ausgegeben?
Wieviel es ist weiss ich nicht, aber das eigene Volk zu überwachen ist für mich, abgesehen von einer wirklich terroristischen Gefahr, sinnlos und unnötig.
karstde schrieb: Das geht sogar soweit, das das Volk die Banken unterstützt. Sie finden so etwas bestimmt Klasse.
Mit Sicherheit nein.
Den Sinn der Sache, nämlich die Sicherheit der Konten der Normalbürger/Kleinsparer zu schützen hätte man vermutlich auch anders erreichen können, wenn auch mit der Gefahr, das etwas mehr Unruhe gekommen wäre. Auf jeden Fall wären, wenn man eine Lösung nach meinem Geschmack gefunden hätte, die Bankaktionäre beteiligt worden, weil das Aktienkapital verlorengegangen wäre. Bei jeder anderen Aktiengesellschaft die Pleite geht, verlieren die Aktionäre auch ihr Aktienkapital, somit logischer Weise auch die Bankaktionäre.
Ich würde mir allerdings auch, weil ich es wirklich nur aus dem Erzählen von Insidern beurteilen kann, mehr wünschen, dass die, die es erlebt haben auch bitte schildern.
Ich kenne z. b. einen Pfarrer hier in Berlin, der bespitzelt worden ist und später durch Akteneinsicht erfuhr wer es war. Er hat mir dann auch geschildert, wie es war diese Person später auf einem offiziellen Empfang wieder zu treffen. Diese erlebnisse sind spannend.
Oder eben auch Schilderungen, wie man sich so etwas vom Leib halten konnte, weil man sich geschickt aus den Problemkreisen raushielt.
Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
Soweit gehe ich ja auch mit. Ich habe aber etwas dagegen, wenn man die DDR immer in ein Licht stellen will was nicht in Ordnung ist. So etwas ist Eklektizismus. Punkto Bespitzelung. Unsere besten Freunde, die USA was machen die den? Verstehen Sie mich richtig. Das passt alles nicht. Und übrigens brauchen wir keine Stasi. Wir haben die Finanzämter. Das meinte ich aber jetzt nicht so ernst. Was die Bankenproblematik angeht, habe ich eine andere Meinung. Ihre Meinung ist aber vollkommen Gesellschaftskonform.
Zuletzt von karstde am So Jul 26, 2015 8:32 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
karstde- Anzahl der Beiträge : 87
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Re: Ostalgie - wenn man sich nach der DDR zurücksehnt
karstde schrieb:Das ist eine äußerst plumbe Antwort. Wieviel Geld war es denn? Wieviel Geld wird denn heute sinnlos ausgegeben?
Wieviel es ist weiss ich nicht, aber das eigene Volk zu überwachen ist für mich, abgesehen von einer wirklich terroristischen Gefahr, sinnlos und unnötig.
karstde schrieb: Das geht sogar soweit, das das Volk die Banken unterstützt. Sie finden so etwas bestimmt Klasse.
Mit Sicherheit nein.
Den Sinn der Sache, nämlich die Sicherheit der Konten der Normalbürger/Kleinsparer zu schützen hätte man vermutlich auch anders erreichen können, wenn auch mit der Gefahr, das etwas mehr Unruhe gekommen wäre. Auf jeden Fall wären, wenn man eine Lösung nach meinem Geschmack gefunden hätte, die Bankaktionäre beteiligt worden, weil das Aktienkapital verlorengegangen wäre. Bei jeder anderen Aktiengesellschaft die Pleite geht, verlieren die Aktionäre auch ihr Aktienkapital, somit logischer Weise auch die Bankaktionäre.
Ich würde mir allerdings auch, weil ich es wirklich nur aus dem Erzählen von Insidern beurteilen kann, mehr wünschen, dass die, die es erlebt haben auch bitte schildern.
Ich kenne z. b. einen Pfarrer hier in Berlin, der bespitzelt worden ist und später durch Akteneinsicht erfuhr wer es war. Er hat mir dann auch geschildert, wie es war diese Person später auf einem offiziellen Empfang wieder zu treffen. Diese erlebnisse sind spannend.
Oder eben auch Schilderungen, wie man sich so etwas vom Leib halten konnte, weil man sich geschickt aus den Problemkreisen raushielt.
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