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Clemens August Graf von Galen - Ein mutiger Mann

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Beitrag von Orianne Mo Aug 10, 2015 10:29 am

Clemens August Graf von Galen galt als Kommunustenhasser und gleichzeitig sah er den Nationalsozialismus vielleicht als das kleiner Uebel für die Leute an.
Er begrüsste den Krieg gegen die Sowjetunion, schon sein Urahn Christoph Bernhard von Galen war Bischof von Münster, der streitbare Mann gilt als Erfinder des Schrapnells.

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Bild aus meiner Sammlung, von mir koloriert.

Von Galen legte sich schon aber bald mit den Nazis an. Er bezeichnete es als Neuheidentum, wenn behauptet werde, die Sittlichkeit gelte nur soweit, als sie der Rasse nütze, wenn die Offenbarung des Alten Testaments abgelehnt und eine Nationalkirche angestrebt werde, die auf den Lehren von Blut und Rasse beruhe. In seiner Diözese ließ er Ende 1934 die gegen die in dem Werk Der Mythus des 20. Jahrhunderts niedergelegte Rassenideologie Alfred Rosenbergs gerichtete anonyme – unter anderem vom Bonner Kirchenhistoriker Wilhelm Neuss stammende – Schrift Studien zum Mythus des 20. Jahrhunderts als amtliche Beilage zum kirchlichen Amtsblatt seiner Diözese veröffentlichen.

Als eine im August 1935 an Hitler übergebene Denkschrift der deutschen Bischöfe, die maßgeblich auf Entwürfen von Galens und Kardinal Michael von Faulhabers beruhte, trotz der Bekanntgabe in einem Hirtenbrief ohne Antwort blieb, sprach er sich in Briefen an Amtsbrüder und in einer für den Vatikan bestimmten Denkschrift immer deutlicher gegen die leise Diplomatie der meisten Bischöfe, insbesondere des Vorsitzenden der Bischofskonferenz Adolf Kardinal Bertram, hinter geschlossenen Türen und für die Einschaltung der Öffentlichkeit gegen die Machthaber aus.

Zum Polenfeldzug aber meinte von Galen:

„Der Krieg, der 1919 durch einen erzwungenen Gewaltfrieden äußerlich beendet wurde, ist aufs Neue ausgebrochen und hat unser Volk und Vaterland in seinen Bann gezogen. Wiederum sind unsere Männer und Jungmänner zum großen Teil zu den Waffen gerufen und stehen im blutigen Kampf oder in ernster Entschlossenheit an den Grenzen auf der Wacht, um das Vaterland zu schirmen und unter Einsatz des Lebens einen Frieden der Freiheit und Gerechtigkeit für unser Volk zu erkämpfen.“

– Rundschreiben an den Klerus vom 14. September 1939


1941 äusserte von Galen sich in 3 kritischen Predigten - Zitate, die an Deutlichkeit nicht zu überbieten sind:

„Der physischen Übermacht der Geheimen Staatspolizei steht jeder deutsche Staatsbürger völlig schutzlos und wehrlos gegenüber. … Keiner von uns ist sicher, und mag er sich bewußt sein, der treueste, gewissenhafteste Staatsbürger zu sein, mag er sich völliger Schuldlosigkeit bewusst sein, daß er nicht eines Tages aus seiner Wohnung geholt, seiner Freiheit beraubt, in den Kellern und Konzentrationslagern der Geheimen Staatspolizei eingesperrt wird.“

„Wir sind Amboss und nicht Hammer! Aber seht einmal zu in der Schmiede! Fragt den Schmiedemeister und laßt es euch von ihm sagen: Was auf dem Amboss geschmiedet wird, erhält seine Form nicht nur vom Hammer, sondern auch vom Amboss. Der Amboss kann nicht und braucht nicht zurückzuschlagen; er muß nur fest, nur hart sein. Wenn er hinreichend zäh, fest, hart ist, dann hält meistens der Amboss länger als der Hammer.“

Hier ein Zitat zur T4-Aktion

Nein, ich will den Vergleich nicht bis zu Ende führen –, so furchtbar seine Berechtigung ist und seine Leuchtkraft! Es handelt sich hier ja nicht um Maschinen, es handelt sich nicht um ein Pferd oder eine Kuh, … Nein, hier handelt es sich um Menschen, unsere Mitmenschen, unsere Brüder und Schwestern! Arme Menschen, kranke Menschen, unproduktive Menschen meinetwegen! Aber haben sie damit das Recht auf das Leben verwirkt? Hast du, habe ich nur so lange das Recht zu leben, solange wir produktiv sind, solange wir von den anderen als produktiv anerkannt werden?“

Goebbels wollte von Galen verhaften lassen und ihm nach dem Krieg den Prozess zu machen, Bormann wollte ihn hängen lassen, Goebbels aber fürchtete einen Aufstand im Münsterland, so liess er einfach den Bruder, einen Politiker des ehemaligen Zentrums bei der Aktion Gitter 1944 von der Gestapo abholen, und in das berüchtigte KZ Sachsenhausen bringen.

1946 wurde von Galen von Papst Pius XXII. zum Kardinal erhoben.

Auch jetzt setzte sich von Galen wieder für seine Mitmenschen ein, er legte sich mit den Alliierten an. Kurze Zeit später starb der Kardinal an einem Blinddarmdurchbruch.
Er wurde 68 Jahre alt, 2005 wurde von Galen selig gesprochen.

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Beitrag von wfwbinder Mo Aug 10, 2015 10:40 am

Graf von Galen wird auch folgende Geschichte nachgesagt:

Er sprach in einer sonntäglichen Predigt über Kinder.

Natürlich waren immer Gestapoleute zur Beobachtung in der Kirche. Einer von denen soll Graf von Galen mit dem Ausruf, "erstmal Kinder machen, bevor man drüber redet," provoziert haben.

Galen antwortete unverzüglich: "Ich verbitte mir jede unverschämte Anspielung auf unseren Führer."
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Beitrag von Orianne Mo Aug 10, 2015 11:07 am

wfwbinder schrieb:Graf von Galen wird auch folgende Geschichte nachgesagt:

Er sprach in einer sonntäglichen Predigt über Kinder.

Natürlich waren immer Gestapoleute zur Beobachtung in der Kirche. Einer von denen soll Graf von Galen mit dem Ausruf, "erstmal Kinder machen, bevor man drüber redet," provoziert haben.

Galen antwortete unverzüglich: "Ich verbitte mir jede unverschämte Anspielung auf unseren Führer."

Der ist gut, sehr schlagfertig Laughing
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Beitrag von Gontscharow Mo Aug 10, 2015 12:01 pm

Ich bin mit Graf von Galen verwandt - wenn ich das früher in Münster erwähnte, brachte mir das
immer unverdiente Vorschußlorbeeren zumindest in katholischen Kreisen ein ( bis in die 70er Jahre
die absolute Mehrheit in der Stadt und im Münsterlnd, wo die CDU mancherorts Wahlergebnisse bis zu
90% einfahren konnte).
Heutzutage hat sich das geändert, in Folge der "Kulturrevolution" von 1968 ff. würde ein Mann wie
von Galen nicht mehr in die Zeit passen, ganz zu schweigen von unserem gemeinsamen Vorfahren
"Bombenbernd", der im 17. Jahrhundert Bischof von Münster war, wie Orianne in ihrem Eingangspost erwähnte. Diese beiden würden heute als hoffnungslos reaktionär angesehen werden.
Zu seiner Zeit war von Galen mit seinen Ansichten aber ein typischer Vertreter seines Milieus. Was ihn allerdings vor anderen Zeitgenossen auszeichnete, war sein Mut. Er hat sich der Gestapo nicht gebeugt, obschon seine Angehörigen und er selbst in ständiger Lebensgefahr schwebten. In den Teilen der NS-Ideologie, die der katholischen Lehre widersprachen, blieb er bei einem standhaften "Nein".
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Beitrag von Orianne Mo Aug 10, 2015 12:45 pm

@Gontscharow: Mir wäre das eine Ehre mit so einem Mann verwandt zu sein - Aber es stimmt natürlich, heute würde er sicher bei den Leuten anecken. Wir haben in Zürich einen Erzbischof, der sich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe wendet, er liess markige Sprüche los und legte sich mit Schwulen- und Lesbenverbänden an, die gaben ihm ein Superkontra, er solle sich nicht über Dinge äussern, von denen er keine Ahnung hätte, wie z.B. vom Sex. Vitus Huonder, der letzte Verteidiger des Abendlandes sieht nun diversen Anzeigen von Gläubigen entgegen, auch der Papst erhielt Post, der Inhalt ist klar, man will die Absetzung, und einen neuen Bischof, schon vor ein paar Jahren mussten wir so einen Konservativen vertreiben, er ist nun Erzbischof in Liechtenstein, dort mit dem Fürsten, der ebenfalls noch im 18. Jahrhundert lebt ist es ihm nun sicher wohl. Warum uns Rom immer wieder solche Exemplare sendet? Es ist vielen Leuten ein Rätsel.
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Beitrag von Gontscharow Mo Aug 10, 2015 12:54 pm

Tja, die katholische Kirche wäre ein Thema für sich. Zu von Galens Zeit wäre die Einstellung
eures Züricher Bischofs aber normal gewesen. Schon deshalb bin ich froh, 2015 zu leben !
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